Beckmann Moderne Möbel, Hamburg

Berberteppiche für exklusive Kunden


Wer das Fachhandelsgeschäft für moderne Möbel von Rudolf Beckmann im feinen Hamburger Stadtteil Harvestehude betritt, will keine Einrichtung von der Stange. Wohnen ist eine Frage des Charakters, lautet ein Leitspruch des Unternehmens. Und wer mit dem Eigentümer über modernes Wohnen diskutieren will, der sollte von Bauhaus-Größen Marcel Breuer und Ludwig Mies van der Rohe zumindest schon einmal gehört haben. Aber das Herz von Beckmann schlägt nicht nur für Designerstühle und verchromte Beistelltische, sondern auch für Teppiche. Für gewöhnlich hat er einige Kelims auf Lager, die aber nur Randartikel im Geschäft sind.

Doch im Januar flammte seine Liebe für gewebte und geknüpfte Bodenkunst neu auf. Vorsätzlich steuerte er auf der Domotex in Hannover den Hallenbereich mit den marokkanischen Händlern an und konnte dort seine Begeisterung angesichts der Muster- und Farbenfarbenvielfalt der Berberteppiche kaum zügeln. Halb Leidenschaft und halb ökonomische Ratio trieben ihn zum Erwerb von 20 Stücken, die nun im Hinterzimmer auf eine angemessene Präsentation warten.

'Sobald der Herbst beginnt, interessieren sich die Leute wieder für Teppiche", sagt Beckmann. 'Dann gehen wir in die werbliche Offensive." Dafür wird dann jeden Tag ein neues Stück auf die mit einem Latexgitter bezogene Stellwand gelegt und ins Schaufenster gestellt. Die anderen sollen drumherum zusammengefaltet und -gerollt das Flair ihres Ursprungslandes verströmen. Gleichzeitig werden die Teppiche in einem Prospekt bei den mehr als 5.000 Beckmann-Kunden beworben.

Berberteppiche sind in modernen Einrichtungen beliebt und bei einem gehobenen Kundenkreis nachgefragt, auch wenn diese Verbindung auf den ersten Blick nicht einleuchtet. Denn sie sind grob geknüpft, haben schiefe und krumme Geometrien, unregelmäßige Schattierungen der Grundfarbe, und sie haben - wie bei Beckmanns Stücken - auch schon mal Teeflecken auf der Rückseite. Ihre Größen werden nicht mit dem Zollstock vermessen, sondern in Schritten. Und trotzdem sind sie nicht günstig. Aber: Sie strömen eine große Individualität aus. Und sie setzen willkommene Kontrapunkte in die klare Formenwelt zeitgemäßen Inventars.

Aber wie verkauft man grobe Berberteppiche an Kunden in Harvestehude, die keinerlei Bezug zur Welt zwischen Fez, Marrakesch und Atlasgebirge haben? Indem man sowohl ihre ideellen als auch die ganz praktischen Vorteile anpreist: Als Unikate sind sie Ausdruck von Exklusivität. Ihr hoher Flor dämpft die Akustik des nackten Parkettbodens. Und ihre Ursprünglichkeit weckt auch bei modernen Städtern Sehnsüchte. Vor einem Jahrzehnt hatte Beckmann schon einmal Berberteppiche erfolgreich verkauft. Auch diesmal ist er zuversichtlich: 'Wer sich auf sie einlässt, den ziehen sie in ihren Bann", sagt Beckmann. 'Mir sagt mein Instinkt, dass Berberteppiche wieder im Kommen sind."
aus Carpet Magazin 04/12 (Handel)