Baumärkte: Standort, Sortiment und Beratungskompetenz sind entscheidend
"Rabatte bieten keinen Wettbewerbsvorteil"
Die Praktiker Pleite zeigt: Wer die Margen zu niedrig kalkuliert und nur auf den Preis setzt, hat im hart umkämpften DIY-Segment keine Chance. Manuel Jahn, Experte für Handelsimmobilien bei der GfK, sieht auf dem gesättigten Markt -dennoch Wachstumschancen für Unternehmen, die mit neuen Konzepten und erweiterten Sortimenten auf Kundenfang gehen.Deutschland ist das Land der Heimwerker, und deshalb auch ein Land der Baumärkte. Aber Baumarkt ist nicht gleich Baumarkt: Nach Angaben der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) gab es 2012 bei der Flächenproduktivität eine Spanne von 990 bis 2.090 EUR pro Quadratmeter und Jahr. Ursache dafür seien Standort und Sortiment der Märket, aber auch die Preispolitik der jeweiligen Betreiberketten. "Erfolgreiche, beratungsorientiertere Konzepte wie Bauhaus, Hornbach, Obi, Max Bahr stehen weniger erfolgreichen, ausschließlich preis- und discountorientierten wie Praktiker oder B1 gegenüber", erklärt Manuel Jahn, Experte für Handelsimmobilien bei der GfK. "Rabatte bieten keinen ausreichenden Wettbewerbsvorteil in einer durch Preiskampf und Marketingdruck geprägten Branche. Erfolg wird durch Innovation, Kundenberatungskompetenz, das passende Sortiment und den richtigen Standort erzielt."
Wenn das stimmt, kommt die Praktiker-Pleite nicht überraschend. "Das Ursprungsproblem bei Praktiker liegt im wenig organisch gewachsenen Filialnetz. Durch Übernahmen der unterschiedlichsten regionalen Baumarktkonzepte in den letzten dreißig Jahren war es schwierig, das Unternehmen stringent zu führen. Es gab zu viele Flächen in problematischen Lagen - sei es wegen einer schlechten Erreichbarkeit für die Kunden oder durch ein langfristig zu geringes regionales Gesamtpotenzial, um den nötigen Umsatz am Standort zu erwirtschaften.
Viele Flächen entsprachen was Größe und Zuschnitt angeht auch nicht den Anforderungen eines modernen, kundenorientierten Konzepts. Praktiker hat Standorte bei Übernahmen schlicht nicht ausreichend auf ihre Tauglichkeit und ihr Umsatzpotenzial geprüft", meint Jahn.
Weil man sich als Discounter positionierte ("20 % auf alles"), seine die Margen immer geringer geworden. Entsprechend mussten die Kosten gesenkt werden. Immer weniger und weniger gut ausgebildete Mitarbeiter konnten die Beratungswünsche der Kundschaft auf die Dauer aber nicht erfüllen.
Chancen für einen Neuanfang sieht Jahn deshalb nur, wenn dahinter ein Konzept steht, das sich klar an den Kundenwünschen orientiert. Dabei bleibe der Preis- und Kostendruck bestehen, was im Markt zu immer größeren, aber auch weniger Standorten führe. Zwischen 2006 und 2012 sei die Gesamtzahl der Baumärkte in Deutschland bereits um 3,3 % gesunken. Der erfolgreiche Ausbau der Drive-In-Konzepte oder die Aufnahme von Handwerkersortimenten bei den Marktführern Bauhaus, Hornbach und Obi zeige jedoch, dass man auch in gesättigten Märkten expandieren könne.
aus
BTH Heimtex 09/13
(Handel)