Industrievereinigung Chemiefaser

Chemiefaserproduktion auf historischem Höchststand


Frankfurt. Die weltweite Fasernachfrage hat im Jahr 2012 ein neues Rekordhoch von 85,8 Mio. Tonnen erreicht. Dies stellte der Industrievereinigung Chemiefaser (IVC) anlässlich der Studie "The Fiberyear 2013" fest. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einer Zunahme von 4,5 Prozent und einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Verbrauch von 12,2 kg (+ 3,4 Prozent) textiler Materialien für Bekleidung, Heimtextilien, Teppiche und technische Textilien. Dieses Wachstum ist vornehmlich auf historische Höchststände in der Produktion von Chemiefasern zurückzuführen. Während die synthetischen Chemiefasern erstmals die Größenordnung von 50 Mio. Tonnen überschritten haben, übertrafen die zellulosischen Chemiefasern zum ersten Mal in ihrer über einhundertjährigen Geschichte das Niveau von 5 Mio. Tonnen.

Somit erfreute sich das Segment der Chemiefasern einer weltweit zunehmenden Nachfrage um 6,0 Prozent auf 56,0 Mio. Tonnen, wobei alleine die Nachfrage nach synthetischen Chemiefasern um 5,6 Prozent auf 50,8 Mio. Tonnen zunahm. Konkret konnten hierbei die Polyesterfasern ihre dominante Position weiter ausbauen, auch Polyamid- und Polypropylenfasern konnten jeweils leicht zulegen, wohingegen Acrylfasern Einbußen zu verzeichnen hatten.

Eine noch größere Dynamik war im Segment der zellulosischen Chemiefasern festzustellen. Bei einem Gesamtproduktionsvolumens von genau 5,2 Mio. Tonnen betrug der letztjährige Anstieg 10,2 Prozent. Die seit dem Jahr 2001 rasante Belebung zellulosischer Chemiefasern setzte sich damit ungebremst fort.

Baumwolle als wichtigste Naturfaser konnte im Verbrauch um 2,2 Prozent auf 23,3 Mio. Tonnen in der aktuellen Saison zulegen. Allerdings sind als Folge gesunkener Baumwollpreise die Anbauflächen weltweit reduziert worden, mit dem Ergebnis eines rund fünfprozentigen Rückgangs der Produktion.

Entwicklungstrend - Weiteres Wachstum und steigende Preise

Im aktuellen Jahr erwartet der IVC sowohl einen weiteren Anstieg der textilen Nachfrage als auch eine fortschreitende strukturelle Veränderung des Textilmarktes zugunsten von Chemiefasern. Wachstumstreiber seien hierbei neben dem fortschreitenden Bevölkerungswachstum und dem steigenden Wohlstand auch kürzere Modezyklen, Materialinnovation und neue Produktanwendungen. So ist weiterhin zu erwarten, dass bevölkerungsreiche Regionen wie Asien und Lateinamerika verstärkt in das Grundbedürfnis Bekleidung investieren und infolge ihrer fortschreitenden Industrialisierung auch vermehrt technische Textilien nachfragen werden. Gleichzeitig werden sich die weltweiten Hygienestandards erhöhen, wodurch auch die Nachfrage nach Vliesstoffprodukten für hygienische Anwendungen weiter ansteigen wird.

Während also die Nachfrage nach synthetischen und cellulosischen Chemiefasern auch in den kommenden Jahren nicht abreißen sollte, wird das Wachstumspotential für Baumwolle infolge des zunehmenden Wettbewerbes um Anbauflächen für Nahrungsmittel begrenzt sein. Dies wird voraussichtlich zu einer Verteuerung von Baumwolle führen und die Produktion von Chemiefasern wiederum begünstigen. Bereits die Prognosen hinsichtlich der nächsten Baumwoll-Saison unterstreichen diesen Eindruck, da ein fortgesetzter Produktionsrückgang einer weltweit steigenden Nachfrage gegenüber steht. Ein zugleich langfristig ansteigender Ölpreis spricht jedoch auch für eine Verteuerung synthetischer Chemiefasern.

Für zellulosische Chemiefasern treffen beide "Preisszenarien" nur in eingeschränktem Maße zu. Der zur Produktion notwendige, nachwachsende Rohstoff wird fast ausschließlich auf Grenzertragsflächen angebaut. Somit sollten Zellulosefasern für den künftigen Weltfasermarkt noch bedeutsamer werden als sie es heute schon sind.
aus Haustex 06/13 (Fasern, Garne)