36. Seminar Fussbodentechnik in Leipzig
Dieter Altmann übergibt Staffelstab an Ulrike Bittorf
Für Fans des Sachverständigen Heinz-Dieter Altmann gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht: Die schlechte ist, dass er 2013 das 36. und letzte Seminar Fussbodentechnik in Leipzig durchgeführt hat. Die gute ist, dass er mit der Sachverständigen Ulrike Bittorf eine Nachfolgerin gefunden hat, die die Reihe genauso engagiert fortführen will. FussbodenTechnik war bei der 36. Ausgabe mit beiden Sachverständigen dabei und erlebte gemeinsam mit 150 Teilnehmern spannende Fachbeiträge.Wer kann von sich behaupten, dass er 4.500 Verleger geschult hat? Die Antwort lautet: Heinz-Dieter Altmann. Der Sachverständige hat in 23 Jahren 36 Fussbodentechnik-Seminare in Leipzig durchgeführt. Weitere 1.000 Teilnehmer kamen zu der Seminarreihe "Estrich, Fliesen und Naturstein" nach Dresden. Altmann erinnert sich gerne an die Anfänge: "Da es in Leipzig keine vernünftigen Tagungshotels gab, sind wir in einem Hörsaal der Universität Leipzig gestartet." Dem Obmann des BEB-Arbeitskreises Sachverständige lag es stets am Herzen, etwas für das verlegende Handwerk in den neuen Bundesländern zu tun. Aus diesem Grund ist er den Standorten Leipzig und Dresden treu geblieben. Während der gesamten Zeit gab es nur drei Ausnahmen: Zwei Seminare fanden in Halle an der Saale und eines bei Debolon in Dessau statt.
Da die Vor- und Nachbereitung der Veranstaltungen relativ aufwendig war und ist, hat sich Altmann entschieden, seine Seminarreihe Fussbodentechnik in die Hände der Sachverständigen Ulrike Bittorf zu legen. Die Leiterin des BEB-Arbeitskreises Bodenbeläge will die Seminare ganz im Sinne von Altmann weiterführen. Die diesjährige Ausgabe haben beide Sachverständige gemeinsam organisiert und durchgeführt. Im nächsten Jahr, am 11.3.2014, liegt die Leitung dann ganz in Händen von Ulrike Bittorf. Schon jetzt steht fest, dass Heinz-Dieter Altmann als Referent dabei sein wird. Für die zweite Seminarreihe "Estrich, Fliesen und Naturstein" wird noch ein Nachfolger gesucht.
Ulrike Bittorf
Bodenbelagsarbeiten: Dumm gelaufen - von der Funktionalbeschreibung bis zur 2. Sanierung
Inhalt: Die Sachverständige Ulrike Bittorf stellte einen Schadensfall vor, in dem die Estrichdicken unterdimensioniert waren. In dem Neubau wurden Blasenbildungen in einem PVC-Belag beanstandet. Der Vorschlag des Bodenlegers bestand darin, den Bodenbelag zu entfernen, den Calciumsulfatestrich mit einer Epoxidharzgrundierung abzusperren, zu spachteln und einen neuen Belag zu verlegen. Damit waren die Probleme aber nicht gelöst, da ausreichende Verkehrslasten genau so wenig berücksichtigt wurden wie nachstoßende Feuchte aus der Rohbetondecke. Ulrike Bittorf empfahl, grundsätzlich eine Objektdokumentation mit Prüfprotokollen durchzuführen. Fachgerechte CM-Messungen, die auch bewertet werden müssen, seien Standard. Exakte Ausschreibungen können Missverständnissen vorbeugen, die durch "Funktionalbeschreibungen" entstehen (vgl. Vortrag Andreas Hanfland).
Fazit: In vielen Fällen kann man mit einem Mehr an Kommunikation Schadensfällen vorbeugen; dabei ist eine "Schnittstellenkoordination" aller Beteiligten sinnvoll.
Andreas Hanfland
Fallen in Funktionalbeschreibungen und Pauschalverträgen
Inhalt: Dem Inhalt eines Bauvertrages kommt eine entscheidende Bedeutung zu. Das schilderte Andreas Hanfland, Fachanwalt für Baurecht und Autor von FussbodenTechnik eindrucksvoll. Seinen Beitrag finden Sie in unserer Rechts-Rubrik auf Seite 116 der FussbodenTechnik 03/2013.
Dr. Olaf Paulus
Innenlufthygiene: Probennahme, Messmethoden,
sensorische Prüfungen, Bewertungen
Inhalt: Dr. Olaf Paulus vom Industrie- und Umweltlaboratorium Vorpommern erklärte die Bedeutung der Innenraumhygiene. Ein erwachsener Mensch hält sich durchschnittlich 80 bis 90 % des Tages in Innenräumen auf. Der überwiegende Teil davon wird in Wohnräumen zu Hause (50 bis 60 %) verbracht, der Rest am Arbeitsplatz, in öffentlichen Verkehrsmitteln, Pkw und Wartehallen. Dort geben Bauprodukte zahlreiche Substanzen in die Innenraumluft, den Boden oder das Grundwasser ab. Die flüchtigen Inhaltsstoffe der Bauprodukte gelangen in die Innenraumluft und können sich dort anreichern. Gründe von innenraumbedingten Erkrankungen sind ungenügende Lüftung, nachdem infolge der Energieeinsparung die passiven Luftwechselraten in Gebäuden durch Wärmedämmung drastisch zurückgegangen sind. Obwohl in vielen Studien untersucht wird, welche gefährlichen Substanzen die Baustoffe in welchen Mengen abgeben, fehlen umfassende Informationen darüber, wie sich solche Stoffe auswirken. Das gilt auch dann, wenn sie in geringen Konzentrationen, aber über längere Zeiträume hinweg vom Menschen aufgenommen werden. Unerwünschte Wirkungen lassen sich nicht völlig ausschließen.
Fazit: Auf einen Seite gehen Schadstoffbelastungen in Innenräumen durch den Einsatz geprüfter Baustoffe zurück. Auf der anderen nehmen Geruchsreklamationen durch Wechselwirkungen mit Alt-Klebstoffen und -bodenbelägen zu. Auch beim Einsatz neuer Bauprodukte treten zunehmend Geruchsprobleme auf. Schadensursache sind in den meisten Fällen Chargenprobleme, Unverträglichkeiten der einzelnen Materialien untereinander und zu hoher Restfeuchtegehalt im Estrich oder Spachtelmasse. Das Absperren des Untergrundes mit Epoxidharzen birgt ein hohes Risiko für chemische Reaktionen durch überschüssiges Wasser.
Dr. Sabine Schultze
Korrosionsschäden an Heizungsrohren in Fußböden - Sache des Estrichlegers und Boddenlegers?
Inhalt: Dr. Sabine Schultze, Sachverständige für Korrosionsschäden metallischer Werkstoffe, gab Einblicke in Korrosionsschäden an Heizungsrohren in Fußböden. Korrosion ist die Reaktion des Werkstoffes mit seiner Umgebung, die eine messbare Veränderung bewirkt und zu einem Korrosionsschaden führen kann. Ein typischer Schadensfall besteht darin, wenn Spachtelmasse wegen vorzeitig abgeschnittener Dämmhülsen an Heizungsrohre gelangt. Bekannt wurden auch Schadensfälle, wo die galvanische Verzinkung der Heizungsrohre sehr dünn war. Nach Herstellerausgaben sollte sie nur als Transport- und Lagerschutz dienen. In der Bauphase kann eine schlechte Lüftung zu Kondenswasser führen, die die Korrosion begünstigt, da sie von Feuchtigkeit und Sauerstoff bestimmt wird.
Fazit: In erster Linie sind Korrosionsschäden an Heizungsrohren in Fußböden planerische Fehler. Dies sei jedoch kein Freibrief für Estrichleger und Bodenleger: Wenn erkennbar ist, dass durch vorzeitig abgeschnittene Dämmhülsen Spachtelmasse zwischen Rohr und Isolierung laufen kann, ist von fahrlässigem Handeln zu sprechen und damit besteht auch die Gefahr der Haftung.
Rolf Melzig
Zwei unterschiedliche Systeme: Fußbodenheizung vs. Fußbodentemperierung
Inhalt: Angenehm warme Fußbodentemperaturen sind für viele Menschen ein Komfortmerkmal. Bei den alten Fußbodenheizungen gab es oft das Problem, dass diese auch zur Beheizung des gesamten Raumes dienten und die Wärme in der Nacht speicherten und dann am Tag abgaben. Mit diesen Systemen gab es in der Regel keine Möglichkeit, die Bodentemperatur zur gewünschten Zeit einzustellen. Anders dagegen bei der Fußbodentemperierung. Diese Systeme dienen der komfortablen Erwärmung des Fußbodenbelags zur gewünschten Zeit. Die Reaktionszeit wird von den Herstellern mit 20 bis 50 Minuten angegeben. Als weitere Vorteile nannte Rolf Melzig die einfache Planung und Verlegung. Erwärmt wird der Boden mittels Heizleitern, die auf die Trägerfläche aufgenäht oder eingewebt werden. Diese Heizmatten werden direkt unter dem Bodenbelag verlegt. Einzelne Systeme können nicht nur unter Fliesen, sondern auch unter allen anderen Bodenbelägen verlegt werden, die für Fußbodenheizungen geeignet sind.
Fazit: Wer Wert auf einen warmen Fußboden legt, aber nicht mittels einer Fußbodenheizung auch den gesamten Raum heizen möchte, für den ist die Fußbodentemperierung mittels Heizleitern eine Alternative. Auch für die bodenlegenden Gewerke ist diese Technik interessant, da sie vergleichsweise einfach zu verlegen ist und eine interessante Erweiterung des Leistungspaket für den Handwerker bieten kann.
Heinz-Dieter Altmann
Trocknungsverhalten von Estrichen und deren Feuchtemessung
Inhalt: Das Austrocknen von Estrichen ist ein komplexer Vorgang. Neben stofflichen Problemen, die in der Regel von untergeordneter Bedeutung sind, führen planerische Probleme und Fehler in der Bauleitung zu Trocknungschwierigkeiten. Im handwerklichen Bereich sind vor allem der Einbau von Estrichen mit stark differierenden Estrichdicken, die Wahl von nur bedingt geeigneten Zuschlagstoffen und auch Überwässerungen bei der Mörtelaufbereitung von Bedeutung. Aus Sachverständigensicht sind die immer dichteren Gebäudehüllen, zu optimistische Zeitplanungen und mangelhafte Koordinierung (z.B. Bauzeitenverschiebungen, Abdecken mit Baumaterialien, wie Gipskartonplatten, Putz- und Malerarbeiten) die größten Verursacher von Trocknungsproblemen.
Fazit: Die Möglichkeiten zu einer vorsorglichen Bautrocknung werden viel zu wenig genutzt. Hier haben Calciumsulfatestriche unbestrittene stoffliche Vorteile. Die Messung des Feuchtegehaltes von mineralisch erhärtenden Estrichen mit dem CM-Gerät ist seit Juni 2012 normativ im Teil 4 der DIN 18560 geregelt. Die CM-Messung wird bei der Überarbeitung auch im Teil 2 der Norm aufgenommen werden. Der Estrichleger ist aber nach wie vor nicht für die Trocknung verantwortlich.
aus
FussbodenTechnik 03/13
(Handwerk)