Fritz Langauer von Oritop berichtet aus Afghanistan
Neue Teppichwäschereien in Mazar-i-Sharif und Herat
Im vergangenen November reiste Fritz Langauer, Geschäftsführer bei Oritop, nach Afghanistan, um die Kontakte zu seinen Produzenten zu verbessern - aber auch, um die neuen von den USA gebauten Teppichwäschereien zu besichtigen. Denn bisher transportierte man nahezu alle im Land geknüpften Teppiche nach Pakistan, entweder nach Peshawar oder Lahore. Sie wurden dort gewaschen und gespannt, um dann von dort als pakistanische Erzeugnisse exportiert zu werden. Die Gründe für diesen dreiwöchigen, kostenintensiven Umstand sind vielfältig: Es gibt in Afghanistan kaum gute Wäschereien, der Winter ist lang und kalt. Außerdem ist an vielen Orten das Wasser ungeeignet. Langauer weiß, dass die meisten europäischen Fachleute gar nicht hoch genug bewerten, wie wichtig eine gute Erstwäsche ist.
Seit zwei Jahren leitet Lisa Sanchez für das amerikanische Verteidigungsministerium unter fachlicher Beratung von Bülent Özazan den Bau und die Einrichtung von Teppichwäschereien in Herat und in Mazar-i-Sharif. Während Langauer dort zu Besuch war, begann die Wäscherei in Mazar mit der Arbeit. Die Leitung hat Hadji Dai, der bis vor kurzem in Lahore tätig war und den Langauer seit Jahren kennt. Ziel ist eine perfekte Wäsche in Afghanistan, um direkt von dort die Teppiche entweder per Flugfracht nach Dubai zu versenden oder per Lkw von Herat über den Iran und von Mazar-i-Sharif über Turkmenistan und Russland nach Istanbul zu transportieren. Kosten- und Zeitersparnisse wären erheblich. Den Amerikanern geht es bei dem Projekt um die Verbesserung der Infrastruktur und die Schaffung von Arbeitsplätzen. Die ersten Erfolge sind vielversprechend.
An der Großzügigkeit der Bauten und der technischen Einrichtung, wie z.B. an den in Pakistan kaum bekannten rotierende Bürsten und Zentrifugen, sind die westlichen Einflüsse deutlich sichtbar. Die Wäschereien befinden sich in Industriegebieten und bieten daher viel Platz zum Trocknen der Teppiche. Langauer hofft, dass die Anlagen nach Übergabe an die Afghanen in zwei Jahren gut erhalten bleiben.
Fritz Langauer berichte zur allgemeinen Lage im Land: "An einigen Tagen konnte ich in Gebäuden, die von Sicherheitsleuten der Amerikaner bestens bewacht sind, übernachten. Das tägliche Leben erschien ruhig und normal, ausländische Soldaten waren kaum zu sehen. Allerdings wurde mir von einer nächtlichen Autofahrt abgeraten. Die Gefahren sind weniger Bomben, sondern vielmehr Geiselnahmen durch Kriminelle. Ich selbst wurde wegen meiner Sprachkenntnisse zumeist für einen Iraner gehalten. Auch in Afghanistan bilden vor allem persönliche Beziehungen die Grundlage zu reibungsloseren Abläufen und letztlich qualitativ besseren Produkten. Die Kontakte sollten sich daher nicht nur, wie in der letzten Zeit üblich, auf Zusammenkünfte in Lahore beschränken. Mein Schwiegersohn Christoph und ich werden Reisen nach Afghanistan deshalb sicherlich wiederholen."
aus
Carpet Magazin 02/13
(Teppiche)