Euroconstruct: Europäischer Wohnungsbau erholt sich erst 2015

Gute Perspektiven für deutschen Wohnbau

Die Lage im europäischen Wohnungsbau bleibt schwierig, vor allem was den Neubau angeht. Die im Euroconstruct-Netzwerk zusammengeschlossenen Wirtschaftsforschungsinstitute halten aber an ihrer Einschätzung aus dem Frühjahr fest, dass sich die Situation bis 2015 spürbar verbessern wird. Das gilt allerdings nicht für alle Länder. Krisengeschüttelte Staaten wie Spanien oder Portugal bleiben auch darüber hinaus die Sorgenkinder der Baubranche.

Das europäische Forschungs- und Beratungsnetzwerk Euroconstruct bestätigt seine Einschätzung aus dem Frühjahr zur Entwicklung des europäischen Wohnungsbaus. Nach aktuellen Zahlen sei in den 19 betrachteten Ländern Europas*) 2013 mit einem schrumpfenden Bauvolumen zu rechnen, 2014 lediglich mit einem moderaten Zuwachs von 1%. 2015 soll es dann mit +2,5 % auf insgesamt 604 Mrd. EUR (in Preisen von 2012) deutlich besser werden.

Wenig überraschend kommt die Erkenntnis, dass die Entwicklung in den einzelnen Staaten eklatante Unterschiede aufweist. Faktoren wie demographische Effekte, wirtschaftliche Aussichten, die Preise bei Wohnimmobilien oder die Verfassung des Arbeitsmarktes bedingen die Investitionen in den Wohnungsbau (siehe Tabelle "Einflussfaktoren im Wohnungsbau"). Und da sieht es in Deutschland, Großbritannien und vor allem den skandinavischen Staaten viel besser aus als etwa in Südeuropa, Ungarn oder Tschechien. In der Vorhersage für den Zeitraum zwischen 2013 und 2015 schneidet Norwegen mit einer durchschnittlichen prozentualen Steigerungsrate von 4,7%/Jahr mit Abstand am besten ab. Deutschland liegt mit 1,6 % auf dem 5. Rang.

Dramatisch hingegen die Erwartungen für Portugal und Spanien wo jährlich 5,4 bzw. 6,3 % an Volumen verloren gehen; hier sehen die Forscher überhaupt keine Indikatoren für eine Verbesserung der heute schon schlechten Situation. Die Wirtschaftskrise habe die Handlungsspielräume von Staat, Unternehmen, Banken und Privatpersonen deutlich reduziert. In Spanien wirke zudem die geplatzte Immobilienblase nach: Es gebe einen enormen Wohnungsleerstand, die Preise für entsprechende Immobilien seien seit dem Sommer 2007 um 36 % gesunken.

Dass es Wege aus der Krise gibt, beweist Irland. Das zuständige Institut rechnet für 2014 mit 5,5% und für 2015 sogar mit rund 10 % Wachstum bei den Wohnungsbauleistungen. Diese kämen fast ausschließlich aus dem Neubau. 2013 liegt Irland noch auf dem letzten Platz bei den Wohnungsfertigstellungen je 1.000 Einwohner (siehe Grafik "Wohnungfertigstellungen in Europa 2013").

Die rote Laterne hatte noch 2010 Deutschland. Inzwischen hat der Wohnungsbau hierzulande spürbar angezogen. Mit 2,5 fertiggestellten Wohnungen je 1.000 Einwohner wird die Bauleistung aber auch 2013 noch unter dem europäischen Durchschnitt von 2,8 bleiben. Spitzenreiter sind auch hier die Norweger (6,0).
Insgesamt deutlich rückläufig ist gegenwärtig das europaweite Investitionsvolumen in den Wohnungsneubau. Für 2013 rechnen die Wirtschaftsforscher mit knapp 230 Mrd. EUR (in Preisen von 2012). Das wären 45 % weniger als 2006. Der Anteil am Gesamtvolumen des Wohnungsbaus beliefe sich damit nur noch auf 39 %; 2006 waren es 53 %.

Entsprechend niedrig ist gegenwärtig auch die Zahl der Wohnungsbaugenehmigungen. 2013 dürfte sie mit lediglich 3,1 je 1.000 Einwohner im europäischen Durchschnitt den niedrigsten Wert der letzten Jahre erreichen. Bis 2015 hält Euroconstruct dann eine Verbesserung auf 3,4 Wohneinheiten für realistisch.


*)Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, Schweiz, Slowakei, Spanien, Tschechien, Ungarn
aus BTH Heimtex 11/13 (Bau)