Eigentlich ist es Kork, aber !
Moderner Korkboden sieht nicht immer nach Kork aus
Hat Kork ein Imageproblem? Ein Image hat die meist aus Portugal stammende Baumrinde auf jeden Fall. Aber ein problematisches? Zumindest die mit Korkboden beschäftigte Branche scheint das nach wie vor anzunehmen. Seit Jahren will sie weg vom natürlichen Aussehen einer Kork-oberfläche. Die Designanstrengungen sind enorm und haben mit dem Digitaldruck längst ein hohes Niveau erreicht. Li&co in der Schweiz zählt hier zu den Vorreitern bei der Neugestaltung. Ein solcher Korkboden sieht längst nicht mehr so aus, wie ihn sich viele Verbraucher noch vorstellen. Aber ist das in den Köpfen der Konsumenten angekommen? Oder halten sie das Produkt immer noch für eher altmodisch, allenfalls geeignet, in Kindergärten für einen weichen Untergrund zu sorgen?
Mithilfe portugiesischer Staatsgelder und nationaler Interessenverbände wurde in den vergangenen Jahren in Europa fleißig für Korkboden getrommelt. Ob die grundsätzliche Vorstellung von Korkbelägen im Bewusstsein der Endverbraucher dadurch eine Wendung zum Modernen genommen hat, ist nicht leicht zu bewerten. Wer an Kork denkt, denkt wohl doch eher an das Aussehen von Korken - und die sehen eben nach Naturkork aus.
Aktueller Design-Korkboden dagegen sieht nach allem Möglichen aus, nur nicht nach Kork. Es ist für den Konsumenten daher schwer, eine solche Oberfläche mit seinem herkömmlichen Verständnis von Kork zu verknüpfen. Mit anderen Worten: Ein Design-Korkboden ist für den Betrachter zunächst einmal nur ein Designbelag. Der Kunde sieht eine imitierte Holzart oder ein Stein- und Fliesendekor. Ob und warum Kork unter der Oberfläche steckt, muss ihm erklärt werden. Das erschließt sich nicht von selbst.
Jährlich werden rund 300.000 t Kork gewonnen. 80 % der weltweit exportierten Korkprodukte stammen von der Iberischen Halbinsel, Portugal steuert etwa 50 % der weltweiten Produktion bei. Zwei Drittel wird zu Verschlüssen aus Naturkork verarbeitet. Natur und Nachhaltigkeit sind die Zauberworte, mit denen die Korkbodenbranche Boden gut machen will. Als pflanzliches Produkt bleibt im Kork viel vom Klimakiller CO gespeichert. Außerdem sind die Korkeichen in Portugal eine bestimmende Baumart, machen 23 % der Waldfläche aus, helfen der Artenvielfalt und haben wirtschaftliche Bedeutung für die Landbevölkerung. Das sind Argumente für den Rohstoff, aber keine Argumente für modernes Wohnambiente. Das Öko-Gewissen beim Verbraucher anzusprechen, klappt nur, wenn auch die kreative Gestaltung des Bodenbelages mithalten kann.
Wie weit diese Kreativität bei Korkböden schon gewachsen ist, zeigen Hersteller und Händler auf den folgenden Seiten. Der flexible Naturbelag hat in den vergangenen sechs Jahren eine erstaunliche Entwicklung durchgemacht. Aber gerade deswegen gilt für den Verkauf: Design-Korkboden ist ein Produkt, das aktiv beraten und vorgestellt werden muss. Erst wenn der Verbraucher von beidem - Oberflächenbild und Produkteigenschaft - überzeugt ist, kann er sich bewusst für einen Korkboden entscheiden.
aus
Parkett Magazin 04/13
(Bodenbeläge)