GFK-Kaufkraftprognose
Verbraucher haben 2014 mehr Geld in der Tasche
Bruchsal. Wer in Hamburg oder Starnberg lebt, kann sich glücklich schätzen: Dort verfügen die Verbraucher über die dicksten Portemonnaies. 2014 soll die Kaufkraft bundesweit zulegen, wie eine aktuelle Studie des Marktforschunginstitutes GfK zeigt. Richtung Osten gibt es ein klares Wohlstandsgefälle.
Gute Aussichten für den Konsum: Den Deutschen werden 2014 nominal rund 586 Euro pro Kopf mehr für ihre Ausgaben zur Verfügung stehen als im Jahr 2013. GfK prognostiziert für das neue Jahr eine Kaufkraftsumme von 1.705,4 Milliarden Euro für Gesamtdeutschland. Bezogen auf die rund 80 Millionen Einwohner ergibt sich ein Durchschnittswert von 21.179 Euro pro Kopf.
Damit werden die Deutschen im Schnitt rund 2,85 Prozent mehr für Konsum, Miete oder andere Lebenshaltungskosten zur Verfügung haben als im Vorjahr. Unter Kaufkraft versteht man das verfügbare Nettoeinkommen der Bevölkerung inklusive staatlicher Transferzahlungen wie Renten, Arbeitslosen- und Kindergeld.
Allerdings haben nicht alle Bevölkerungsgruppen eine positive Kaufkraftentwicklung zu erwarten: "Insbesondere die regionale Verteilung der Kaufkraft zeigt, dass Deutschland noch immer ein Wohlstandsgefälle von West nach Ost hat", erklärt GfK-Marktdatenexpertin Simone Baecker-Neuchl. Aber: "Angesichts der von Eurostat prognostizierten Inflationsrate von 1,7 Prozent und der stabilen Lohnentwicklungen können sich die Bundesbürger nicht nur über den nominalen, sondern auch über einen leichten realen Pro-Kopf-Kaufkraftzuwachs von rund 1,1 Prozent freuen."
Für den Handel interessant ist die regionale Verteilung der zur Verfügung stehenden Mittel für den privaten Konsum. Und da liegt das Hoch im Norden: Auf Ebene der Bundesländer erhöht Hamburg mit 110,8 Indexpunkten oder 23.469 Euro pro Kopf den Vorsprung gegenüber Bayern (Index: 109,4). Auf dem dritten Platz behauptet sich Baden-Württemberg (Index: 107,5) vor Hessen (Index: 106,8).
Sechs der 16 Länder weisen eine überdurchschnittliche Kaufkraft pro Kopf auf. Nordrhein-Westfalen markiert in etwa den Bundesdurchschnitt. Die ostdeutschen Bundesländer liegen noch immer unter dem gesamtdeutschen Pro-Kopf-Durchschnitt. Das Schlusslicht bildet Sachsen-Anhalt mit 17.336 Euro pro Kopf.
Die Differenz zwischen Arm und Reich zeigt sich besonders deutlich beim Vergleich der Stadt- und Landkreise in Deutschland: Hier liegt Starnberg mit mit einer Kaufkraft von 31.438 Euro pro Kopf knapp 48 Prozent über dem Durchschnitt, während Görlitz rund 24 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt liegt (16.030 Euro pro Kopf). Die Görlitzer haben damit nur knapp 51 Prozent der durchschnittlichen Kaufkraft der Starnberger. Der Stadtkreis Straubing liegt mit 21.180 Euro (Index: 100) genau im Bundesdurchschnitt. Diese statistische Mitte wird umrahmt von den Mannheimern mit 20 Euro weniger pro Kopf (Index: 99,9) sowie den Bewohnern des Landkreises Günzburg mit sechs Euro mehr pro Kopf (Index:100,02).
Die regionalen Kontraste liegen nicht nur zwischen Ost und West sowie der Mitte und dem Süden Deutschlands relativ weit auseinander, sondern aus regionaler Sicht auch oft sehr nahe bei einander: So beträgt etwa die Kaufkraftdifferenz zwischen dem Hochtaunuskreis und dem knapp 50 km entfernten Gießen fast 10.500 Euro pro Kopf. Das sind rund 35 Prozent weniger.
Starke Kontraste finden sich etwa auch in der Region rund um Braunschweig: Im Stadtkreis Braunschweig haben die Menschen im Schnitt 22.946 Euro, in Wolfsburg sind es sogar 24.045 Euro. Hingegen müssen sich die Bewohner von Salzgitter mit vergleichsweise bescheidenen 19.597 Euro begnügen und in Stendal im benachbarten Sachsen-Anhalt sogar nur mit 16.731 Euro. In einem Radius von etwa 100 Kilometern bestehen also Schwankungen von 20 Prozent unter und bis zu 13 Prozent über dem Durchschnitt.
Die Top-10 der Stadt- und Landkreise bleiben bis auf zwei Wechsel im unteren Drittel des Rankings unverändert. So verdrängt der Landkreis Miesbach mit einem Indexwert von 121,9 den Landkreis Stormarn (Index: 121,3) aus den Top 10. Der Landkreis Dachau (Index: 125,1) überholt den Stadtkreis Erlangen (Index: 124,9).
aus
Haustex 01/14
(Handel)