Dieter Humm: Workshop zur Färbung von Parkettoberflächen

Wenn die Chemie stimmt, sieht Holz alt aus

Wie das Einfärben von Holz mit einer Säure-Basen-Reaktion oder Öl funktioniert, erklärte Parkettrestaurator Dieter Humm beim Workshop während der Fachtagung des bayerischen Landesverbandes Parkettlegerhandwerk und Fußbodentechnik.

Chemisches Grundverständnis und Fingerspitzengefühl sind nötig, um mit Öl oder Säuren und Laugen den gewünschten Farbeffekt in einer Parkettoberfläche zu erzeugen. Besonders, da die einzelnen Holzarten Unterschiede in der Porenstruktur und dem Gerbsäuregehalt aufweisen. Dieter Humm, erfahrener Parkettrestaurator und Sachverständiger im Parkettlegerhandwerk, vermittelte in einem Workshop theoretisches Basiswissen und praktische Umsetzung.

Theoretische Grundlagen

Die Holzstruktur eines geschliffenen Bodens hängt vom Wachstum der Baumart ab. Eiche, eine beliebte Parkettsorte, macht damit leicht Probleme. Als Ringporer bildet sie kleine Spätholz- und große Frühholzporen. Wird das Holz mit Pigmenten gebeizt, zeichnet sich das Spätzholz gegen das Frühholz deutlich ab, da die Farbpigmente der Beize von den Zellen je nach Größe unterschiedlich zahlreich aufgenommen werden. Im Vergleich hat die Buche, ein Zerstreutporer, gleichmäßig kleine Poren; das Erscheinungsbild nach dem Farbauftrag ist homogen. Grundsätzlich ist auch zu beachten, dass je feinpigmenierter der Farbstoff ist, desto satter und einheitlicher wird das Ergebnis ausfallen, vergleichbar der Pixelzahl auf einem Foto.

Ein weiteres Merkmal der Eiche ist ihr Gerbsäuregehalt. Beim industriellen Auftrag eines UV-härtenden Materials mit weniger als ca. 30 werden die größeren Poren nicht vollständig gefüllt und somit entstehen minimale unversiegelte Stellen. Nach kurzer Zeit zeigen sich dort kleine schwarze Pünktchen. Diese Pünktchenverfärbung entsteht durch eine Gerbsäurereaktion beim Bodenreinigen. Die Gerbsäure der Eiche wird mit dem Wischwasser gelöst und reagiert mit alkalischen Ionen des Reinigers. Dabei entsteht dunkles Gerbsalz.

Eine ähnliche Reaktion kennt der Parkettleger, wenn nach der Verlegung von Eichenparkett die Hände dunkel verfärbt sind. Ursache ist die Gerbsäure der Eiche, die mit der Feuchtigkeit der Haut reagiert. Für die Reinigung der Hände wird eine stärkere Säure verwendet. Die Zitronensäure entfärbt, da sie eine stärkere Säure ist als die Gerbsäure und dadurch aggressiver wirkt.

Hingegen färbt sich die Eiche dunkel, wird sie mit einer Lauge wie Ammoniak, dem bekannten Salmiak, behandelt.

Praxis: Färbung einer Eichenoberfläche

Zur Untergrundvorbereitung wird der Boden nach dem Schleifen gewässert, wodurch auch feinere Staubpartikel aus den Poren entfernt werden. Der Vorgang raut die Holzoberfläche gleichzeitig an, sodass sie mehr Farbpigmente aufnehmen kann. Grundsätzlich ist bei Eiche zur Färbung Laugen besser als Beizen. Durch die chemische Reaktion der Lauge kann keine Pixelung stattfinden und es entsteht eine homogene Fläche.

Für einen Alterungseffekt bei Eiche eignet sich Ammoniak. Die chemische Verbindung aus Stickstoff und Wasserstoff wird in Wasser gelöst zur Lauge.

Vorteil: Die feinen Moleküle des Ammoniaks dringen tief ins Holz ein. Die Industrie nutzt dies zur Herstellung von Räuchereiche.
Nachteil dieses Verfahrens: Ammoniak reagiert mit einigen PU-Klebern und macht sie weich. Daher beim Belegen auf Spezialkleber achten, der auch für Räuchereiche zugelassen ist.

Zudem stößt der intensive, stark reizende Geruch des Ammoniaks beim Kunden auf Widerstand. Eine Alternative bietet Natriumhydroxid (NaOH), eine starke Lauge, die nicht stinkt. Der Parketthandel führt diese Lauge z.B. auch unter dem Handelsnamen "Antiklauge".

Bei der Restaurierung von Parkett müssen für ein einheitliches Erscheinungsbild neu eingesetzte Teile farblich den ursprünglichen angepasst werden. Das natürliche Nachdunkeln des Holz wird mit einer wässrigen Salmiakbeize oder verdünnter Natronlauge beschleunigt. Die Intensität ist abhängig vom Gerbstoffgehalt des Holzes und der Konzentration der Lauge. Gegebenenfalls kann die Farbtönung noch durch Zugabe von Pigmenten beeinflusst werden. Hierbei ist auf einen äußerst feinen Malgrad zu achten. Der Auftrag erfolgt z.B. mit der Rolle oder Pinsel in Richtung der Holzfaser. Beim Fischgrät deshalb diagonal arbeiten. Auf Treppenstufen immer zur Mitte hinziehen und nicht der Wange entlang fahren, das wäre später sichtbar. Auch ein Sprühgerät kann zum Einsatz kommen.

Um ein gleichmäßiges Ergebnis zu erreichen, sollte der Parkettleger eine geringe Konzentration verwenden und in mehreren Arbeitsgängen bis zum gewünschten Farbton hinarbeiten. Das egalisiert auch Unterschiede beim Auftrag. Zudem sollte er mit Feuchteüberschuss auftragen, da sonst Trockenstreifen und Rollspuren entstehen. Tipp: Ein zweiter Mann arbeitet in Holzrichtung mit einem Mop sofort nach. So werden die Rollstreifen verwischt und der Überschuss vertrieben. Wird der Boden nach dem Laugen mit Lack versiegelt, ist unbedingt ausreichend Trocknungszeit einzuhalten, sonst führt die Wechselwirkung von Lack und Lauge zu massiven Flecken und die Streichspuren werden deutlich sichtbar.

Farbige Öle

Eine Alternative zum Laugen ist die Verwendung eingefärbter Öle. Für einen Auftrag mit deckendem Öl eine sehr feine Pigmentierung verwenden.

Für eine strapazierfähige Beschichtung empfiehlt es sich, ein Deckschicht bildendes Öl zu benutzen.

Nur imprägnierende Öle dringen ein und bauen durch Nachsättigung und Nachpflege eine stabile Oberfläche auf. Beim Ölen kann es zur Wolkenbildung kommen, wenn zum Auftragen ein Pad verwendet wird, das eine ungenügende Saugfähigkeit hat. Billig produzierte Pads wirken sich für eine Arbeit mit pigmentiertem Öl wie ein Lotteriespiel aus. Nach einer imprägnierenden Ölbehandlung kommt möglicherweise eine abschließende Beschichtung mit einem wässrigen Decklack in Frage. Es darf jedoch nur Wasserlack verwendet werden, der dafür freigegeben ist.

Beispiel: Schloss Drachenburg

Mit der Restaurierung eines Tafelparketts in Schloss Drachenburg bei Bonn zeigte Dieter Humm anhand einer Dokumentation, wie die Praxis aussieht. Hier wurden Teile ausgetauscht und neu verlegt. Von den alten Teilen wurde mit einem Grundreiniger zunächst das vorhandene Öl abgetragen und anschließend mit Wasser neutralisiert. Tipp: Um das Einwirken des Tensids zu intensivieren, die Platten in Folie packen. Die Farbgebung und die Methodik der Bearbeitung wurden hier vom Denkmalamt genau bestimmt. Zum Einsatz kam eine farbig pigmentierte Salmiakbeize, die nach Trocknung mit einem Öl-/Wachssystem überarbeitet wurde.


Geeignete Arten der Farbbehandlung von Holzoberflächen


Beizen: Feine Farbpigmente in einer Lösung mit Wasser oder Alkohol werden auf die Holzoberfläche aufgebracht und lagern sich in den Poren ein. Eine Beize mit wenig Farbpigmenten ergibt lasierende Effekte. Die gebeizte Oberfläche wird anschließend mit einem Lack versiegelt.

Laugen/Bleichen: Im Gegensatz zum Beizen werden keine Farbpigmente im Holz abgelagert, sondern eine chemische Reaktion des Holzes mit einer Säure oder Lauge hervorgerufen. Eine Ölbeschichtung schützt das Holz und verhindert Wechselwirkungen.

Säuren: Oxalsäure (Terrassenreiniger), Wasserstoffperoxid (Bleiche),

Laugen: Ammoniak (Salmiak), Natriumhydroxid (Antiklauge)

Lasieren: Lasieren ist wie Beizen. Der Holzuntergrund scheint aber deutlich durch.

Ölen: Fein pigmentiertes Öl wird mit einem Spachtel auf die Holzoberfläche aufgebracht und mit einem weichen Pad auspoliert oder deckend aufgerollt.

Wachsen: Statt Öl wird pigmentiertes Wachs zum Auftrag verwendet.

Räuchern: Gerbsäurehaltiges Holz wie Eiche, Robinie oder Kastanie wird mit Ammoniakgas bedampft. Dies geschieht in der Regel während der Parkettproduktion. Bei der Verlegung von Räuchereiche ist auf Spezialkleber zu achten, da Ammoniak auf PU-Kleber negativ einwirken kann.
aus Parkett Magazin 03/13 (Handwerk)