Europäische Union

Wachstum des Handels stagniert


Köln. Die europäische Schuldenkrise macht auch vor dem Einzelhandel nicht halt. Der Einzelhandelsumsatz der 28 EU-Nationen beläuft sich aktuell auf über 2,8 Billionen Euro - für 2013 rechnen Experten allerdings lediglich mit einem nominalen Wachstum von 0,1 Prozent.

Seit Juli 2013 hat die EU ein neues Mitglied: Kroatien mit seinen rund 4,4 Millionen Einwohnern ist Teil des nun rund 508 Millionen Menschen umfassenden europäischen Binnenmarktes geworden. Für den Handel bedeutet ein wachsendes Europa neben vereinfachtem Warenbezug und erhöhtem Touristenaufkommen auch verbesserte Expansionsbedingungen. Doch während die EU weiter wächst, müssen die europäischen Einzelhandelsumsätze aktuell einen Dämpfer hinnehmen, wie die Studie "Retail in Europe" des IFH Köln belegt.

Der Einzelhandel stellt in der EU eine bedeutende Wirtschaftskraft dar. Im Jahr 2012 wurden insgesamt über 2,8 Billionen Euro Umsatz (inkl. Umsatzsteuer) generiert. Auch in den Jahren zuvor - mit Ausnahme von 2009 - konnten die europäischen Handelsumsätze eine insgesamt positive und stabile Entwicklung verzeichnen. Im Zeitraum von 1995 bis 2012 betrug die jährliche Wachstumsrate (CAGR) im Durchschnitt drei Prozent.

Doch die Schuldenkrise macht auch vor dem Einzelhandel nicht halt. So betrug der Umsatzzuwachs über alle 28 Länder der EU im Jahr 2012 nur noch 0,8 Prozent. Und auch die Hochrechnung für das aktuelle Jahr lässt die Einzelhändler in Europa nicht aufatmen: Die IFH-Experten rechnen lediglich mit einem nominalen Zuwachs von 0,1 Prozent.

Auch wenn Europa immer stärker zusammen wächst, gibt es insbesondere beim Handelswachstum in den 28 EU-Länder deutliche Unterschiede. Die Wachstumsraten der Mitgliedsländer bewegen sich zwischen zwölf und 660 Prozent. Im Durchschnitt wuchs der Handel in der EU in den analysierten Jahren um 71 Prozent. Zu den Gewinnern der europäischen Gemeinschaft zählt Bulgarien. Ausgehend von einem sehr niedrigen Anfangsniveau weist das Land die höchste Wachstumsdynamik auf. Seit 1995 wuchs der Handel dort um rund 660 Prozent.

Auch die baltischen Staaten und Rumänien zählen mit Wachstumsraten zwischen 285 und 440 Prozent zu den Gewinnern der 28 EU-Staaten. Deutschland hingegen konnte seit 1995 lediglich einen Zuwachs von zwölf Prozent verbuchen. Betrachtet man ausschließlich den Zeitraum seit 2009, werden die Auswirkungen der Finanz- und Schuldenkrise auf die einzelnen Mitgliedsländer deutlich. Zu den Verlierern der Krise zählt allen voran Griechenland, aber auch Portugal, Spanien, Kroatien und Irland konnten die Einbußen durch die Krise bis heute nicht wettmachen.

Die Studie "Retail in Europe" des IFH Köln beschäftigt sich mit den Handelsstrukturen in Europa. Die Rahmenbedingungen, Gewohnheiten und Bedürfnisse der 28 EU-Länder sind teilweise sehr verschieden, was sich nicht zuletzt auch im Handel wiederspiegelt. Die Branchenstudie untersucht die verschiedenen Bedeutungen, Strukturen und Entwicklungsprozessen im Handel in den 28 EU-Ländern und arbeitet Unterschiede wie Gemeinsamkeiten zwischen den Ländern heraus. Schwerpunkte der Studie sind unter anderem die Handelsvolumina der einzelnen Länder und deren Entwicklungen im Betrachtungszeitraum sowie die Bedeutung unterschiedlicher Vertriebswege.
aus Haustex 01/14 (Handel)