Weichmacher, Reinigungsmittel und Sonnenschein
Viele Ursachen lassen PVC schrumpfen
'Schrumpfverhalten von PVC-Belägen - eine allgemeine Betrachtung", mit diesem Thema befassten sich ZVPF-Vorstand Ralf Wollenberg und Jörg Kummetz, Anwendungstechniker bei Wulff, auf dem ZVPF-Sachverständigentag in Feuchtwangen. Die Notwendigkeit für eine Auseinandersetzung hiermit besteht seit längerer Zeit. Schon im Jahr 2005 ergab eine Umfrage des Sachverständigen Richard Kille, dass 31 % der damals Befragten Probleme mit dem Schrumpfen von homogenen PVC-Belägen hatten. Verstärkt wurde das Interesse durch die Diskussion um die als Weichmacher eingesetzten Phthalate. Wie das Umweltbundesamt feststellte, gelten diese als problematisch.PVC ist trotz der über Jahrzehnte wiederkehrenden Diskussionen über die Auswirkungen seiner Inhaltsstoffe auf Gesundheit und Umwelt einer der wichtigsten Kunststoffe und aus dem Alltag nicht wegzudenken. In der Zusammensetzung eines PVC-Belages machen Weichmacher wie die Phthalate einen Anteil von 20 bis 35 % aus. Aktuell stellen die namhaften Hersteller von PVC-Bodenbelägen auf alternative Weichmacher um. Teilweise auf nachwachsende Rohstoffe, aber immer mit dem Ziel, eine Gesundheitsgefährdung weitgehend auszuschließen. Bei Bodenbelägen unbekannter Herkunft ist allerdings nicht unbedingt mit einer zeitgemäßen Zusammensetzung zu rechnen, erklärte Chemiker Jörg Kummetz von Verlegewerkstoffhersteller Wulff.
Zur Prüfung der Maßänderung von PVC-Belägen gibt es drei Maß-Normen. DIN EN 1903 für den Volumenverlust durch Abwanderung von Inhaltsstoffen, vorzugsweise Weichmacher. DIN EN 434 zur Bestimmung der Maßänderung durch Rückstellkräfte und DIN EN 14565 zur Prüfung der Maßänderung durch Wärmeausdehnung. Die Prüfungen zu diesen Normen sind reine Laborprüfungen. Aus den Anforderungswerten lassen sich keine in der Praxis zulässigen Maßänderungen ableiten.
Mögliche Ursachen des Schrumpfens
Objekteur und ZVPF-Vorstaand Ralf Wollenberg setzte sich mit den verschiedenen Ursachen auseinander, die zum Schrumpfen von PVC-Belägen führen können und machte dies mit anschaulichen Beispielen aus der Praxis deutlich.
Als erstes Beispiel nannte er die Weichmacherwanderung. Wenn unterschiedliche Bodenbeläge aufeinander gelegt werden, kann es dazu kommen, dass die Weichmacher in alle Richtungen zwischen den Belägen 'wandern". Dieser Effekt ist sowohl zwischen Designbelägen und PVC-Fliesen (Bild 1), als auch bei CV-Belägen und mit Schaumrücken ausgerüsteten Teppichböden und PVC-Belägen zu beobachten (Bild 2). Daraus resultiert eine deutliche Veränderung der Dimension der Beläge und die Ausbildung deutlicher Fugen.
Auch produktionstechnische Unregelmäßigkeiten können dazu führen, dass Bahnenbeläge schwinden und Fugen entstehen. Bei der Produktion des Belages auf dem Kalander wird das Material in der Länge ausgewalzt. Erfolgt eine zu schnelle Abkühlung, werden Spannungen 'eingefroren", die zu späteren Maßänderungen führen können. Ist die Mischung nicht gut ausformuliert, kann es zum Abwandern des Weichmachers und dadurch zu Schrumpf und Fugenbildung kommen.
Ein Beispiel dafür, dass auch äußere Einflüsse zu Schrumpfverhalten führen können, wird auf Bild 3 deutlich. Der Boden wurde regelmäßig mit öligen Schuhen begangen und deswegen intensiv mit scharfen Grundreinigern behandelt. Auf den Laufstraßen bildeten sich bis zu 1,5 cm breite Fugen heraus. Die Randbereiche waren dagegen noch in Ordnung.
Auch auf den Untergrund ist beim Verlegen von PVC-Belägen zu achten. Wollenberg schilderte einen Fall, in dem er beim Aufnehmen des Bodens eine undefinierbare Unterlage vorfand (Bild 4). Mit hoher Wahrscheinlichkeit sind in diesem Fall die Weichmacher in den Untergrund gewandert und haben ein Schrumpfen des Belags verursacht.
Auch Sonnenlicht kann zu Schrumpfungen führen. Ist der Belag einer direkten, starken Einstrahlung ausgesetzt, kann es zu deutlich sichtbaren Veränderungen kommen (Bild 5). Ein empfindlicher Punkt ist das Kleberbett. Durch Kleber mit einer weichen Kleberfuge lässt sich ein Schrumpfen der Beläge nicht verhindern.
Vermeidung von Schäden durch Belagsschrumpfung
Aus den gezeigten Schadensbildern ergeben sich einige Lösungen, die das Schrumpfen der Beläge verhindern oder reduzieren. Das Schrumpfverhalten durch Weichmacherwanderung ist bei hochwertigen Belägen meist deutlich geringer ausgeprägt als bei billigen Belägen. Das liegt daran, dass in diesen Belägen keine Phthalate und weniger Schwermetalle eingesetzt werden.
Hilfreich ist es auch, die Herstellerempfehlung zu beachten und sich an die angegebene Belag- und Kleberkombination zu halten, da diese im Labor intensiv getestet wurde. Nassklebstoffe sind aufgrund ihrer Zusammensetzung deutlich besser geeignet, um Schrumpfverhalten entgegenzuwirken, als dies bei Haftklebstoffen der Fall ist.
Auch bei Reinigungs- und Pflegemitteln empfiehlt sich, die Produkte zu verwenden, die von den Belagsherstellern freigegeben wurden. Dauerhafte Pflege mit aggressiven Reinigern oder Desinfektionsmitteln kann zu Belagsschrumpfungen führen.
Trotz einwandfreier Materialien und deren Verarbeitung sind Nahtabdichtungen (auch Schweißnähte) nicht dauerhaft dicht. Sie müssen in jedem Fall beobachtet werden und gegebenenfalls nachgearbeitet werden.
aus
FussbodenTechnik 06/13
(Bodenbeläge)