Stephan Ankert

Andere Wege bei der Azubi-Suche einschlagen


Dass es für Ausbildungsbetriebe im bodenlegenden Handwerk immer schwerer wird, geeignete junge Leute zu finden, ist nicht neu. Auch Stephan Ankert, der mit seinem Parkettleger-Betrieb in Mühlen im Oldenburger Münsterland ansässig ist, stand vor dieser Schwierigkeit. Weder ein Bericht in der Zeitung noch eine Stellenannonce brachten den erwünschten Erfolg. Im Gegenteil, die Resonanz blieb gleich Null. Ankert führte danach auch ein Gespräch mit einem Hauptschullehrer, der sich davon wenig überrascht zeigte und eine einfache Erklärung für die ausbleibenden Bewerbungen abgab: 'Die meisten der Schüler wollen in einem weißen Kittel arbeiten. Aber sich bloß nicht dreckig machen", lautete die Aussage des Lehrers.

Da er vergeblich auf Interessenten wartete, wurde er nun zusätzlich aktiv und ging auf der Suche nach einem Azubi einen etwas anderen Weg. Stephan Ankert beteiligte sich an einer Jobmesse, allerdings mit wenig Hoffnung, dort einen Azubi zu finden. Denn auf solchen Veranstaltungen ist auch die Industrie vertreten, die mit attraktiven Ständen die Aufmerksamkeit der Schüler mehr auf sich lenken. Primär nutzte Ankert die Messe, um die Vertreter von Bildungsträgern kennenzulernen, die solche Jobmessen ebenfalls besuchen, um dort Kontakte zu knüpfen. 'Die sehen sich dort auch nach Betrieben um, die für sie in Frage kommen, um ihre Schüler gegebenenfalls dorthin vermitteln zu können".

Und solche Kontakte erwiesen sich als Glücksfall. Über das Ludgerus-Werk, einer katholischen Institution für Erwachsenenbildung, lernte er den 20-jährigen Michael Seifert kennen. Dieser hatte zwar einen qualifizierten Realschulabschluss vorzuweisen und verschiedene Berufe kennengelernt, aber das richtige für sich noch nicht gefunden. Nach einigen Telefonaten zwischen dem Ludgerus-Werk, Seifert und Ankert wurde ein zweiwöchiges Praktikum verabredet, das auch zur vollkommenen Zufriedenheit aller Beteiligten verlief.

Alle drei Seiten einigten sich darauf, das Praktikum zu verlängern, da Seifert sich als sehr talentiert für den Parkettleger-Beruf erwies und Ankert ihn aufforderte, doch auch 'weiterhin am Ball zu bleiben". Man verständigte sich darauf, dass Michael Seifert vier Tage in der Woche in den Betrieb ging und einen Tag beim Bildungsträger blieb. Bei einem Besuch der Berufsschule Stade während des Praktikums ließen ihn die Lehrer mal in den Unterricht 'reinschnuppern". 'Danach hatte ich noch mehr das Gefühl, dass er wirklich will", erinnert sich Stephan Ankert.

Zum 1. August wurde Seifert dann schließlich Auszubildender bei Ankert Parkett. Für Stephan Ankert ein sicheres Indiz dafür, dass er den richtigen Weg eingeschlagen hat. 'Man muss Kontakte zu Bildungseinrichtungen pflegen und mit denen gemeinsam nach einem Azubi suchen, dann ist auch vieles möglich. Die Betriebe dürfen sich nur nicht ausruhen", fasst Ankert seine Erfahrungen zusammen.

Michael Seifert ist mit seiner Entscheidung, den Beruf des Parkettlegers zu erlernen, bisher voll zufrieden und hat auch schon Pläne für die Zeit nach der Ausbildung. 'Die Arbeit macht Spaß, ist vielfältig, und man hat viel mit den Kunden zu tun. Nach der Ausbildung möchte ich erstmal ein paar Jahre weiterarbeiten. Ob ich dann den Meister mache, weiß ich aber noch nicht", wagt er einen Ausblick in die Zukunft.

Dass sein Azubi einem möglichen Meistertitel noch skeptisch gegenüber steht, kann Ankert auch verstehen. 'Dass er sich jetzt noch fragt, warum er den Meister machen soll, wenn er ihn vielleicht gar nicht braucht, kann ich nachvollziehen. Es kostet trotz vieler Vorteile ja auch viel Geld. Deshalb sollte man von Seiten der Innungen zukünftig stärker kommunizieren, dass auch jemand, der 'nur" den Gesellenbrief hat, schon über mehr Wissen verfügt, als die meisten Handwerker aus anderen Gewerken", so Ankert abschließend.
aus Parkett Magazin 06/13 (Handwerk)