Gemaba-Studie zur Struktur der deutschen Baumarkt-Branche

Nach Praktiker / Max Bahr sortiert sich der Markt neu

Die Insolvenz von Praktiker und Max Bahr hat die Zahl der Standorte und die Gesamtverkaufsfläche deutscher Baumärkte kräftig nach unten gedrückt. Allerdings nur vorübergehend, heißt es in der aktuellen Gemaba-Studie zur Struktur der Branche. Die Konkurrenz werde die rentablen Filialen übernehmen. Der Rest sei strukturelle Marktbereinigung, besonders in Ostdeutschland mit seiner Überversorgung. Schon jetzt sei die durchschnittliche Flächenproduktivität gestiegen - trotz der ungünstigen Witterungsbedingungen im vergangenen Jahr.

Die jährliche Studie der Gesellschaft für Markt- und Betriebsanalyse (Gemaba) zur Struktur der Baumarkt-Branche in Deutschland steht aktuell ganz im Zeichen der Insolvenzen von Praktiker und Max Bahr. Und das bedeutet zunächst einmal einen deutlichen Rückgang bei der Anzahl der Märkte: Gut 170 Standorte wurden geschlossen. Hinzu kommen noch etwa 60 Max Bahr-Filialen, die nach dem Ende des Abverkaufs im Frühjahr dicht machen.

Für rund 50 weitere Max Bahr-Märkte wurde bereits die Übernahme durch die Konkurrenz angekündigt. Und auch eine ganze Reihe der inzwischen schon geschlossenen Standorte dürften nach und nach wieder unter einem neuen Betreiber geöffnet werden. Daher erwartet die Gemaba für den Jahresverlauf steigende Werte.

Über deren Größenordnung lasse sich momentan aber keine sichere Aussage machen. Bis 2015 rechnen die Marktforscher mit bundesweit 2.250 bis 2.270 Baumärkten. Das entspräche in etwa dem Stand von 1995. Allerdings sind die Verkaufsflächen inzwischen erheblich gewachsen.

Flächenproduktivität gestiegen

Ende 2012 hatte die Gemaba 2.380 Baumärkte gezählt. Kurz vor der Praktiker-Insolvenz, zum Stichtag 1. September 2013, waren es noch 2.371. Ende 2013 war die Zahl auf 2.198 gesunken. Allein an Innenverkaufsflächen gingen schließlich gut 900.000 m2 verloren, so dass hier zum Jahresende 2013 nur noch 12,0 Mio. m2 ausgewiesen werden.

Aktuell handelt es sich bei einem Viertel der deutschen Baumärkte um Betriebe mit einer Innenverkaufsfläche von unter 3.000 m2; ihr Flächenanteil liegt bei 8 %. Das Gros der Firmen verfügt über Innenverkaufsflächen zwischen 5.000 und 7.499 m2, etwa ein Zehntel liegt sogar über 10.000 m2.

Als "typischen", weil durchschnittlichen deutschen Baumarkt charakterisiert die Studie einen Betrieb mit einer Verkaufsfläche von 7.250 m2. Davon entfallen 1.780 m2 auf teilüberdachte Freiflächen sowie im Innenbereich 4.150 m2 auf Bau- und Heimwerkerartikel sowie 1.320 m2 auf Gartenbedarf. Der Bruttoumsatz liegt bei 8 Mio. EUR bzw. 1.460 EUR je m2 Innenverkaufsfläche.

Vergleicht man diese Kennzahlen mit denen des Vorjahres, ergibt sich ein leichtes Plus. Und das trotz der für das Geschäft besonders ungünstigen Witterung im Jahr 2013. Die Marktforscher gehen deshalb davon aus, dass die nach der Praktiker-Insolvenz freigesetzten Umsätze von der Konkurrenz aufgefangen wurden. Damit hätte die spektakuläre Pleite der Branche im Ganzen nicht geschadet.

Dichtes Netz im Osten

Die meisten Baumärkte gibt es in Nordrhein-Westfalen (407), die wenigsten im Stadtstaat Bremen (16). Bezogen auf die Zahl der Einwohner ist die Versorgung in Ostdeutschland deutlich besser als im Westen. Mit Ausnahme von Berlin (64.900) kommen in keinem östlichen Bundesland mehr als 29.600 Einwohner auf einen Baumarkt; in Sachsen-Anhalt sind es gerade einmal 23.800 Einwohner. Hier spricht die Studie allerdings von einer Überversorgung, die vor der Praktiker-Pleite sogar noch ausgeprägter war.



Kriterien

Die Gemaba-Studie erfasst nur Baumärkte mit einer Innen-Verkaufsfläche von mindestens 1.000 m2. Außerdem müssen sie ein umfassendes Sortiment ohne ausgeprägte Schwerpunkte führen. Unberücksichtigt bleiben daher eine Reihe kleiner Standorte von
Kooperationen wie Zeus, Eurobaustoff oder EMV, aber auch Sonderpreis- oder Raiffeisenmärkte.
aus Parkett im Holzhandel 01/14 (Handel)