Volker Kettler glaubt an ein junges Bodenprodukt

"Designböden werden die Gewinner der Zukunft sein"


Mehrere Referenten auf dem 9. Fußbodenkolloquium des IDH in Dresden beschäftigten sich mit mehrschichtigen modularen Fußböden - den so genannten Design- oder LVT-Böden. "Warum wird dieses Produkt benötigt?" fragte Volker Kettler, Produktentwickler der Meisterwerke, und gab auch selbst eine Antwort. "Laminatboden ist nicht mehr so sexy. Der Trend geht zu anderen Materialien." Mit anderen Worten: Wenn der Markt reif für ein neues Produkt ist, gibt es auch genügend Nachfrage.

Mehrschichtige modulare Fußböden sind heute überwiegend Vinylböden (LVT) auf einem Trägerwerkstoff. Ihr Aufbau besteht, wie der Name schon sagt, aus mehreren Schichten. Modular bedeutet: keine Bahnenware, sondern einzelne Elemente mit Klickprofil.

Neben LVT gibt es auch andere Technologien und Oberflächen: Gedruckte Dekore auf Folien oder Papieren, die mit transparenten Verschleißschichten abgedeckt sind. Das ist kaum anders als bei Laminatböden - nur dass die Oberfläche elastischer ist. Bezeichnet wird das mit dem englischen Begriff "semi-rigid", was man je nach Perspektive mit halb-steif oder halb-elastisch übersetzen kann.

Alle Welt will Holz. Linoleum und Korkböden, die nicht aussehen wie Holz, sind im Markt rückläufig. Auch die Vinylböden leben erstaunlicherweise vom täuschend echten Holzdekor. Warum nimmt der Verbraucher nicht das Original? "Wir reden beim Parkett zu viel über Probleme wie Fugen, Wärmedurchlass und so weiter", glaubt Volker Kettler.

"Der Gewinner ist der Vinylboden." Das Produkt lockt mit weichen, gehschall-freundlichen Oberflächen, ist strapazierfest und leicht zu verlegen und irgendwie "hip". Kein Wunder, dass selbst Holzbodenhersteller diesen Boom nicht verpassen möchten. Welche Mengen an Vinyloberflächen in Deutschland derzeit abgesetzt werden, will der junge Verband der Mehrschichtig Modularen Fußbodenbeläge (MMFA) auf der Domotex 2014 verkünden.

Natürlich ist auch das neue Produkt nicht ohne Probleme. Sein Ursprung, der klassische PVC-Belag, besitzt ökologisch keinen vorteilhaften Ruf. Deswegen ist der Ersatz von PVC und Weichmachern in der Diskussion. Mit seinem "Roomskin floor" bietet beispielsweise das Kunststoffunternehmen Mondi eine PVC-freie Polymeroberfläche an. Das zusammen mit Parador entwickelte Produkt besteht aus einem Papier-Folien-Laminat und einer elastischen Nutzschicht aus thermoplastischem Polyurethan (TPU). Das Rückstellverhalten dieser Schicht, heißt es, sei so gut, dass kleine Eindrücke und Kratzer nach gewisser Zeit von selbst heilen.

Das hört sich gut an. Aber ein Kunststoffprodukt ohne Weichmacher kann spröde werden. Es braucht geeignete Ersatzstoffe. "Phthalat-freie Oberschichten werden ein großes Thema in 2014", prognostiziert Volker Kettler.

Außerdem geht es um Trägerschichten. Sie müssen für den Einsatzbereich eines LVT-Bodens geeignet sein. HDF-Träger sind im Feuchtraum keine gute Idee. Da könnten Kunststoffplatten und andere Gemische zum Einsatz kommen. Doch wenn die PVC-frei sein sollen, sind sie deutlich teurer als HDF.

Auch das Dekorpapier wird im einen oder anderen Mehrschichtaufbau als Schwachpunkt bezeichnet. Mondi etwa bekennt, mit Papierherstellern daran zu arbeiten, dass die Schichten sich nicht ungewollt trennen.

Die neue europäische Norm EN 16511 will diesem ganzen Komplex einen Rahmen setzen. Sie kommt voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2014. Bis dahin wird es vermutlich schon eine Reihe weiterer Neuentwicklungen gegeben haben.

Norm macht geordnete Vermarktung möglich

Volker Kettler zählt Möglichkeiten für die Oberfläche auf: Folien auf PP/PET-Basis, Druckpapiere mit PUR-Coating oder Imprägnierung, Folien mit Elektronenstrahlhärtung, Papiere, Kork- oder Trägerwerkstoffe mit aufgedruckten Dekoren und besonders lackierten Oberflächen, elastifizierte Overlays.

"Die Grenzen zwischen Laminatboden und Designboden verschwimmen", meint Kettler. "Trotzdem sind Designböden komplexer. Bei ihnen können Träger, Nutzschicht und Overlay variieren." Den Preis hält er nicht für die entscheidende Frage. "Ein gutes Produkt darf auch etwas kosten. Das Dekor muss natürlich ansprechend sein. Und die Hersteller dürfen keine Überkapazitäten in den Markt drücken." Schließlich hat der Branchenfachmann noch eine versöhnliche Nachricht für konkurrierende Bodenprodukte: "Die Vielzahl der Laminatbodendekore ist im Vinylbereich nicht so einfach umsetzbar. Und auch Parkett hat Potenzial. Jeder will Natur haben. Wo bleiben die Holzoberflächen sowie Lino und Kork mit dünneren, technisch modifizierten Deckschichten?"
aus Parkett Magazin 01/14 (Bodenbeläge)