Adil Besim, Wien
Umbau und Stabwechsel
Adil Besim hat seinen Geschäft in Wien aufwändig modernisiert - die neue eigene Teppichkollektion Cassida kann dort nun angemessen präsentiert werden. Darüber hinaus hat Omar Besim jetzt offiziell das Geschäft von seinem Vater Ferdi übernommen. Stilecht wurden Neueröffnung und Generationenwechsel als gesellschaftliches Ereignis mit viel nationaler und internationaler Prominenz und zahlreichen Show-Acts gefeiert.Im Schatten des Stephansdoms gab es beim Wiener Teppichhandel Adil Besim gleich zwei Gründe zum Feiern: Der Start der neuen Teppichkollektion Cassida und die damit verbundene Neueröffnung nach einem umfassenden Geschäftsumbau - sowie die Übergabe des Geschäfts von Ferdi Besim an seinen Sohn Omar. Die Eröffnungsparty war ein respektables gesellschaftliches Event in der Donaumetropole: Zahlreiche Prominente und Künstler waren der Einladung gefolgt. Nach den musikalischen Darbietungen von Hot-Chocolate-Sänger Greg Bannis und Steven Jarwala 'The Voice of London" standen die Schauspielerin Barbara Wussow und Ex-Nationaltorhüter Franz Wohlfahrt Pate für Cassida.
Seit der Rauch der rauschenden Party verflogen ist, entfalten sich die funktionalen Aspekte des aufwendigen Umbaus der Geschäftsräume. Sechs Wochen lang war der Verkauf von Adil Besim in die vergleichsweise kleinen Räumlichkeiten von 140 m am nahegelegenen Bauernmarkt umgezogen. Zurück im Stammhaus am Graben 30 ist der bauliche Rahmen nun besser denn je auf die hochwertige Ware von Adil Besim ausgerichtet. Bereits im kleineren Verkaufsraum im Erdgeschoss werden die Veränderungen sofort sichtbar: Das vorher leicht zurückgesetzte Geschäft wurde bis zur Straße vorgezogen, neben Teppichen werden jetzt auch Modelinien und Accessoires von Cassida-Designer Michael Quester ausgestellt.
Auch der Aufzug in die eigentlichen Verkaufsräume im 1. Stock wurde modernisiert. Die dortige Ausstellungsfläche von 550 m hat durch den Abriss einer Säule und das Schließen der vorher abgedeckten Fensternischen eine galerieartige Anmutung bekommen. Die Teppiche, die vorher - an Leisten angebracht - an den Wänden hochgezogen worden waren, hängen nun zeitgemäß auf stoffbezogenen Holzplatten und wirken jetzt wie Bilder in einer Galerie. Ebenfalls neu: die Beleuchtungsanlage. 'Sie wird den herausragenden Produkten jetzt gerecht", sagt der scheidende Chef Ferdi Besim. Neben der modernen Cassida-Linie hat auch die Keimzelle des Unternehmens Adil Besim - der klassische Orientteppich - weiterhin seinen Platz. 'In unserer Schatzkammer findet der Liebhaber auch in Zukunft exklusive Stücke aus den wichtigsten Provenienzen", erklärt Ferdi Besim.
Das neue Label Cassida wurde vom Designer Michael Quester entworfen, der mittlerweile mehr als 400 Dessins für Adil Besim kreiert hat. Cassida for Omar Besim heißt die neue Linie in voller Länge. 'Über den gesamten kreativen Prozess hinweg gab es zwischen Michael und mir nicht einen einzigen Konflikt", schwärmt Omar Besim von der Zusammenarbeit. 'Das ist absolut außergewöhnlich für diese Art der Kooperation." Quester entwirft jährlich eine begrenzte Anzahl von Dessins, die nach den Kundenvorstellungen gestaltet werden können. Der Designer berät die Teppich-Käufer daher nach Terminvereinbarung auch ganz persönlich, um gegebenenfalls maßgeschneiderte Unikate zu entwerfen.
Cassida ist eine moderne und zeitgemäße Teppichkollektion, die alle althergebrachten Designrichtlinien bewusst verwirft, um etwas komplett Neues zu erschaffen. Die aus wertvoller tibetanischer Hochlandwolle und Seide bestehenden Teppiche haben eine Knüpfdichte von 155.000 Knoten pro Quadratmeter. Sie werden in Nepal gefertigt und geben damit dort pro Exemplar drei Knüpfern jeweils ein halbes Jahr Arbeit. Die Produktion unter zertifizierten Fair-Trade-Bedingungen ist eine Selbstverständlichkeit.
Teil der Kollektion ist etwa Cassida Onyx, das durch die farbenfrohen Muster der Jahrtausende alter Onyx-Steine inspiriert wurde. Die Teppiche sollen dabei den Charakter der des typischen Onyx-Musters detailgenau interpretieren. Grundsätzlich können Kunden bei allen Cassida-Teppichen ihre eigenen farblichen Vorlieben mit einbringen. Durch ein farbliches Baukastensystem kann jeder Wunsch erfüllt werden. Auch eine ganz individuelle Größe kann der Kunde selbst bestimmen.
Der festliche Abend in der Wiener Innenstadt war auch Anlass für einen Generationswechsel im Hause Adil Besim. Und der wurde traditionsbewusst vollzogen: So wie Ferdi Besim bei seinem Einstieg in das Unternehmen 1955 einen Teppich von seinem Vater bekommen hatte, der noch heute seine privaten Wände ziert, übergab Ferdi als Höhepunkt der Veranstaltung an seinen Sohn Omar ein wertvolles Stück aus seiner Sammlung. Dass er sich aus dem Unternehmen jedoch zurückzieht, wollte Ferdi aber nicht versprechen. Er wolle auch weiterhin regelmäßig im Geschäft sein, sagte er. Für Omar stellen diese Worte keine Drohung, sondern ein Angebot für eine auch zukünftig vertrauensvolle Zusammenarbeit dar. So wird das Tandem aus Ferdi und Omar weiterhin die Geschicke von Adil Besim bestimmen - lediglich die Positionen wurden getauscht.
aus
Carpet Magazin 04/12
(Handel)