Prof. Manfred Schnell, Hochschule Augsburg

"Richtlinien fehlen"


Mit der Vorlage der ersten Richtlinie für "Parkett im Bad" sei frühestens in ein bis zwei Jahren zu rechnen, so Prof. Manfred Schnell. Er lehrt am Institut für Bau und Immobilien der Hochschule Augsburg (IBI), Fakultät für Architektur und Bauwesen. Zudem ist er Leiter des dortigen Labors für Baustofftechnologie und Sachverständiger für Bodenaufbau, Bodenkonstruktionen, Bodenbeläge und Materialprüfung. Parkett im Holzhandel fragte nach dem Stand der Dinge.

Parkett im Holzhandel: Es gibt keine verbindlichen Normen für Parkett im Bad. Was ist grundsätzlich zu beachten?

Prof. Manfred Schnell: Parkett sollte nach meiner Erfahrung nur bei "geringer oder mäßiger Wassereinwirkung" eingesetzt werden. Das sind in aller Regel Flächen, bei denen nur Wischwasser einwirkt, höchstens noch Spritzwasser aus einer Dusche mit Duschabtrennung. Ausgenommen sind alle Bodenflächen mit Abläufen oder bodengleichen Duschen ohne entsprechenden Spritzschutz durch Duschabtrennungen.

PiH: Wann ist mit einer gesetzlichen Regelung oder mit verbindlichen technischen Regeln für Holzböden im Bad zu rechnen?

Schnell: Die Erarbeitung technischer Regelwerke auf der Basis einer breiten Fachmeinung gestaltet sich sehr langwierig. Hier lässt sich kaum eine verbindliche Zeitspanne angeben. Ich rechne mit der Vorlage der ersten Richtlinie in frühestens ein bis zwei Jahren.

PiH: Ist Lüftung nur nur in großen oder auch in kleinen Bädern notwendig?

Schnell: Im Prinzip macht es keinen Unterschied, ob es sich um kleine oder große Bäder handelt. Nicht nur wegen des Parketts, sondern auch wegen der Gefahr der Schimmelbildung ist in jedem Falle in einem Badezimmer auf ausreichende Lüftung zu achten, entweder durch zweimaliges Stoßlüften nach der morgendlichen Dusche oder durch eine so genannte mechanische Lüftung, also einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung oder einer herkömmlichen dezentralen Lüftung, die auf eine ausreichende Luftumwälzung ausgelegt ist und deren Lüftungsdauer automatisch voreingestellt ist und auch nicht zu knapp bemessen ist.

PiH: Müssen Holzböden im Bad zwingend verklebt werden oder ist auch schwimmende Verlegung möglich?

Schnell: Von einer schwimmenden Verlegung muss ich abraten. Hier könnte es bei zu knapp bemessenen Randfugen zu Aufwölbungen kommen. Außerdem entsteht bei einer schwimmenden Verlegung leicht ein Feuchtigkeitsnest unter dem Parkett mit entsprechender Schimmelbildung, das der Nutzer erst spät oder gar nicht bemerkt und auch nicht reinigen kann.

PiH: Wie muss eine Abdichtung im Bad unter Parkett ausgeführt werden? Sind dazu zwei Ebenen notwendig, eine unter dem Estrich und eine direkt unter dem Holzboden?

Schnell: Die eigentliche, und zwar täglich wirkende Abdichtung sollte möglichst weit oben liegen, also die direkt unter dem Parkett. Zusätzlich sind allerdings auch "Bauwerksabdichtungen" entsprechend der meisten Bauordnungen der Länder in den Bädern auszuführen, die nur für den "Katastrophenfall", also bei einem größeren Wasserandrang, das Bauwerk und insbesondere darunter liegende Wohnungen schützen. Diese Abdichtung ist unter dem Estrich und insbesondere unter der Duschtasse anzuordnen und an den Rändern entsprechend hoch zu führen.
aus Parkett im Holzhandel 04/13 (Bodenbeläge)