Studie wirft einen Blick bis ins Jahr 2025 und darüber hinaus

Die Zukunft des Wohnens

Mit der Studie "Zukunft des Wohnens" zeigt das Zukunftsinstitut Trends und Entwicklungen in den nächsten Jahrzehnten auf. Manches davon ist in der Tat noch Zukunftsmusik, anderes ist schon mitten in der Entstehung. BTH Heimtex greift einige Aussagen auf und setzt sie zu unserer Branche in Beziehung.

Zukunft des Wohnens" heißt eine Studie des Zukunftsinstituts, die sich mit den zentralen Trends bis 2025 befasst und auch noch einen Blick bis ins Jahr 2050 wagt. Behandelt werden neue Wohnformen, die Auswirkungen der zunehmenden Mobilität, technologische Entwicklungen, aber auch die Frage, in welcher Umgebung die Menschen zukünftig wohnen wollen. All das hat Auswirkungen auf die Städteplanung, auf die Art und Ausstattung von Gebäuden und nicht zuletzt auf Branchen, welche die dafür benötigten Produkte herstellen oder verkaufen.

So soll die Flexibilität in der Lebensgestaltung sich auch im Wohnen widerspiegeln. Die Zukunftsforscher erwarten eine Renaissance des Interieurdesigns, weil zukünftig nicht mehr in Räumen, sonder in Raumzonen gelebt wird, die stetig neu definiert werden müssen: Nichts sei für die Ewigkeit gemacht, nicht einmal die eigene Wohnung. Multifunktionalität spielt daher eine große Rolle, auch was die Möbel angeht, die gemeinsam mit Heimtextilien zur "Flexware" werden. Licht dient nicht nur zur Beleuchtung, sondern auch zur Fokussierung von Zonen.

Eine der Grundlagen dafür ist ein ganzheitlicherer Wohnbegriff, der sich heute schon in der Neugestaltung von Einrichtungshäusern andeutet, in denen nicht mehr klassisch nach Produkten unterschieden wird, sondern wirklichkeitsnahe Wohnsituationen die Kunden locken sollen. Diesen Ansatz können sich auch die Hersteller aus den unterschiedlichen Produktsegmenten zunutze machen, und sich bei der Entwicklung und Vermarktung ihrer Sortimente zusammentun. Aber die Entwicklung wird noch weiter gehen und dabei auch verstärkt moderne Informations- und Steuertechnologie mit einbeziehen. Hier heißt es für die Industrie rechtzeitig Überlegungen anzustellen, wie man auch mit Stoffen, Farben oder Bodenbelägen an diesem Trend teilhaben kann. LED-Tapeten etwa sind ein Schritt in die richtige Richtung.

Individualität und Gesundheit sind wichtig


Auch heute schon ein großes Thema, wird gesundes Wohnen in den nächsten Jahren noch weiter an Bedeutung gewinnen. Weder die Umgebung noch die Wohnung selbst sollen die Menschen belasten oder gar krank machen. Beispielsweise bescheinigt die Studie allergiehemmenden Produkten einen rasanten Aufschwung. Eine gute Gelegenheit für Handel und Industrie, etwa mit staubabsorbierenden oder luftreinigenden Stoffen oder Farben, die für eine gesundheitsfördernde Stimmung sorgen, den bewussten Kunden zufrieden zu stellen.

Ebenfalls schon deutlich erkennbar: der Trend zu individuellem Wohnen. Noch nie sei es leichter als heute gewesen, Wohnwünsche und ästhetische Vorlieben autonom umzusetzen wie heute. Und das soll sich weiter verstärken. Unikate und Produkte mit Geschichte werden zukünftig noch gefragter sein als derzeit. Das ist für industrielle Hersteller, die bis zu einem gewissen Grad zur Massenfertigung gezwungen sind, eine große Herausforderung. Hier könnten kleine Unternehmen Marktanteile gewinnen, die auch in geringen Stückzahlen zu fertigen in der Lage sind. Made in Germany dürfte bei der Vermarktung helfen, denn beim Zukunftsinstitut erwartet man, dass neben Geschichte und individuellen Details auch die Herkunft eine wachsende Bedeutung bekommen wird. Gleichzeitig sehen die Zukunftsforscher eine sinkende Bedeutung der Marken, die ja gerade nicht für Individualität stehen, sondern in der Regel für Uniformität in der Masse.

Wohnungen werden kleiner und funktionaler


Grundsätzlich geht die Studie übrigens davon aus, dass die Wohnungen wieder kleiner werden. Ein- und Zwei-Personen-Haushalte brauchen weniger Platz; eine multifunktionale Einrichtung mit entsprechender technischer Ausstattung sorgt dafür, dass die Bewohner trotz wenigerer Quadratmeter auf nichts verzichten müssen. Außerdem werden immer mehr Aktivitäten in öffentliche Räume verlagert, so dass die großen Wohnzimmer von heute dann nicht mehr gebraucht werden.

In der Zukunftsstudie werden all diese Themen und noch einen Reihe weiterer intensiv behandelt. Vom Collaborative Living mit seiner dezentralen Wohnkultur auf Basis eines intensiven Gemeinschaftssinns bis zu den Silver Citys mit einer wachsenden Anzahl von Bewohnern im Seniorenalter, die völlig neue Wohnkonzepte brauchen.

Bewusst wird dabei häufig das Wort Wohnen durch das Englische living ersetzt, denn der Begriff reduziere das Wohnen nicht mehr nur auf die eigenen vier Wände, sondern umfasse das gesamte Lebensumfeld. Eine spannende Lektüre, mit Denkanstößen in viele Richtungen.
aus BTH Heimtex 09/13 (Handel)