Laminat im XXL-Format
Laminatböden als echtes Profi-Produkt
Bei diesem Produkt spielt der Preis nicht die entscheidende Rolle." Diesen Satz hören Industrie und Fachhandel gerne. Die Laminat-Langdiele ist ein solches Produkt. Heimlich, still und leise hat sich das XXL-Format zum Umsatzmotor für Fachhandel und -handwerk im Premium-Segment gemausert. Aber aller Anfang war schwer.
Laminatboden im Langdielenformat? "Das braucht kein Mensch!", war der einhellige Tenor im Handel, als der belgische Hersteller Berry Floor - heute Berry Alloc - vor nunmehr zehn Jahren die erste Produktserie im XXL-Format vorstellte. Die ablehnende Haltung war nachvollziehbar. Da die Abmessungen ein Novum darstellten, mussten zum Beispiel völlig neue Bemusterungsformen entwickelt werden. Und vor allem: Mit einer Länge von mehr als 2 m ergaben sich für die DIY-Schiene als wichtigstem Marktmittler - fast 50 % der Laminatböden werden in Deutschland über diesen Vertriebskanal abgesetzt - erhebliche Logistikprobleme. Aber auch Farben-, Boden- und Heimtextilgroßhändler, Fachmärkte, Filialisten und Kooperationen lehnten die neue Produktkategorie als unverkäuflich ab. Allein schon wegen der Handhabung sei beim Heimwerker keine Akzeptanz zu erwarten, lautete die allgemeine Überzeugung.
Holpriger Start
Bei Langdielen-Pionier Berry Alloc war man - allen Unkenrufen zum Trotz - vom Erfolg der XXL-Kollektion überzeugt, wie D/A/CH-Verkaufsleiter Volker Kühnl sich erinnert. Als dann 2006 mit Meisterwerke der erste deutsche Markenherstelter mit einem vergleichbaren Boden antrat, setzte der erhoffte Schub ein. Dabei waren die Vorbehalte nicht unberechtigt. Aber das neue Produkte suchte und fand seine Abnehmer - nur eben nicht im Baumarkt. Stattdessen engagieren sich Fachgroß- und Einzelhandel sowie der Profiverarbeiter in diesem Segment. Die Produkte sind eine Besonderheit, mit der sie sich vom Mitbewerber differenzieren können. Außerdem versprechen die XXL-Formate eine für Laminat interessante Marge.
"Der Kunde zahlt ein bisschen mehr, bekommt dafür aber sehr viel mehr", erklärt Volker Kühnl den Erfolg der Langdiele. Diese ist nicht nur länger, sondern in der Regel auch breiter und dicker als die klassische Ausführung. Zusätzlich veredeln die Hersteller ihr Spitzenprodukt mit exklusiven Holzdekoren, die nicht im Standardprogramm zu finden sind und Räume noch größer wirken lassen. Dekor-synchrone Prägungen und markante, allseitige V-Fugen sorgen zusätzlich für natürliche Anmutung.
Umsatzanteile im zweitstelligen Prozentbereich
"Der Markt verlangt nach diesen Formaten", sagt Volker Kettler, Leiter Produktmanagement und -entwicklung bei den Meisterwerken. Der Trend beim Parkett gebe hier die Marschrichtung vor. Dort schießen seit geraumer Zeit die Absätze der extra langen Landhaus- und Schlossdielen in die Höhe. Den Laminat-Herstellern, die oft selbst Parkett im Sortiment führen, ist das nicht verborgen geblieben. Sie witterten ihr Chance, dem bei Standardware in der Preisspirale gefangenen Produkt, wieder Aufwind zu verschaffen.
Dieses Ziel verfolgt beispielsweise Windmöller mit seiner XXL-Kollektion. "Wir schließen Dekorwiederholungen aus und verlängern die Diele optisch noch einmal mit der längsseitigen V-Fuge. Zusammen mit V-Fugen an den Stirnseiten unterstreicht das den natürlichen Look des Bodens. Damit ist er von einem echtem Dielenboden kaum zu unterscheiden", beschreibt Pressesprecherin Petra Eckermann.
Auch wenn das Langdielen-Laminat insgesamt nur einen kleinen Teil des deutschen Gesamtmarkts von ca. 80 Mio. m
2 ausmacht, haben vor allem die Marken- und Premiumhersteller das Format fest in ihr Portfolio aufgenommen. Und wer glaubt, dass es sich hier um homöopathische Mengen handelt, täuscht sich. Der Umsatzanteil der Laminat-Langdiele liegt bei einigen Herstellern längst im zweistelligen Prozentbereich. 16 % ihres Laminatabsatzes bestreiten die Meisterwerke mit den Langdielen. "Sie sind ein wesentlicher Baustein im Produktangebot", betont Kettler. Im Preisbereich ab 22 EUR/m
2 laufe die Spezialität gut. Und auch Andreas Koczwara, Geschäftsführer der gleichnamigen Vertriebsgesellschaft mit der Marke Jangal, meint: "Im Produktmix sind die Langdielen ein wichtiger Teil, da wir mit ihnen Kompetenz zeigen und das Sortiment aufwerten."
Besondere Produktionsverfahren
Doch bis zur fertigen Langdiele ist es ein weiter Weg, denn für die Herstellung muss die Industrie besondere Produktionsverfahren entwickeln. So produzieren die Meisterwerke die Überlängen zwischen 1.800 und 2.400 mm im so genannten Querdruck, wie Volker Kettler erklärt. Die Druckwalzen werden dabei quer zur herkömmlichen Produktionsrichtung mit der Gravur, also dem Dekorbild, versehen. Somit ist nicht mehr der Umfang (zwischen 1.300 und 1.350 mm), sondern die Länge (2.000 mm und mehr) des Zylinders ausschlaggebend für Länge des Dielendekors. Auf diese Weise vergrößert sich die so genannte Abwicklungslänge einer Pressplatte beispielsweise von 1.300 auf 2.000 mm. Innerhalb des Paneels gibt es keine Dekorwiederholung, was für die authentische Wirkung im verlegten Zustand von großer Bedeutung ist.
Für diese spezielle Art der Langdielen-Produktion haben die Meisterwerke bereits vor Jahren ein Patent erhalten. "Damit haben wir eine Alleinstellung im Marktumfeld", betont Kettler.
Grundsätzlich muss jedes Unternehmen, das Laminatdielen in einer Länge von mehr als 2 m herstellt, dafür eine separate Profilierungsstraße einrichten. Der Aufwand lohne sich also nicht für jeden Hersteller, meint Volker Kettler. Neben der Investition in die Technik gebe es außerdem einen Mehraufwand in der Logistik. Das fängt bereits im Hochregallager an, das im Regelfall auf Euro-Palettten ausgelegt ist. Für Langdielen reichten diese aber nicht aus.
Im Handel wiederum muss man sich Gedanken darüber machen, wie die besonderen Laminatböden richtig in Szene gesetzt werden. "Nach unserer Erfahrung funktioniert das im Facheinzelhandel nur, wenn das Produkt dem Kunden im verlegten Zustand gezeigt werden kann. Nur dann kommt die Raumwirkung auch rüber", heißt es von Großhändler Weigel aus Cloppenburg.
Alternative zur Langdiele:
Endlos-Dekor/Interplank-Technik
Eine andere Herangehensweise an das Thema Laminat-Langdiele ist die Anfertigung von Endlos-Dekoren mit Hilfe der so genannten Interplank-Technik. Dort setzt sich das Dekor scheinbar ohne Unterbrechung über mehrere Laminat-Paneele in Standard-Länge hinweg fort. Es handelt sich also um einen optischen Kniff, bei dem der Betrachter die vorhandene Fuge nicht oder nur sehr schwer erkennt und meint, eine einzige lange Diele zu sehen.
aus
BTH Heimtex 07/13
(Bodenbeläge)