Verein "Wir machen Schule"

Fachhändler leisten Entwicklungshilfe


Leverkusen. Die Bettenfachhändler Dirk Fischer und Burkhard Nolten leisten mit ihrem Verein "Wir machen Schule" seit vier Jahren Entwicklungshilfe in Myanmar. Mit Geld- und Sachspenden wollen sie vor allem dazu beitragen, jungen Menschen bessere Bildungschancen zu geben. Auch in der Branche wächst die Unterstützung.

Aus einem Urlaub wurde ein Hilfsprojekt: Dirk Fischer, Inhaber von Cubiculum in Düsseldorf und Leverkusen, war nach einem Aufenthalt in Myanmar fasziniert von Land und Leuten, aber auch erschrocken über die dortige Armut und das teilweise herrschende Bildungsniveau. Nach seiner Rückkehr erzählte er seinem Essener Fachhandelskollegen Burkhard Nolten von den gewonnen Eindrücken.

Schnell war die Idee geboren, den Menschen zu helfen und dafür einen Verein zu gründen. "Wir waren uns einig, dass diesem Land, das nach jahrelanger isolierter Militärdiktatur sich langsam der Welt öffnet, am besten mit der englischen Sprache geholfen werden kann", erzählt Burkhard Nolten. "Wir fanden ein paar Mitstreiter, und der Verein Wir machen Schule wurde gegründet."

Vier Jahre liegt dies zurück, und in der Zwischenzeit konnten die beiden Initiatoren und ihre Mitstreiter schon viel erreichen. Gerade erst sind die beiden Bettenfachhändler von einer Reise zurückgekehrt. "Mittlerweile unterstützen wir 15 Englischlehrer, qualifizieren neue Lehrer und kaufen Lehrmaterial", berichtet Nolten. "Vor Ort arbeiten wir hauptsächlich mit buddhistischen Mönchen zusammen, die dort die Schulen leiten für die Kinder der armen Familien, die sich nicht die Regierungsschulen leisten können."

Der Verein unterstützt aber auch Einzelprojekte. Auf ihrer ersten gemeinsamen Reise haben Fischer und Nolten 120 Matratzen für ein Waisenhaus gespendet oder jetzt den Bau einer Toilettenanlage in einer Schule gefördert. Das Geld hierzu kommt auch von ihren Kunden: "In unseren Firmen sammeln wir täglich fleißig Geld, wir nehmen für die Leihkissen eine Gebühr von 5 Euro und erbitten für das Entsorgen der Altware pro Matratze und Lattenrost 8 Euro", so Nolten. Dieses Geld kommt direkt dem Verein zugute. "Außerdem haben wir Spendendosen aufgestellt, in denen dann auch die ein oder andere Servicegebühr landet."

Mittlerweile haben die beiden Initiatoren weitere Kollegen für ihre Arbeit gewinnen können. So hat sich das Bettenhaus Heintzen aus Oldenburg und Bremen zwischenzeitlich zum fleißigsten Spendensammler entwickelt, und auch das Bettenhaus Heber konnte als Vereinsmitglied gewonnen werden. "Zusätzlich haben wir auch einige Einzelspenden aus Industrie und Handel bekommen", so Nolten, etwa von Schmitt in Berlin, Werkmeister oder Röwa. Auch der Fernsehsender RTL hat aktuell eine Spende aus seinem Spendenmarathon avisiert. Für 2014 hat der Verein außerdem einen Kalender veröffentlicht, dessen Erlös ebenfalls der Arbeit zukommt.

Ende Januar werden Dirk Fischer und Burkhard Nolten erneut nach Myanmar reisen, um Geld zu übergeben, Projekte zu betreuen und eventuell auch neue zu finden. Ziel des Vereins ist es vor allem, den Englischunterricht zu fördern. "Größter Engpass ist hierbei die Ausbildung von qualifizierten Lehrern beziehungsweise die Qualifizierung von vorhandenen Lehrern" erklärt Dirk Fischer. "Das Lohnniveau hat sich in den vergangenen drei Jahren verdoppelt bis verdreifacht, der Bedarf an englischsprachigem Personal, gerade in der schnell wachsenden Tourismusindustrie, ist enorm. Dies treibt nicht nur die Preise nach oben, sondern macht auch die oft ländlich gelegenen Klosterschulen weniger attraktiv."

So setzt der Verein aktuell vor allem auf sein jüngstes Projekt: eine Musterschule für monastische Schulbildung in Sagain in der Nähe von Mandalay. "Dort versuchen wir mit ausschließlich neuem, jungen Lehrpersonal, eine phonetisch korrekte Aussprache zu vermitteln und neue Wege in der Didaktik zu gehen" erklärt Burkhard Nolten. Englisch wird in Englisch unterrichtet und nicht wie üblich in der Muttersprache gelehrt. Neben den klassischen Fächern der Regierungsschulen werden auch Kunst und Musik unterrichtet.

"Die Schule geht neue Wege, die auch einige Schwierigkeiten mit sich bringen", erläutert Dirk Fischer. Es sei nicht unbedingt einfach, die Akzeptanz für eine moderne Ausrichtung des Unterrichtes zu finden, gerade bei den Eltern in der vorwiegend armen Bevölkerungsschicht. Mangels eigener Bildung sei das Wertesystem hier oft noch auf die klassische Rolle der Klosterausbildung ausgerichtet.

Auf seiner diesjährigen Reise besuchte der Verein unter anderem eine Klosterschule in einer sehr abgelegenen Bergregion. Sie existiert erst seit sechs Jahren und hat bereits eine Größe von 800 Kindern. Diese rekrutieren sich aus rund 30 umliegenden Dörfern, eine Regierungsschule gibt es an diesem Standort nicht. "In diesem Kloster haben wir erst einmal die neuen technischen Möglichkeiten ausgenutzt", berichtet Dirk Fischer. Der Verein kaufte eine Satellitenanlage samt Beamer und eine Reihe englischsprachiger DVDs sowie Lehr-CDs. Alleine der Zugang zu englischsprachigem Fernsehen werde sich positiv auf das Einprägen von Klangmustern und die Motivation ausprägen, davon ist Dirk Fischer überzeugt.

Schon in naher Zukunft will sich "Wir machen Schule" auch mit den Möglichkeiten von eBooks auseinandersetzen. Die klassische Bücherei, also das kostenlose Bereitstellen von Wissen, ist nach wie vor ein Bestandteil jeder Klosterschule. Viele Mönche sammeln jedoch bereits auch eBooks auf externen Festplatten. Eine größere Anzahl von Readern wäre hier eine moderne Alternative, um schneller und einfacher Wissen zu verbreiten. Und noch ein Projekt, für das die beiden Bettenfachhändler jede Unterstützung gebrauchen können.
aus Haustex 12/13 (Handel)