Betten- und Wäschehaus Windmüller
Eigenes Parkhaus als Frequenzbringer
Backnang. Eine gute Kundenfrequenz ist das A&O eines erfolgreichen Bettenfachgeschäftes. Martin Windmüller, Inhaber des Betten- und Wäschehauses Windmüller in Backnang, hat für sein Fachgeschäft herausgefunden, wie man Kunden ins Geschäft lockt.Das Backnanger Bettenfachgeschäft von Martin Windmüller zählt zu den traditionsreichen Unternehmen in der deutschen Handelsszene. Es geht zurück auf eine Gründung 1882 als Geschäft für Weißwaren und Aussteuerprodukte. Seitdem befindet sich das Geschäft in ununterbrochener Folge in Familienhand. Windmüller selbst kann in diesem Jahr das 25-jährige Betriebsjubiläum feiern, denn er kam Ende 1988 als Quereinsteiger in das väterliche Unternehmen. Schon kurz danach übernahm er das Geschäft als Inhaber. "Ich wurde allerdings nie dazu gedrängt, eines Tages das Geschäft zu übernehmen", betont Windmüller mit einem Lächeln. "Das hätte bei mir wahrscheinlich auch gar nicht funktioniert."
Der junge Mann wurde gleich mit einer echten Mammutaufgabe betraut, dem Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses. "Junge, das ist Deine Aufgabe", sagte Windmüller senior seinem Sohn mit Blick auf die anstehende Geschäftsübergabe. Und der packte die Aufgabe an. Über den Tipp eines Bekannten erfuhr Windmüller, dass es ein junges und sehr ambitioniertes Architektenehepaar namens Jutta und Dieter Blocher gebe, das nach dessen Meinung für den Entwurf und die Koordination des Neubaus geeignet sein könne. Dieser Tip war Gold wert, denn wie sich später herausstellen sollte, entpuppte sich das Architektenbüro im Laufe der Zeit als eine der ersten Adressen, wenn es um die Konzeption von Handelsimmobilien ging. Gemeinsam ging man das Projekt an, und nach dem Abriss des alten Geschäftes 1989 entstand in 16 Monaten das neue Bettenfachgeschäft.
Für Windmüller waren in dem Neubau 1.100 Quadratmeter Verkaufsfläche vorgesehen, das Dreifache gegenüber dem alten Geschäft. Außerdem entstanden in dem Haus drei Arztpraxen und elf Wohneinheiten. Direkt im Anschluss an die Windmüller-Fläche befindet sich ein Reisebüro. Inhaltlich wurde aus dem ursprünglichen Betten Windmüller das Betten- und Wäschehaus Windmüller. "Mir war bei der Analyse der Geschäftszahlen klar, dass unser Geschäft auf Dauer als reines Bettengeschäft keine große Zukunft haben würde. Ich hatte daher die Idee, zur Verbesserung der Kundenfrequenz unser bis dahin sehr überschaubares Sortiment aus ein wenig Wäsche und Strümpfen deutlich zu erweitern", erzählt Windmüller.
Dafür bekam das Sortiment die prominente Antrittsfläche im Erdgeschoss reserviert, unter dem Titel "Rund um mich", mit Unterwäsche, Nachtwäsche, Frottierwaren und Bademänteln, Strümpfen, Bademode und Geschenkideen. Das Untergeschoss führt ein Sortiment "rund ums Zuhause": Bettwäsche, Tischwäsche, Sofadecken und -kissen, Wohn-Accessoires und der Bettenreinigung. Das Obergeschoss dreht sich "rund ums Bett" mit Bettgestellen, Matratzen, Lattenrosten, Bettdecken und Kissen.
Um die Wäsche kümmert sich Ehefrau Kerstin Windmüller. Auch Sie hatte vor dem Einstieg in das Unternehmen keinerlei Erfahrungen als Bettenfachhändlerin und absolvierte ihre fachliche Ausbildung daher im nahe gelegenen Nagold. Dort lernte sie die Fachdozentin Silvia Leins-Bender kennen, unter anderem Expertin für die Warengruppen Damen- und Herrenwäsche. Von ihr bekam sie wichtige Tips zum Aufbau einer repräsentativen Wäscheabteilung.
Die Verkaufsfläche des Bettenbereiches wurde verdoppelt und das Sortiment gründlich überarbeitet. Bei der Übernahme durch Martin Windmüller dominierten im Matratzenbereich die Marken Dunlopillo und Femira. Windmüller nahm ziemlich schnell nach seinem Einstieg eine deutliches Upgrading vor, setzte außerdem stark auf Dormabell, die Verbandsmarke des Bettenrings, dem das Backnanger Fachgeschäft angehört. "Dormabell war damals noch nicht auf dem Stand von heute, aber ich habe schnell erkannt, welches Potenzial und welchen Nutzen die Verbandsmarke bietet", schildert der Firmenchef. Zum einen komme er mit der Verbandsmarke aus dem Preisfeuer, wie er den Preisverhau einiger Markenprodukte bezeichnet. Außerdem biete Dormabell innovative Produkte, eine verlässliche Qualität und konstante Produkte, was die Beratung der Kunden erleichtere und persönlich auch eine gewisse Sicherheit gewährleiste. Heute erziele er rund 80 Prozent seines Matratzenumsatzes mit Produkten der Marke Dormabell, rechnet Windmüller vor. Der Umsatzanteil von Matratzen, Rahmen und Bettgestellen am Gesamtumsatz liegt nach Angaben Windmüllers bei rund 40 Prozent. Weitere 20 Prozent steuern Bettwaren und Bettwäsche bei. Etwa 40 Prozent Umsatzanteil haben Wäsche und Strümpfe. Dieser Wert liege im Vergleich zu seinen Erfa-Gruppen-Partnern und den Dormabell-Kollegen extrem hoch, räumt der Firmenchef ein. Und der Jahresumsatz, lässt Windmüller durchblicken, ernähre durchaus seine Familie.
Das damalige Wagnis, im Sortiment ein großes Gewicht auf das für ein Bettenfachgeschäft eher untypische Sortiment von Wäsche und Strümpfen zu legen, hat sich somit gelohnt. "Mit der Einführung dieser Artikel konnten wir unseren Umsatz deutlich nach oben treiben und vor allem auch die Besucherfrequenz in unserem Hause wesentlich steigern", stellt Windmüller zufrieden fest.
Backnang allein reicht mit seinen rund 34.000 Einwohnern nicht, um das Bettenfachgeschäft zu betreiben. Das Einzugsgebiet der Stadt liegt allerdings bei rund 90.000 Einwohnern. Und vor allem durch das östlich gelegene Hinterland liegt die Zentralität von Backnang laut Windmüller bei etwa 190. Dieser Wert wird nur von wenigen Orten in Deutschland übertroffen. Das Einzugsgebiet der Windmüller-Kunden liegt im Umkreis von etwa 20 bis 30 Kilometer, nach Osten hin können es auch schon 50 Kilometer sein. Das bedeutet allerdings nicht, dass das Backnanger Bettenfachgeschäft in dieser Region allein auf weiter Flur ist.
Selbstverständlich gibt es reichlich Outlets der bekannten Discount-Ketten, die Windmüller allerdings nicht als große Konkurrenz betrachtet. Wettbewerb besteht eher zur Opti Wohnwelt vor Ort in Backnang-Waldrems, mit einer Verkaufsfläche von rund 35.000 Quadratmetern und einer großen Betten-Fachabteilung. Und zu Hoffmeister im etwa 25 Kilometer entfernten Bietigheitm-Bissingen, wo überdies Betten Gailing angesiedelt ist. Natürlich steht Backnang auch im Wettbewerb mit der Landeshauptstadt Stuttgart, deren derzeit noch überirdischer Hauptbahnhof mit der S-Bahn in einer guten halben Stunde erreichbar ist.
Die Kernzielgruppe des Backnanger Fachgeschäftes sind Kunden in der konsumigen Mitte bis zum gehobenen Anspruch. "Luxusprodukte", so Windmüllers Erfahrung, "gibt Backang nicht her." Der wird dann eher in Stuttgart gesucht. Bettwäsche-Sets findet man in dem Geschäft daher auch schon ab einem Preis von rund 50 Euro, Matratzen liegen im Schwerpunkt zwischen 800 und 1.200 Euro.
Um die Kunden ans Haus zu binden, setzt Windmüller selbstverständlich nicht nur auf das frequenzstarke Wäschesortiment. Außerdem herrscht dort seit längerem "Mäusealarm". Denn pro 50 Euro Umsatz erhalten Windmüller-Kunden fünf Windmüller-Mäuse in Form eines kleines Gutscheins. Der Geschäftsinhaber hält nämlich nichts davon, die Umsätze seiner Kunden in einer Datenbank abzuspeichern, um dann nach einem Jahr eine Rabatt-Gutschrift auszustellen. Die Windmüller-Mäuse erhält der Kunde sofort an der Kasse, sie sind wie Geld nicht personengebunden und haben auch kein Ablaufdatum. Je nach der Anzahl der gesammelten Mäuse können sie im Geschäft, dem benachbarten Reisebüro und einem Backnanger Restaurant eingelöst werden. Bei Windmüller selbst erhält man für 50 Mäuse (also einem Gesamtumsatz von zuvor mindestens 500 Euro) einen Einkaufsrabatt auf den gesamten Einkauf von fünf Prozent, bei 200 Mäusen sind es zehn Prozent. Im Restaurant erhält der Windmüller-Kunde für zehn Mäuse einen Gratis-Espresso nach dem Essen.
Und dann ist da noch das neue Parkhaus mit knapp 130 Stellplätzen, das Windmüller 2010 mit einer Investition von rund 1,5 Mio. Euro direkt neben dem Geschäftshaus hat errichten lassen, und das er selbst bewirtschaftet. Windmüller-Kunden parken dort zwei Stunden gratis, aber auch andere Leute können dort ihr Auto gegen kleines Geld abstellen. Pro halbe Stunde ist man mit 50 Cent dabei, ein Tagesticket kostet 5 Euro. Ab 20 Uhr ist das Parken noch mal deutlich billiger.
Das Bettengeschäft hatte schon immer ein paar Parkplätze, die bewirtschaftet werden mussten. Ansonsten wären sie durch die Mitarbeiter benachbarter Unternehmen, deren Firmenparkplätze weiter weg angesiedelt sind, den ganzen Tag in Beschlag genommen worden. Außerdem sorgt eine große Zahnarztpraxis mit ambulanten OPs für großen Zulauf, denn nicht selten werden OP-Aspiranten von Fahrern begleitet, die sie nach dem Eingriff wieder nach Hause kutschieren. Windmüller schlägt mit seinem Parkhaus gleich mehrere Fliegen auf einmal: Zum einen freuen sich die Windmüller-Kunden über unkomplizierte Parkmöglichkeiten gleich nebenan. Außerdem neigen die anderen Parkkunden dazu, bei Windmüller einfach mal reinzuschauen was es dort so gibt, um ihre Parkkosten durch einen kleinen Einkauf zu reduzieren. Was wiederum die Frequenz im Geschäft weiter erhöht.
Und Windmüllers Kalkül geht offenbar auf. Durch den Einsatz eines kleinen Anteils seines jährlichen Werbebudgets für den Betrieb des Parkhauses arbeitet dieses inzwischen Kosten deckend. "Und die Differenz zwischen Kostendeckung und Zuschussbeitrag wird immer geringer", freut sich der clevere Einzelhändler. Gleichwohl denkt er daran, die Parkgebühren minimal anzuheben, um etwa zehn Cent pro halber Stunde, denn im Vergleich zu den innerstädtischen Parkgebühren ist das Windmüller-Parkhaus fast zu billig.
Außerdem wirbt Windmüller einmal im Jahr auf der Gesundheitsmesse Gesund&Vital in Waiblingen, einer Verbrauchermesse. Dort vermisst er potenzielle Kunden, die anschließend in seinem Geschäft Liegeproben vornehmen können. Auf diese Weise hat der Inhaber schon einige Neukunden gewinnen können. In diesem Jahr nimmt er schon zum siebten Mal an der Messe teil.
Auf diese Weise ist es dem Unternehmer gelungen, sein Geschäft weiter zu entwickeln. Nach dem Umbau stieg der Umsatz bis Mitte der 90er Jahre stetig an. Danach, räumt Windmüller ein, ging er allerdings auch in kleinen Schritten wieder zurück. Durch die Maßnahmen in den letzten Jahren konnte Windmüller die Umsatztendenz aber wieder drehen, so dass der Umsatz der vergangenen Jahres um 20 Prozent über dem Spitzenwert der 90er lag. Er sieht daher keinen Anlass, groß an der Ausrichtung des Hauses etwas zu ändern. Die wichtigste Aufgabe für die Zukunft ist für ihn die weitere Ausweitung des Einzugsgebietes.
Windmüller - in Kürze
Windmüller GmbHGerberstraße 8-12
71522 Backnang
Tel.: 0 71 91/33 99-0
Fax: 0 71 91-33 99-10
E-Mail:info@derwindmueller.de
Web:www.das-gute-bett.de
www.derwindmueller.de
Inhaber: Martin Windmüller
Verkaufsfläche: rund 1.100 m
2Mitarbeiterzahl: 13,5 nach Vollzeit, einschließlich Ehepaar Windmüller
Sortiment: Matratzen, Unterfederungen, Schlafsysteme, Bettwaren und Bettgestelle, Frottierwaren, Tag- und Nachtwäsche für Damen und Herren, Bademoden, Wohnaccessoires
Serviceleistungen: Betten- und Kissenreinigung zu Festpreisen, Atelierservice, Vor-Ort-Beratung, kostenlose Parkplätze, "Taxi"-Service innerhalb Backnangs.
Verband: Bettenring
aus
Haustex 07/13
(Handel)