Schadensfall aus der Praxis
Gerät die Fußbodenheizung außer Kontrolle, spielt das Holz verrückt
SchadensbildIn einem Neubau wurden im gesamten Obergeschoss auf einem vier Monate alten und belegreif geheizten Heizestrichs (< 1,8 CM%) 10 mm dicke Zweischichtstäbe mit 4 mm dicker Sucupira-Nutzschicht mit einem elastischen Klebstoff geklebt. Die werksseitig vorgeölten ca. 70 mm breiten, ca. 60 cm langen und 10 mm dicken Parkettelemente wurden nach Verlegung endgeölt und dann bis zur Fertigstellung des Gebäudes mit einem diffusionsoffenen Abdeckvlies und einer darüber verlegten 10 mm dicken Hartfaserplatte abgedeckt. Nach dem Bezug des Objektes und dem Entfernen der Abdeckung wurden nahezu in allen Räumen deutliche Risse in der Sucupira-Deckschicht festgestellt. Die Parkettarbeiten wurden gerügt.
Schadensursache Im Rahmen der gutachterlichen Überprüfung wurde per Gegenlichtbetrachtung festgestellt, dass eine Vielzahl der zweischichtigen Parkettstäbe geringe Schüsselungen aufwiesen. Es war jedoch auffällig erkennbar, dass etwa 80% der Parkettelemente deutliche Risse und teilweise geringfügige Aufwölbungen im Bereich der Risse aufwiesen. Die Überprüfung des Estrichs ergab, dass der Estrich zwar ausreichend trocken war, aber das aufgrund der herrschenden Luftfeuchtigkeitsgehalte im Objekt eine deutliche Rücktrocknung vorgelegen haben musste.
Der Bauherr gab an, dass es erhebliche Probleme mit der Fußbodenheizung gab und und dass es zu Rissen im Estrich gekommen war, die aber bereits saniert worden waren. Diese Aussagen ließen den Gutachter zu dem Schluss kommen, dass die Ursache für die Parkettschäden unzulässige Oberflächentemperaturen der beheizten Fußbodenkonstruktion war. Ein Hitzestau unterhalb der Abdeckung, die zudem auch einen deutlichen Wärmedurchlasswiderstand darstellte, hatte das Holz überbeansprucht und zu einem Zerreißen innerhalb der Sucupira-Nutzschicht geführt.
SchadensbehebungHier kam nur ein vollflächiger Rückbau und eine Neuverlegung des Parketts in Frage, inklusive einer gutachterlichen Überprüfung des Heizsystems hinsichtlich der Regulierung der Oberflächentemperaturen.
FazitDieser Fall verdeutlicht, dass nicht nur der Parkettleger, sondern auch der Bauherr dafür Sorge tragen müssen, dass sowohl die Arbeit am Gewerk als auch die gesamte Planung der Fußbodenarbeiten fehlerfrei abläuft. Bei der systematischen Befolgung der "Schnittstellenkoordination bei beheizten Fußbodenkonstruktionen" hätten diese Schäden, die immense Kosten nach sich gezogen haben, vermieden werden können.
Der Autor
Fußboden-Gutachter Helmut Becker
öbv Sachverständiger für das Estrich- und Parkettlegerhandwerk sowie für Bodenbeläge
Professor-Lübeck-Straße 8
36088 Hünfeld
Telefon: 06652/2309
Telefax: 06652/748778
www.gutachter-becker.de
Leserbrief
"Elastilon hätte diese Risse und Deformierungen verhindert"
Leserbrief von F. J. van Bers, Eindhoven, zum Schadensfall "Gerät die Fußbodenheizung außer Kontrolle, spielt auch das Holz verrückt" (ParkettMagazin 2/2013, Seite 140)
Holz quillt durch Feuchtigkeitsaufnahme und schrumpft bei Trocknung. Es gibt eine Macht, die das verhindern kann. Das gezeigte Foto ist ein Beispiel dafür, wie diese physikalischen Eigenschaften einen schön, aber offensichtlich nicht fachgerecht verlegten Sucupira-Parkettboden zu einer Reklamation werden ließen. Auch wenn es sich hier um ein sehr robustes Zweischichtparkett handelt - bei diesem Boden war nichts mehr zu retten.
Was ist hier falsch gelaufen? Dieses Parkett wurde "starr" auf einem ebenso starren Unterboden geklebt, der sich, wenn geheizt wird - wenn auch in sehr geringem Maße - genau entgegengesetzt zum Parkett verhält: Er quillt, während das Parkett durch die Trockenheit schrumpft. Geringes Aufquellen auf der einen Seite, extremes Schrumpfen auf der anderen.
Zwei völlig gegensätzliche Kräfte. Und wie man weiß, ist eine Kette immer so stark wie ihr schwächstes Glied. Durch die zunehmenden Spannungen kommt es zu einer Deckschichtablösung oder der Parkettboden reißt. Laut dem genannten Beitrag ist Letzteres zu 80 % passiert, und die wenigen Teile, die keine Risse aufweisen, haben sich verformt.
Es liegt auf der Hand, dass, wenn der Boden nach dem gleichen Prinzip erneuert wird und die Fußbodenheizung wieder außer Kontrolle gerät, den Auftraggeber das gleiche Schicksal noch einmal erwartet.
Genau das wäre nicht passiert, hätte man sich - zum Beispiel in der Fachpresse - über die Entwicklungen in der Branche informiert. Dann hätte man sich zum Beispiel für Elastilon entschieden, ein Verlegesystem mit besonderen Vorteilen. Das Holz wäre dann nicht der seiner Natur entsprechenden Freiheit, nämlich zu schrumpfen und zu quellen, beraubt worden. Und es hätte keine sichtbaren Folgen und nicht den geringsten Schaden gegeben. Um dies zu untermauern, füge ich diesem Leserbrief eine Zuschrift aus Kanada bei, in der ebenfalls zu extremem Schrumpfen Stellung genommen wird."
". wir verkaufen und verlegen schon seit Jahren Massiv- und Fertigparkett und haben nicht nur kleine, sondern auch große Projekte ausgeführt. Das Elastilon-Verlegesystem wurde uns 2008 erstmals vorgeführt, und nach sorgfältiger Abwägung und eingehender Prüfung beschlossen wir, das System bei der Einrichtung von Eigentumswohnungen zu verwenden. Anfangs waren unsere Mitarbeiter skeptisch, und es gab Widerstand. Da wir wussten, wie erfolgreich andere überall auf der Welt mit dem System gearbeitet hatten, blieben wir bei unserer Entscheidung. Wir zeigten ihnen, welche Vorteile Elastilon bietet, und schon nach sehr kurzer Zeit konnten die Böden in erstaunlichem Tempo verlegt werden. Wir waren in Rekordzeit mit unserer Wohnanlage fertig, und das Ergebnis konnte sich sehen lassen.
Gegen Ende des Winters hatte es Probleme wegen der niedrigen Luftfeuchtigkeit in den Wohnungen gegeben. Der Bodenbelag reagierte auf die extrem trockene Luft und drohte Schaden zu nehmen. Wir begaben uns schnell zu der Wohnanlage, um uns ein Bild von der Situation zu machen. Als erstes galt es, die Ursache für die niedrige Luftfeuchtigkeit zu ermitteln und zu beseitigen. Danach kümmerten wir uns um den Boden. Der Belag war geschrumpft, und es hatten sich bereits die ersten Fugen gebildet. Zu unserer Überraschung erholte sich der Boden jedoch schnell wieder, nachdem für eine normale Luftfeuchtigkeit in den Wohnungen gesorgt worden war. Er sah wieder genauso perfekt aus wie am ersten Tag.
Hätten wir den Boden wie ursprünglich geplant verleimt, wäre er auseinander gerissen worden, und es wäre uns nichts anderes übrig geblieben, als sämtliche Beläge in der gesamten Anlage zu erneuern.
Elastilon hat sich unglaublich gut bewährt und uns nicht nur Kosten, sondern eine Menge Zeit erspart. Wenn Sie es erst einmal ausprobiert haben, wollen Sie Hartholz mit keinem anderen System mehr verlegen. Das können Sie mir ruhig glauben."
aus
Parkett Magazin 02/13
(Handwerk)