Online-Handel
E-Commerce drückt die Preise
Köln. Der rasch wachsende Online-Handel begünstigt Discount-Strategien: "Die durch das Internet begünstigte Markt- und Preistransparenz unterstützt Discounter im Handel und fördert den Preisverfall", glaubt Prof. Dr. Georg Rainer Hofmann, Leiter der Kompetenzgruppe E-Commerce im eco - Verband der deutschen Internetwirtschaft. Vereinfacht ausgedrückt: "Das billigste Angebot bestimmt den Marktpreis, zumal sich der Online-Kunde nur schwerlich von Qualitätsunterschieden überzeugen kann", so Hofmann.
Diese Entwicklung - auch als "adverse selection" bekannt - dränge Qualitätsangebote aus dem Markt und beschädige den Wert von Produktmarken. "Die Hersteller müssen begreifen, dass eine Absatzförderung über Niedrigpreisanbieter zwar den Absatz fördert, aber die Marke nachhaltig beschädigt", so Hofmann.
Der Online-Einzelhandel erlebt nach Einschätzung des Experten das sogenannte "Fachhandels-Dilemma" ähnlich wie der stationäre Handel: Der Kunde lässt sich vom Fachhändler beraten und kauft anschließend beim billigeren Discounter beziehungsweise im Internet. "Es liegt bei den Herstellern von Qualitätsprodukten, den Online-Fachhandel zu fördern und damit der Niedrigpreispolitik der Discounter entgegenzuwirken", fordert Hofmann.
Als Gegenmodell empfiehlt der E-Commerce-Experte das Konzept eines Online-Fachhandels, bei dem die Hersteller bewusst bestimmte Händler auswählen. "Qualitätsprodukte müssen qualifiziert gegenüber dem Kunden vertreten werden", so Hofmann. Nur mit einer Qualitätsstrategie könne es gelingen, zumindest eine gewisse Preisstabilität am Online-Markt zu erreichen.
Schon leichte Effizienzvorteile, durch die niedrigere Preise umgesetzt werden, führten im Internet viel zügiger zu einer marktbeherrschenden Stellung als im herkömmlichen stationären Handel. Hofmann: "Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, wird der elektronische Handel in Zukunft von einigen wenigen Massen-Discountern bestimmt."
aus
Haustex 12/13
(Handel)