Schon verfügbar, aber mit Entwicklungsbedarf
Digitaldruck mit melaminverpressbarer Tinte
Der Single-Pass-Digitaldruck realisiert heute täuschend ähnliche Holzdekore. Und das auf den unterschiedlichsten Materialien - auf Papier, auf Kork oder auf geeigneten Grundierungen. Gedruckt wird bekanntlich mit Tinte. Zwei Systeme stehen im Wettstreit: Wasserbasierte und UV-härtende Tinte.
Die wasserbasierte Tinte enthält Glykol-Lösungsmittel, damit sie nicht zu schnell eintrocknet und den Druckkopf verstopft. Schwachpunkte dieses Verfahrens sind ständige Verdunstung von geringfügigen Mengen sowie Papierwachstum und Passer-Versatz durch Feuchtigkeit auf dem Druckpapier. Erfahrene Anwender halten dagegen, dass die feuchte Tinte in Millisekunden getrocknet würde. Andererseits gibt es die UV-härtende Tinte. Papierwachstum ist hier kaum von Belang. Für diesen Typ Tinte plädiert Druckmaschinenhersteller Hymmen.
Beide Tinten werden auf unterschiedliche Anlagen mit verschiedenen Druckköpfen verarbeitet. Mit dem Druck ist zwar das Dekor fertig, nicht aber die Oberfläche. Die Tinten sind nicht abriebfest. Sie benötigen einen Schutzfilm. Der besteht in der Regel aus Melaminharz. Aufgebracht wird diese Schicht als gepresste Imprägnierung oder in Form einer Trockenpressung. Entscheidend ist in beiden Fällen: Das Harz muss alle Schichten durchdringen und einen festen Verbund mit der Trägerplatte herstellen. "Das Problem dabei ist, dass polymerisierte Tinte wie eine Sperrschicht wirkt, die für das Harz schwer zu durchdringen ist", erläutert Dr. Florian May, Verfahrensentwickler bei Hymmen. Je dicker der Tintenauftrag - etwa bei einem nachgeahmten, schwarzen Astloch - desto schwieriger wird es. Zumal schwarze UV-Tinte aus organischen Pigmenten besteht, die sich problematischer verhalten als anorganische Pigmente. Dr. May: "Es gibt einfache und schwierige Dekore, weil Tinte grundsätzlich nicht gleichmäßig verteilt ist."
Um eine Melaminverpressung dennoch möglich zu machen, hat Hymmen seine Callisto 05 Digitaldrucktinte entwickeln lassen. Diese UV-härtende Tinte besitzt eine offenere Struktur und damit verbesserte Durchlässigkeit für das Harz. Presstemperaturen über 140 C sorgen zusätzlich für eine chemische Verbindung von Substrat, Tinte und Harz. Hymmen glaubt sich mit dieser Technologie auf dem richtigen Weg.
Ausgereift aber ist sie noch nicht. Skeptiker sehen das Verfahren noch in der Grundlagenforschung stecken: "Ab einer aufgebrachten Tintenmenge von 12g funktioniert die Melaminverpressbarkeit nicht mehr." Ganz kann Dr. May den Einwand nicht entkräften: "Es ist klar, dass hier noch Entwicklung nötig ist." Zum Einsatz darf die Callisto 05 Tinte seiner Ansicht nach dennoch schon kommen.
Hotcoating als Grundierung und OberflächenschutzEs muss nicht Melamin sein, das die Oberfläche eines bedruckten Fußbodenelementes schützt. Hotcoating - ein aus der Klebstofftechnologie entstandenes Produkt von Kleiberit - ist seit geraumer Zeit ein gewichtiger Konkurrent. Auf weiß pigmentiertes Hotcoating kann ohne mehrschichtige Grundierungen gedruckt werden. Hotcoating enthält weder Wasser noch Lösemittel und führt zu keiner Faserquellung des Substrats. Das Abbinden erfolgt spannungsfrei ohne zusätzlichen Energieaufwand und ohne lange Trocknungszonen in der Anlage. Und für die schützende Oberfläche erledigt Hotcoating die fünf Arbeitsschritte einer Lackstraße mit Füllen, Schleifen, Zwischengrund, Schleifen und Versiegelung in einem Gang. Der Glanzgrad allerdings wird doch über ein Topcoat aus Acryllack gesteuert. Am Ende reicht die Abriebfestigkeit bis zur AC5-Qualität. Auch Stoß- und Kratzfestigkeit sowie UV-Stabilität, heißt es, seien ausgezeichnet. Prägewalzen können während oder nach erfolgtem Hotcoating-Prozess eine fühlbare Struktur in die Oberfläche einbringen. Supermatt wird die Oberfläche mit der Excimer-Technologie - einer Lampe, die während des Aushärtens der Lackschicht eine Mikrofaltung erzeugt. Anlagenpartner von Kleiberit ist der spanische Maschinenhersteller Barberan. Er stellt eine komplette Linie für den Single-Pass-Digitaldruck mit Hotcoating-Beschichtung zur Verfügung.
aus
Parkett Magazin 01/14
(Bodenbeläge)