Germann Kirschbaum: Projektarbeit in Rumänien
Parkettrenovierung mit internationaler Beteiligung
Parkettleger aus Deutschland, Irland, den Niederlanden und Rumänien trafen sich im März in Sibiu (Hermannstadt/Rumänien), um gemeinsam im Rahmen eines sozialen Projekts 400m2 alte Parkettböden abzuschleifen und zu ölen. Organisiert wurde das Projekt von Marius Filipascu, dem Leiter der Dr. Iuga de Saliste Berufsschule für Parkett- und Bodenleger aus Brasov, Rumänien, und der Stadtverwaltung von Sibiu. Als Sponsoren haben sich die Firmen Lägler, Mapei, Woca, Stauf, Küberit, Loba und Kiehl engagiert.Aus Deutschland hatten Michael Ribesmeier, Manuel Shaw und Sebastian Träxl, drei angehende Parkettleger der Staatlichen Berufsschule Neustadt/Aisch, den Mut, sich gemeinsam mit ihrem Lehrer Germann Kirschbaum auf ein unbekanntes Projekt in einem fremden Land, mit fremden Menschen und einer fremden Sprache einzulassen. Die zu renovierenden Parkettböden befanden sich in drei Schulen, dem Nationalkolleg "Gheorghe Lazar", dem Wirtschaftskolleg "George Baritiu" und der Fachschule "Terezianum". Im Wohnheim der Fachschule "Terezianum" erfolgte auch die Unterbringung der Teilnehmer.
Ziel der sozialen Tätigkeit war es, die Stadtverwaltung von Sibiu bei der Renovierung der Parkettböden zu unterstützen, um somit den rumänischen Schülern das Lernen in einer angenehmen Atmosphäre zu ermöglichen. Marius Filipascu, Leiter der Dr. Iuga de Saliste Berufsschule, und Constantin Nemescu, Importeur für Lägler Schleifmaschinen und Schleifmittel, leiteten das Projekt vor Ort und standen stets als kompetente Ansprechpartner zur Verfügung.
Fast alle Böden waren im Fischgrätmuster mit Fries verlegt worden, in drei Räumen im Wohnheim der Fachschule "Terezianum" war es ein Leiterverband mit Zwischenfriesen. Alle Böden waren in einem vergrauten Zustand, eine Oberflächenbeschichtung war nicht mehr oder nur noch partiell vorhanden. Teilweise waren mitten im Fischgrätmuster fehlerhafte oder lose Stäbe unfachmännisch durch gerade Stäbe ersetzt worden, die nicht mehr dem Muster folgten.
Die Einweisung der Teilnehmer in die Lägler-Premium-Schleiftechnik übernahm Marius Filipascu. Diese Schleiftechnik wurde 2008 von Lägler mit dem Ziel entwickelt, bessere Oberflächen in kürzerer Zeit herzustellen. Dies gelingt einerseits durch den verstärkten Einsatz der Dreischeiben-Schleifmaschine Trio nach dem Grobschliff mit der Hummel-Bandschleifmaschine und andererseits durch den Einsatz hochwertiger Schleifmittel, die ebenfalls von Lägler entwickelt wurden. Es wurden drei Teams mit Teilnehmern aus allen Nationen gebildet, die in den folgenden Tagen immer wieder wechselten. Teamleiter waren Mircea Deju (Rumänien), Mari Habraken (Niederlande) und Germann Kirschbaum.
Schulungen und Produktvorführungen ergänzten das ProgrammAm späten Nachmittag fanden jeweils kurze Schulungen statt. So referierte Jan van de Kroef über die Parkettverlegetechnik in den Niederlanden. Dort wird auf den Estrich eine 13 mm Spanplatte geklebt und anschließend darauf Parquet tapis - das sind große Lamparkettelemente mit ca. 7 mm Dicke - geklebt und genagelt. Genagelt wird durch die Oberseite des Parketts mit einem Druckluftnagler und Nägeln ohne Köpfen, so dass die Nägel nach dem Kitten kaum sichtbar sind.
Owen James (Irland) stellte seine Firma vor, die einen Teil ihres Umsatzes mit der Neuverlegung alter Stabparkettböden macht. Interessant daran ist, dass das Parkett, meist Exotenhölzer wie Teak, Wenge, Missanda, über 70 Jahre in Bibliotheken von Universitäten oder Museen gelegen hat und niemals abgeschliffen wurde. Solches Parkett, das im Zuge von Renovierungen entfernt wird, kauft Owen James auf. Nut und Feder werden abgehobelt, alter Bitumenklebstoff beseitigt. Vor der Neuverlegung wird jeder Parkettstab von Hand kontrolliert; nicht mehr verwendbare Parkettstäbe spendet er der karitativen Einrichtung "Eat or Heat", da in Irland noch viele Wohnungen mit Holz beheizt werden und hier entsprechende Nachfrage besteht. Die Neuverlegung der recycelten Parkettstäbe wird meist im Fischgrätmuster ausgeführt, Oberflächen werden geölt.
Zusätzlich eingeladenen rumänischen Betriebsinhabern vermittelte Germann Kirschbaum die Vorteile des dualen Ausbildungssystems in Deutschland. Dabei zeigte er die Schwächen der alternativen rein betrieblichen bzw. rein schulischen Bildungswege auf. Bei diesem Vortrag wurde deutlich, dass die duale Ausbildung nur gelingen kann, wenn eine echte Zusammenarbeit zwischen dem Ausbilder und dem Lehrer stattfindet und im Handwerk eine funktionierende Organisation besteht. In der Schule muss ein Lehrplan vorhanden sein, der mit dem Ausbildungsplan der Betriebe abgestimmt ist und immer wieder aktualisiert wird. Die Praxisanteile im Unterricht müssen den Auszubildenden auf die Arbeit im Betrieb vorbereiten, Das bedingt, dass die Lehrer fachlich auf dem Stand der Technik sind. Zudem muss es eine Kontrollstelle für die Qualität der Ausbildung geben und der Staat muss die schulische Ausbildung finanziell tragen.
Die Firma Mapei stellte ihre neuen Produkte zur Oberflächenbehandlung vor. Marius Filipascu referierte über Laugen und Öle der Firma Woca, über die neuen Profilsysteme der Firma Küberit und über SPU-Klebstoffe der Firma Stauf. Wie sich geölte und lackierte Böden einfach reinigen lassen, vermittelte die Firma Kiehl. Eine Premiere in Rumänien stellte die UV-Licht-Härtung von versiegelten Flächen dar. Dazu wurde ein Parkettboden mit dem Siegel Lobacure WS Rush versiegelt und nach fünf Stunden mittels UV- Licht gehärtet. Die Einweisung in diese Technologie erfolgte durch den Loba-Mitarbeiter Bobby Bodor.
Fazit des gemeinsamen EngagementsAlle Teilnehmer waren sich einig, dass die Woche der internationalen Begegnung mit sozialem Hintergrund eine gelungene Premiere war. Für die Zukunft wurde vereinbart, in einem Zeitraum von zwei Jahren wieder ein soziales Projekt zu organisieren. Dabei soll aber die Verlegung von Parkett, eventuell nach landestypischen Techniken, im Mittelpunkt stehen.
aus
Parkett Magazin 04/13
(Handwerk)