Parkett

Chancen in Deutschland, Österreich und der Schweiz


Für die meisten europäischen Parketthersteller gilt der große deutschsprachige Markt trotz angespannter Situation als besonders verlässlich. Dazu Albert Waibel, Tarkett-Vertriebsleiter Deutschland: "Wir schätzen den Parkettmarkt in den D/A/CH-Ländern nach wie vor als sehr stabil ein." Kritisiert werden die Marktpreise: In Deutschland als zu niedrig, in der Schweiz als stark fallend und in Österreich als kaum noch auskömmlich. Zuwächse beim Parkettverbrauch gab es 2012 in Deutschland mit plus 1,6 % und in Österreich mit plus 2 %. Stabil blieben die Absätze in Belgien mit plus 0,4 % und in der Schweiz mit minus 0,7 %). Alle anderen europäischen Länder mussten 2012 deutliche Rückgänge hinnehmen, teilweise gravierend: Spanien mit minus 25,8 % und Italien mit minus 15,0 %. Welche Marktchanchen bietet die D/A/CH Region?

Michael Schmid (Vorsitzender des Verbandes der Deutschen Parkettindustrie)
Generell hat sich der mitteleuropäische Markt zu einem schwer umkämpften und damit tiefpreisigen Markt entwickelt. Überkapazitäten in den Produktionen sind vorhanden und müssen erst abgebaut werden, bevor sich die Lage etwas entspannt. Sobald die Preise zu tief sind, nimmt auch das generelle Interesse am Produkt ab. In der Vergangenheit so geschehen bei vielen Massivparkettarten, z.B. Mosaikparkett. Bei Mosaikparkett produziert Deutschland heute nur noch 5% der Produktionsmenge von vor zehn Jahren, Polen heute nur noch 5% der Menge von vor fünf Jahren. Somit lohnt sich auch eine Verlagerung in "Billiglohnländer" nicht immer, wenn das Produkt dadurch zum "Poor dog" wird.

Problematisch ist generell auf dem Holzbodenmarkt, dass mehr und mehr Verkauf und Produktion "entkoppelt" sind. Früher hat jeder Produzent versucht, alle seine Kuppelprodukte zu verkaufen, vom Großelement bis zum kleinsten Element, so wie sie beim Rohstoff Holz anfallen. Heute aber verkauft der Verkäufer das, was nach seiner Meinung am schnellsten Umsatz bringt, meist noch zu tiefen Preisen. Man kann aber mittelfristig nicht nur Landhausdielen zum günstigsten Preis hergeben und nebenher Schiffsböden auf Halde produzieren oder gar verschenken. In dieser Tatsache ticken noch einige Zeitbomben im Markt! Daher bleibt der Markt spannend!

Ansgar Igelbrink (Bauwerk-Boen Group)
Die drei Märkte verhalten sich unterschiedlich. Deutschland zeigt für die nächsten Jahre eine weiterhin positive Baukonjunktur, wobei in den beiden Märkten Schweiz und Österreich eher von einer Stagnation auszugehen ist. Diese Aussagen zum Gesamtmarkt möchte ich jedoch etwas verfeinern: Der so genannte Premiumbau, der hauptsächlich unser Zielmarkt ist, wird in den drei Märkten weiter wachsen. Sämtliche Gesellschaftsstudien und Marktanalysen bestätigen diese Annahme.

Guido Müller (Bauwerk-Boen Group)
Die D/A/CH-Märkte Deutschland, Österreich und Schweiz sind drei unserer Kernmärkte. In Deutschland generieren wir hierbei den stärksten Umsatz und streben weiteres Wachstum an. Auch in Österreich und der Schweiz, wo unsere Marktdurchdringung noch ausbaufähig ist, rechnen wir uns in den kommenden Jahren gute Chancen aus.

Uwe Eifert (Hamberger Flooring)
Im Gegensatz zu einigen anderen Ländern in Europa sind in der D/A/CH-Region die Umsätze stabil. Die Preise stehen jedoch stark unter Druck. Vor allem in der Schweiz ist das Objektgeschäft sehr preisaggressiv geworden.

René Tomczak (Junckers)
Junckers hat sich in den letzten Jahren neu im deutschsprachigen Markt positioniert. Der Vertrieb und die Kennzahlen, die wir aus unserem Deutschlandgeschäft entnehmen können, deuten auf eine stabile und durchaus positive Entwicklung für die nächste Zeit hin. In Österreich, einem eher konservativen Markt, konnten wir unsere Position gut behaupten und auch einige neue Industriepartner dazu gewinnen. Der Sport- und Fitnessbereich ist hier wie auch in der Schweiz ein starkes Segment mit weiterem Potential. Aber auch Oberflächenprodukte werden von Junckers in diesen Märkten mit steigendem Volumen abgesetzt. Dennoch müssen auch wir einräumen, dass der enorme Preisdruck einiger Wettbewerber und Händler auf die Stimmung schlagen. Gerade das ist auch in der Schweiz zu beklagen. Es ist sehr schade, dass es selbst in diesem doch starken und traditionellen Holzmarkt zu einem stärkeren Verfall der Preise gekommen ist.

Andrea Margaritelli (Margaritelli)
Der deutsche Parkettmarkt zeigt hohe Stabilität mit einer tendenziellen Seitwärtsbewegung, ähnlich wie der österreichische und schweizerische Parkettmarkt. Die D/A/CH-Märkte sind geprägt von erhöhtem Preisdruck in der Massenware, die vielfach aus fernen Ländern auf diese starken Parkettverbrauchsmärkte drängen. Jedoch zeigen sich auch erfreuliche Tendenzen der Wertschätzung schöner und exklusiver Produkte, die aufgrund der stärkeren Kaufkraft dieser drei Länder gut nachgefragt sind. Eine vertikale starke Vernetzung zwischen Hersteller und Vertrieb/Handwerk spielt dabei eine wachsende Rolle wie auch die Marktpositionierung mit modernen Verkaufssystemen.

Albert Waibel (Tarkett)
Wir schätzen den Parkettmarkt in den D/A/CH-Ländern nach wie vor als sehr stabil ein, denn in den nächsten Jahren werden der Wohnungsbau und der Renovierungsbereich weiter wachsen. Dies hängt zum einen mit der Zunahme Kaufkraft starker Verbraucher zusammen, die das frei werdende Kapital aus Erbschaften und fälligen Versicherungen in Immobilien investieren. Auf der anderen Seite spüren wir deutlich das gestiegene Umweltbewusstsein von Konsumenten, die gezielt auf nachwachsende Rohstoffe setzen. Davon werden vor allem Böden aus Holz profitieren. Wir gehen daher von einem mengenmäßigen Marktwachstum von ca. zwei Prozent in den nächsten drei bis fünf Jahren aus. Dabei werden Absatzrückgänge in den klassischen Schiffsboden-Konstruktionen durch den Trend hin zu hochwertigen Böden im Landhausdielenbereich kompensiert.

Robert Bieger (Kährs)
Der deutsche Markt zeigt nach wie vor eine gute "Betriebstemperatur", wovon wir auch für die nächsten Monate und in 2014 fest ausgehen. Der deutsche Immobilienmarkt und die makroökonomischen Indikatoren sind positiv. Nicht nachvollziehbar sind die zu niedrigen Marktpreise im Vergleich zu anderen Ländern. Die Wertschätzung der Endkunden und Entscheider für Parkett ist weit höher als die der Industrie und des Handels für ihre eigenen Parkettprodukte und wie sie in den Markt eingepreist werden. Der Schweizer Markt hat ebenfalls eine gute Temperatur, preislich scheint sich allerdings einiges zum Schlechten zu verändern. Die Zeiten der hohen Schweizer Preise sind für Standardprodukte vorüber, für Besonderes und Exklusives ist der Schweizer Markt allerdings ein preislich fairer und bedeutender Abnehmer. Der österreichische Markt zeigt eine gewisse Absatzschwäche und ist preislich sogar deutlich unter das niedrige Niveau des deutschen Marktes anzusiedeln. Es wäre wünschenswert, wenn man sich in Österreich darüber im Klaren würde, dass man auskömmliche Preise benötigt, um Industrie und Handel langfristig auf gesundem wirtschaftlichem Niveau zu halten.

Bernhard und Erwin ter Hürne (ter Hürne)
ter Hürne legt in dem regional beschriebenen Marktumfeld zu, liegt aber mit einem Wachstum von zwei bis drei Prozent unter unseren eigenen Erwartungen. Gründe für unsere Dynamik sind sicherlich die deutliche Verstärkung unserer Sortimentsposition Landhausdiele sowie die Neuerungen im Sortiment, die vor allem das Thema Natürlichkeit nach vorne stellen. Den Markt insgesamt nehmen wir als knapp behauptet wahr, jedoch mit deutlichen Verschiebungen vom Import hin zur heimischen Herstellung aufgrund der verbesserten Wettbewerbsfähigkeit, überlegenen Qualität und Verfügbarkeit.

Ludger Schindler (Meisterwerke)
Aus unserer Sicht präsentiert sich der deutsche Parkett-Markt stagnierend bis leicht abnehmend, ähnlich sieht es in Österreich aus. In der Schweiz sind die Umsätze weitestgehend stabil. Der Großhandel verzeichnet ein deutlich besseres Geschäft als der Einzelhandel. Insgesamt zieht das Geschäft seit dem zweiten Quartal 2013 wieder an.

Volkmar Halbe (Parador)
Die Euphorie, die die Jahre 2011 und 2012 geprägt hat, ist aktuell nicht mehr so stark zu spüren; das gilt insbesondere für den deutschen Markt. Dennoch bleiben wir optimistisch, denn der Parkettboden hat eine hohe Attraktivität als qualitativ hochwertiger Hartbodenbelag.

Gerald Gutmann (Scheucher Holzindustrie)
Der Parkettabsatz in Mitteleuropa ist stabil. Die aktuellen Statistiken im Wohnungsbau etc. zeigen in diesen Ländern sogar eine Tendenz nach oben. Der Parkettmarkt wird diese Zunahme an Genehmigungen jedoch erst ein halbes bis ein ganzes Jahr später spüren. Nach wie vor überschwemmen auch asiatische Produkte den Markt, besonders Landhausdielen. Dieser Druck schlägt sich natürlich auch in den Preisen nieder. Der Preis dieses boomenden Sortiments gerät daher leider immer mehr in Bedrängnis, was meiner Meinung nach nicht notwendig sein müsste.

Kathrin Wesonig (Weitzer Parkett)
Der Parkettmarkt ist für Weitzer Parkett im Wesentlichen stabil in Bezug auf den Mengenabsatz. Durch die Maßnahmen von Weitzer Parkett mit seinen erfolgreichen Showroom-Partner- und Modulpartner-Konzepten ist es uns gemeinsam mit den Kunden gelungen, im Premiumsegment den Anteil an exklusiven und hochpreisigen Produkten deutlich zu steigern. Im durchaus preissensiblen Projektgeschäft ist aktuell ein sehr starker Preiskampf zu spüren.
aus Parkett Magazin 05/13 (Bodenbeläge)