Betten Sauer

Ein Haus mit langer Tradition

Köln. Vor 190 Jahren wurde Kölns erstes Bettengeschäft eröffnet, und es besteht noch immer: Betten Sauer feierte sein Jubiläum mit zahlreichen Gästen. Der Wechsel zur sechsten Unternehmer-Generation ist bereits geregelt.

Dieses Geschäft gehört wie der Karneval zu Köln: Im Jahr 1823 wurde in der Domstadt nicht nur der erste Rosenmontagsumzug veranstaltet. Im gleichen Jahr gründete der aus Böhmen stammende Hermann Joseph Hiebl jenes Unternehmen, das unter dem Namen Betten Sauer im September mit vielen Gästen seinen 190. Geburtstag feiern konnte.

Hiebl war mit der Postkutsche an den Rhein gekommen und hatte aus seiner Heimat Federn und Daunen mitgebracht. Er verkaufte die Ware zunächst aus seinem Zimmer im Hotel 'Zum Roten Elefanten" heraus an die Kunden, bevor er das erste Bettengeschäft Kölns in der Großen Neugasse 20 eröffnete - der Beginn einer langen Firmen- und Familiengeschichte.

Seit vielen Jahren führen Heinz und Rosemarie Sauer das Fachgeschäft in fünfter Generation. Mit Michael Gouram steht ein Nachfolger bereit: Da keine direkten Nachkommen vorhanden sind, wird Heinz Sauer seinem langjährigen Mitarbeiter die Firma zum 1. Januar 2014 übergeben. Er wird Gouram gemeinsam mit seiner Frau dann noch beratend zur Seite stehen.

Sauer hat die Geschicke des Familienbetriebs ein halbes Jahrhundert lang bestimmt. Nach der Lehre als Textil-Einzelhandelskaufmann in der Einkaufszentrale von Kaufhof in Köln übernahm er das Unternehmen 1964 im Alter von nur 20 Jahren. Zuvor hatte seine Mutter das Geschäft zehn Jahre lang geführt, nachdem Sauers Vater früh verstorben war.

Es war eine Zeit des Aufbruchs, auch wenn die Rahmenbedingungen zunächst schwierig waren. Köln lag nach dem Zweiten Weltkrieg weitgehend in Trümmern. Auch das Sauersche Firmengebäude, gleich neben dem Gürzenich gelegen, war 1942 einem Bombenangriff zum Opfer gefallen. So musste das Geschäft aus der Innenstadt in das Privathaus der Familie im Stadtteil Brück auf der anderen Rheinseite verlegt werden.

Trotz widriger Umstände konnte die Firma überleben, denn die Nachfrage war nach dem Krieg gegeben: In den ersten Jahren konzentrierte man sich bei Sauer auf Bettfederreinigung, Matratzenherstellung und Neubezug, die Aufarbeitung von Polstermöbeln sowie die Gardinenfertigung. Viele Stammkunden blieben dem Fachgeschäft treu, auch wenn sie dafür mit der Straßenbahnlinie B nun wesentlich weiter auf die 'schäl Sick" fahren mussten. Denn Sauer setzte auf Qualität: In einer Anzeige des Bettenhauses im Kölner Stadtanzeiger von 1948 wurden beispielsweise Schlaraffia-Matratzen ab 138 D-Mark angeboten - viel Geld zur Zeit der Währungsreform.

Bis vor rund 30 Jahren stellte Betten Sauer Matratzen in der eigenen Polsterei selbst her, von der Vollpolstermatratze aus Kapok, Rosshaar, Wolle oder Seegras über Federkernmatratzen bis zur Schaummatratze. Heute werden im Atelier noch Daunendecken hergestellt, beispielsweise aus Eiderdaunen, sowie die so genannten Editionsdecken, für die Schweizer Batist sowie hundertprozentig reine, handverlesene Gänsedaunen verarbeitet werden.

Damals wie heute gab es eine klare Firmenphilosophie: 'Keine Mondpreise mit Scheinrabatten, keine Rabatte auf Massenware - dafür seriöse Preise für Spitzenware von nachhaltigem Wert." Mit diesen Worten beschreiben die Sauers ihre Geschäftsprinzipien. Seit 1976 empfangen sie die Kunden am jetzigen Standort am Brücker Mauspfad, der über die Jahre durch Aus- und Umbauten auf 400 Quadratmeter Geschäftsfläche wuchs. Zwei Filialen, die Heinz Sauer in den 70er-Jahren im benachbarten Bensberg und im Kölner Stadtteil Lindenthal eröffnet hatte, wurden später wieder aufgegeben.

Das Angebot umfasst ausschließlich hochwertige Produkte bekannter Hersteller sowie Waren aus dem eigenen Atelier. Neben Marken des Bettenrings gehören hierzu Namen wie Röwa und Lattoflex, Schlossberg und Fischbacher oder Traumina und Sanders, um nur einige zu nennen. Das Angebot von Sauer umfasst außerdem die Reinigung von Wäsche und Bettwaren sowie einen Aufbau- und Reparaturservice.

Im Mittelpunkt steht natürlich die umfassende und fundierte Beratung, die sich unter anderem auf das Dormabell-Messsystem des Bettenrings stützt. Neben Heinz und Rosemarie Sauer kümmern sich fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um Verkauf und Service. Michael Gouram, der künftige Chef, ist einer von ihnen. Der gebürtige Kölner begann seine Laufbahn bei Betten Sauer im Oktober 1999 nach einer Lehre als Textil-Einzelhandels-Kaufmann. Vier Jahre später wurde er Assistent der Geschäftsleitung.

Im Laufe von 14 Jahren besuchte der Vater zweier Kinder zahlreiche Seminare, Möbel- und Textilmessen sowie eine Vielzahl von Bettwarenherstellern. Neben der Prüfung als Handelsassistent legte er auch die Ausbildereignungsprüfung ab, um die Azubis im Betrieb ausbilden zu können. Seit Mai 2012 ist Gouram außerdem diplomierter Schlafberater.

Bei der Feier des Firmenjubiläums wandte sich der 37-Jährige, neben seinem bisherigen Chef, bereits mit einer kurzen Ansprache an die zahlreich geladenen Gäste. Neben Freunden und Geschäftspartnern waren dies unter anderem Jürgen Dax und Axel Augustin vom Verband der Bettenfachgeschäfte sowie Bettenring-Geschäftsführer Dr. Martin Süß, der das Inhaber-Ehepaar in einer launigen Rede würdigte.

Wenn Gouram am 1. Januar als alleiniger Geschäftsführer in die Fußstapfen von Heinz Sauer tritt, übernimmt er mit den Herausforderungen eines stationären Fachgeschäftes auch die 190-jährige Firmentradition, die es fortzuführen gilt. Da kann ihm der lange Atem vielleicht noch nützlich sein, den er aus dem Sport mitbringt: In seiner Freizeit läuft der künftige Unternehmer Marathon.
aus Haustex 10/13 (Handel)