Verkauf der Deutschen Textilfabrik gescheitert

DTF vor dem endgültigen Aus


Die DTF in Aschendorf atmet noch, aber ein Ende ist abzusehen. Seit 1. Dezember 2013 hat ein Insolvenzverwalter das Sagen in Papenburg-Aschendorf. 180 Mitarbeiter wurden mit sofortiger Wirkung freigestellt, die übrigen 90 Beschäftigten sollen noch die letzten Aufträge abwickeln. Die Fertigung läuft aktuell bis Februar; bis dahin sollen die Aufträge von Zimmer + Rohde und ein paar andere abgearbeitet sind.

Damit ist ein weiterer Schritt in Richtung Schließung des Traditionswerkes vollzogen. Der Name der berühmten Gardine mit der Goldkante - Ado - war bereits vor einem Jahr an den hessischen Textilverlag Zimmer + Rohde verkauft worden.

Im September 2013 war noch von einem Neustart der DTF durch eine Insolvenz in Eigenververwaltung die Rede. Die Sanierungsexperten Dr. Adrian Bölinger und Hubertus Eing wollten sie in neues Fahrwasser bringen und boten eine "in Europa einzigartige vollstufige Produktion mit kompletter textiler Wertschöpfungskette vom Garn über das Weben und Wirken bis hin zur Ausrüstung" an. Dass die Zwirnerei für die Garnproduktion bereits 2008 geschlossen worden war, ist an den Sanierern offensichtlich vorbei gegangen.

Damit die DTF eine Zukunft haben könne, wurde ein Investor benötigt, so Edgar Ebeling, Geschäftsführer der DTF-Mutter Bothhorn. Obwohl die Geschäftsleitung zahlreiche mögliche Interessenten angeschrieben habe, sei nur einer am Ball geblieben. Über dessen Namen wurde allerdings Stillschweigen vereinbart.

Dieser potenzielle Investor machte zwar ein Angebot, das aber weder von der Gestaltung noch vom Kaufpreis her annehmbar war. Die Summe entsprach in etwa den Kosten für eine Transfergesellschaft, die er mit dem Kauf der DTF verknüpft hatte, war aus informierter Quelle zu hören. Andere sprachen von einem Schnäppchenpreis, den der Investor zu zahlen bereit sei, und von einer angestrebten "Quick and dirty"-Lösung. Ein Großteil der Maschinen sollte verlagert und in Aschendorf nur noch mit einer Minimal-Belegschaft weitergearbeitet werden.

Das Hauptproblem der DTF ist eindeutig auf ein jahrzehntelanges Missmanagement zurückzuführen. Die vorhandenen Kapazitäten waren zu groß, ausgelegt auf Menge und damit an der Marktentwicklung vorbei. Fehlende Volumenartikel aus der Fertigung konnten durch technische Textilien und Produkte für die Automobilindustrie nicht kompensiert werden. Ein Großauftrag von VW sollte erst im kommenden Frühjahr zum Tragen kommen. Zu spät: Es entstanden Überkapazitäten und ein Mitarbeiterstamm, der in keinem Verhältnis zu der Leistung des Betriebes stand.

Gleichzeitig fehlte es an profitablen Aufträgen aus dem Deko-Bereich. Berichte, wonach Zimmer + Rohde die Gewinnung anderer Kunden blockiert habe, weist deren Geschäftsführer Andreas Zimmer entschieden zurück: "Es gibt keine Verträge, Absprachen und sonstige Abmachungen, nach denen die DTF nicht an Konkurrenten von Z+R verkaufen darf. Im Gegenteil. Wir wären über eine gesunde DTF froh, die uns weiter Produkte in der im Markt bekannten Qualität liefert. Es geht überhaupt nur, wenn sie auch an andere verkauft. Seitdem sie 2008 separiert wurde, hat die DTF aber den Schritt in die Selbständigkeit nicht gemacht. In all den Jahren - also auch vor unserem Einstieg im Januar 2013 - hat man nie Zimmer + Rohde oder unsere Wettbewerber besucht."

Weil jetzt der Verkauf nicht zustande gekommen ist, fehlen auch die finanziellen Mittel für die geplante Transfergesellschaft. Die Hoffnung der Angestellten, dort bei nahezu vollem Gehalt für neue Jobs weiterqualifiziert zu werden, hat sich vermutlich endgültig zerschlagen.

Schon 2008 hatte es sie schwer getroffen, als die Belegschaft von 700 auf 600 reduziert wurde. Der damalige Geschäftsführer Heinz Otto Müller - 2004 geholt, um notwendige Veränderungsprozesse umzusetzen - nannte damals als Kernziel die Optimierung der kompletten Struktur der Weberei, damit das Unternehmen weiterhin wettbewerbsfähig bleiben könne.

Das hat nicht geklappt. Für die letzten Mitarbeiter bedeutet dies nun auch den Weg in die Arbeitslosigkeit. Sie machten ihrem Unmut via Facebook mit einer Todesanzeige Luft: "Nach langem Siechtum, qualvoll zu Tode saniert und strukturiert, von Habgier zerlegt und von Dummheit zerfressen, trauern wir um unsere geliebte Deutsche Textil Fabrik. Wir bedanken uns bei allen Geschäftsführern und Gesellschaftern für ihre außerordentlichen Leistungen bei der Vernichtung von knapp 300 Arbeitsplätzen."
aus BTH Heimtex 01/14 (Deko, Gardinen, Sonnenschutz)