Betten Ammerer

250 Jahre Familientradition

Ried i.I./A. Stolzes Jubiläum eines Familienunternehmens: Das Bettenhaus Ammerer in Oberösterreich blickt im November auf zweieinhalb Jahrhunderte Firmengeschichte zurück. Die mittlerweile achte Inhabergeneration hat aber auch die Zukunft vor Augen und setzt auf weiteres Wachstum.

Wolfgang Amadeus Mozart ist noch ein Kind, als die Firmengeschichte der Ammerers 1763 beginnt. Der Posamentiergeselle Leopold Ammerer heiratet im (damals noch bayerischen) Ried im Innkreis die Witwe seines verstorbenen Meisters und wird damit Miteigentümer eines Gebäudes, das als Keimzelle der Firma gelten kann. 250 Jahre später feiert Betten Ammerer am (mittlerweile österreichischen) Stammsitz in Ried im Innkreis ein außergewöhnliches Jubiläum. Der vermutlich älteste Familienbetrieb Oberösterreichs wird heute in achter Generation von den Brüdern Martin und Stefan Ammerer geführt und hat sich mit insgesamt neun Filialen beeindruckend entwickelt.

"Das wichtigste unternehmerische Handwerkszeug wird einem waschechten Ammerer offenbar schon mit der Muttermilch mitgegeben", scherzt Martin (29). "Ganz entscheidend war mit Sicherheit die aktive Mitarbeit von klein auf, mit der man - vielleicht unbewusst - verschiedene Bereiche des Unternehmens automatisch und praxisnah kennenlernen durfte." Bruder Stefan (31) ergänzt: "Wir liefern schon mit aus, seit wir den Führerschein haben."

Das Bewusstsein für die Familiengeschichte gründet tief. Im Jahr 1827 kauft Leopold Ammerer II. jenes Gebäude am Hauptplatz in Ried, das bis heute als Wohnsitz der Familie dient. Er erweitert auch das Geschäftsfeld und ergänzt den florierenden Posamentierhandel um Möbelstoffe und Vorhänge. Auch eine Abteilung mit so genannten Galanteriewaren, zeittypischen Modeaccessoires, wird in das Angebot aufgenommen.

Einen großen Stadtbrand übersteht das Unternehmen 1868 ebenso wie die beiden Weltkriege oder komplizierte Erbschaftsangelegenheiten, wenn etwa mehrere Geschwister ausgezahlt werden müssen. Der vierte Ammerer, Heinrich, der 1913 verstirbt, zählt zu den Gründern der Sparkasse Ried, wird Ehrenbürger und darf gar den Titel eines "Kaiserlichen Rates" führen - die Bedeutung der Familie in der idyllischen Kleinstadt wächst stetig.

Die Spezialisierung auf das Thema Schlafen erfolgt in den 1950er-Jahren, als nach dem Zweiten Weltkrieg viele Güter des täglichen Bedarfs zunächst noch Mangelwaren sind. Möbel, Betten und Matratzen halten mit der sechsten Generation Einzug in das Geschäft, das ab Mitte der 70er-Jahre rasch wächst und um mehrere Filialen ergänzt wird.

Die größte Expansion verantworten die Eltern von Stefan und Martin Ammerer, Christine und Leopold. Sie expandieren von Ried aus nicht nur in vergleichbar große Gemeinden, sondern übernehmen 1998 das Salzburger Unternehmen Betten Kastner, das noch über weitere Standorte in Linz und Innsbruck verfügt, die später wieder aufgegeben werden. Denn das eigentliche Interesse der Familie ist nicht ein Wachstum um jeden Preis: Strategisch richtet sich der Betrieb auf die regionale Nahversorgung und die kontinuierliche Stärkung der Stammfilialen aus.

"Regionale Standorte, in der Gemeinde verwurzelte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, heimische Lieferanten und Serviceleistungen vor Ort sind die Eckpfeiler unseres Erfolgskonzeptes", betont Stefan Ammerer, dem heute der Einkauf obliegt. Hier habe man einen Ruf zu verteidigen: "Unsere Kunden erwarten kompetente Fachberatung, hohe Qualitätsstandards und umfangreiche Dienstleistungen." Bruder Martin fügt ein Beispiel hinzu: "Ich wurde schon angerufen und nach unserem Dienstplan gefragt. An den kleinen Standorten haben die Kunden noch eine persönliche Beziehung zu den Verkäuferinnen, die sie dann auch gezielt aufsuchen."
Nach einem Studium der Psychologie durchläuft Stefan Ammerer in Nagold derzeit seine Ausbildung zum Fachwirt für Haus- und Heimtextilien. Bruder Martin, der sich um das Marketing der Firma kümmert und Kommunikationswissenschaften studiert hat, steht eine solche Spezialisierung noch bevor. "Aber es macht ja Sinn, noch eine einschlägige Ausbildung zu machen", betont auch er.

Mutter Christine steht den beiden Jungunternehmern nach wie vor mit Rat und Tat zur Seite und ist neben der Dekoration und Warenpräsentation noch für Personalschulungen zuständig. "Das Abgeben ist mir allerdings nicht leicht gefallen" sagt sie. "Ich bin mit Leib und Seele Unternehmerin." Die Feuertaufe haben ihre Söhne beim Aufbau einer neuen Filiale im Rund 50 Kilometer entfernten Eferding erlebt - und offenbar erfolgreich bestanden. Bei allem Respekt vor der Geschichte richten sie ihren Blick konsequent in die Zukunft: "Unsere Ressourcen und Kapazitäten sind ganz klar auf Wachstum ausgerichtet", erklärt Stefan Ammerer. Weitere Standorte in Bezirksstädten seien fix geplant - mehr verrät der 31-Jährige aber noch nicht.

Dies beeindruckt um so mehr, als am Stammsitz in Ried neben zwei Großflächen, diversen Discountern und anderen Anbietern noch ein direkter Mittbewerber mit seinem Fachgeschäft in Sichtweite am Hauptplatz sitzt - und das in einem Ort mit knapp 12.000 Einwohnern. "Der Markt in Österreich funktioniert ganz anders als in Deutschland, viel kleinteiliger", ist Stefan Ammerer sicher. Mit dem Bettenring als Partner im Rücken sieht sich die Familie gut aufgestellt. "Hiervon haben wir in all den Jahren sehr gut profitiert", erklärt Christine Ammerer.

Das Sortiment der Bettenhäuser umfasst neben Matratzen und Bettwaren auch Frottierwaren, Bad- und Heimtextilien sowie Nachtwäsche. Ein Schwerpunkt liegt auf österreichischen Lieferanten wie Kauffmann, Hefel, Fussenegger oder Optimo. "Unsere Kunden legen durchaus Wert darauf, dass sie heimische Produkte bei uns kaufen können", erklärt Martin Ammerer. Aber auch deutsche Marken wie Rummel werden gut abverkauft. Viele Matratzenmodelle sind mit einem Klimaband gelabelt, auf dem der Name Ammerer zu finden ist.

Neben einem würdigen Festakt mit zahlreichen Ehrengästen hat die Familie zum 250. Jubiläum eine Ausstellung erarbeitet, die im Rieder Museum Volkskundehaus gezeigt wird. In ihr sind zahlreiche Exponate aus der Firmen- und Familiengeschichte zu sehen, die gleichzeitig ein Stück Stadtgeschichte ist. Den Kaufvertrag aus dem Jahr 1827, mit dem das Stammhaus erworben wurde, befindet sich ebenso noch im Besitz der Familie wie ein altes Kassabuch oder andere interessante wie sehenswerte Dokumente. Der Blick zurück zum Jubiläum ist gleichzeitig ein Blick voraus: Die neunte Generation der Ammerers hat bereits das Licht der Welt erblickt.
aus Haustex 11/13 (Handel)