Interview mit Modeschöpfer Thomas Rath

"Kombinieren Sie Heimtextilien mit Mode"


BTH Heimtex: Herr Rath, gibt es Gemeinsamkeiten zwischen der Mode- und der Einrichtungsbranche?

Thomas Rath: Beide wollen Emotionen wecken und verschönern. Die Modebranche ist schneller, weil man sich eine Klamotte schnell kauft und sich natürlich auch daran satt sieht. Bei der Einrichtung ist das ähnlich, aber die meisten Menschen scheuen den vermeintlichen Aufwand, obwohl man gerade mit Stoffen sein Zuhause schnell verändern kann.

BTH Heimtex: Lässt sich das ändern?

Rath: In den Innenstädten gibt es leider zu wenige Geschäfte, die Einrichtung zeigen können. Inspirationen kann man sich fast nur in Wohnzeitschriften holen, die tolle Stimmungen zeigen.

Heute ist der Lifestyle wahnsinnig wichtig, die Menschen leben nur nach außen hin. Man fährt ein dickes Auto, aber beim Einrichten geht man dann zu Ikea. Die Klamotte zeige ich nach außen, mein Zuhause nicht. Vielleicht geben deshalb viele dafür kein Geld aus. Die Belgier, die Holländer haben wesentlich mehr Geschmack und viel mehr Enthusiasmus für Einrichtung.

Die Menschen sollten wieder ein bisschen mehr an sich selber denken. Man sollte nicht unterschätzen, was im Unterbewusstsein schön eingerichtete Räume mit einem machen. Das Wohlbefinden steigt. Das müssen wir den Menschen mehr zeigen.

BTH Heimtex: Wie könnte man denn Mode und Heimtextilien näher zusammen bringen?

Rath: Indem man Modedesigner ins Boot holt und sich die Heimtextilindustrie mit Modefirmen zusammenschließt, zum Beispiel Cavalli, Gouchi, Hermes. Die Tapeten von Hermes sind eine Sensation. Mit Versace boomte die Heimtextilbranche regelrecht. Es müssen natürlich Labels mit eigener Handschrift sein, die für einen gewissen, ganz speziellen Look stehen, den man auch erkennt.

Es funktioniert nur, wenn man einen Wiedererkennungswert hat. Herr Glööckler mag sein wie er will - seine Sachen erkennt man, was er macht ist authentisch. Es ist so wichtig, dass eine Wiedererkennbarkeit da ist. Wenn ich eine Glööckler Tapete habe und mein Besuch erkennt die, bin ich stolz darauf.

BTH Heimtex: Funktioniert das auch im Handel?

Rath: Ich kann jedem Raumausstatter nur empfehlen, mit einem Modepartner an seinem Standort zu kooperieren. Dann ist die Aufmerksamkeit für Ihr Geschäft und Ihre Schaufenster größer. Ihr Geschäft sollte wie ein Wohnzimmer sein. Die Kunden sollten sich dort wohl fühlen. Nehmen Sie aktuelle Strömungen auf, etwa die Nostalgiewelle. Akzentuieren Sie Ihre Stoffe mit tollen Fundstücken vom Flohmarkt, etwa mit schönen alten Kronleuchtern. Dazu passt ganz wunderbar meine Lieblingsfarbe Taupe. Taupe ist das neue Schwarz. Und es schafft eine ideale Bühne für Ihre Produkte. Kombinieren Sie Heimtextilien mit Mode, mit schönen Schuhen, Kaschmirpullovern, mit Accessoires - schon haben Sie eine inspirierende Stimmung, eine Welt geschaffen.

BTH Heimtex: Apropos Wohnzimmer, wie wohnen Sie denn?

Rath: So wie meine Mode ist: sehr opulent, sehr perfektionistisch. Alle Sinne werden angesprochen.

Mein Mann und ich leben in Düsseldorf in einem Herrenhaus, typischer belgischer Stil. Wir sind Belgienfans und haben eine enge Verbindung zu Peter Porter, einem Inneneinrichter aus Antwerpen. Er prägte unseren Einrichtungsstil. Unser Haus ist von oben bis unten komplett in Taupe gehalten. Es transportiert dadurch die schönste Stimmung. Etwa wenn man einen barocken Kronleuchter davor hängt, einen alten Meister von der Oma oder einen barocken Spiegel. Ich spiele mit dem Modernen, habe aber immer die Klassiker und die Opulenz dabei. Habe ich eine Betonwand mit einer minimalistischen Lampe, die ein kaltes Licht gibt, kann ich auch auf dem Bahnhof sitzen.

Dabei herrscht klare Symmetrie in unseren Räumen. Ich dekoriere immer zwei Kissen oder vier Kissen. Immer dual, auf einem Bein steht es sich schlecht.

BTH Heimtex: Wo holen Sie sich Ihre Anregungen?

Rath: Überall - auf der Straße, beim Bäcker, hier auf der Messe. Als kreativer Mensch müssen Sie jeden Tag wie ein Schwamm durch die Welt laufen. Man muss offen sein für Inspirationen. Dadurch kommt dann die Kreation.

BTH Heimtex: Was zeichnet die Marke Thomas Rath aus?

Rath: Die Liebe zum Detail. Bei mir gibt es immer ein kleines Knopfloch in einer anderen Farbe, Paspeln, besondere Kleinigkeiten, stimmige Farben, ein femininer Look. Und ich lege Wert auf schöne Stoffe und höchste Qualität. Aus diesem Grund lasse ich in Italien und Deutschland fertigen. Ich verlange bis zu 1.000 EUR für ein Jackett, da kann dann nicht "made in Hongkong" draufstehen.

BTH Heimtex: Wann machen Sie Ihre erste Home Collection?

Rath: Ich hoffe, bald. Ich brauche nur den richtigen Partner dafür.
aus BTH Heimtex 02/14 (Deko, Gardinen, Sonnenschutz)