Kommentar von Henrik Stoldt

Geht es dem Korkboden wirklich gut ?


Der Deutsche Korkverband (DKV) bläst zur zweiten Runde seiner Informationskampagne "Schöner leben. Mit Kork". Bei dem internationalen Vorhaben, das in Deutschland vom DKV in Kooperation mit dem portugiesischen Korkverband APCOR umgesetzt wird, geht es darum, den Imagewandel des Rohstoffs zu festigen und weiter ausbauen. Das allerdings setzt voraus, dass ein Imagewandel beim Kunden tatsächlich angekommen ist. Die Mitglieder des Korkverbandes sind davon überzeugt. An Superlativen mangelt es nicht. "In den Köpfen der Verbraucher hat sich Kork als einzigartig nachhaltiges Material manifestiert", heißt es. Dass es mit den Verkaufszahlen 2013 doch nicht so weit her war, wird mit allgemeinen Rezessionsbefürchtungen und Verbraucherverunsicherung begründet. Am Ende bezeichnet der DKV die Absatzentwicklung für Kork in Deutschland sogar als stabilen Trend. Annähernd 4 Mio. m2 Kork-Bodenbelag sollen 2013 umgesetzt worden sein.

Der reine Klebe-Kork, heißt es, habe sich auf dem bestehenden Stand konsolidiert und würde in Deutschland erstmals wieder vermehrt nachgefragt. In Bereich Kork-Fertigparkett Standard-Optik wurden die gleichen Umsätze gemeldet wie im Jahr zuvor. Dem Kork-Fertigparkett mit Dekor-Optik geht es weniger gut. Aufgefangen werden konnten die Verluste dort nur durch die neu erfasste Artikelgruppe Fertigparkett Print. Solch digital bedruckte Böden sind innerhalb der Korkbranche im Kommen. Sie übernehmen schon einen Anteil von rund 15 % und wachsen von Quartal zu Quartal. Vom Korkverband nicht erfasst wird der in anderen Bodenbelägen verarbeitete Anteil von Kork (LVT, Laminat, Linoleum, Böden mit verdichtetem Kork). Bezieht man ihn mit ein, sagt der DKV, erhöht sich das Absatzvolumen von Kork für Bodenbeläge insgesamt im mittleren zweistelligen Prozentbereich.

Geht es dem Korkboden also gut? Die Perspektiven sind unterschiedlich. Grund zum Jubeln besteht sicher nicht. Grund zum Nachdenken schon. Das soll die Hering Schuppener Unternehmensberatung für Kommunikation übernehmen. Die Agentur ist mit der Fortführung der deutschlandweiten Kork-Kampagne beauftragt. Sie hat bereits die vorausgegangene Initiative 2010-2011 inhaltlich betreut. Und was hat das gebracht?

Das Resultat allgemeiner Werbekampagnen zu messen, ist schwer. Als Erfolg werde hier schon gewertet, dass der Absatz nicht gesunken ist. Darüber hinaus präsentieren Werbeagenturen gern imposante Zahlen: 350 Mio. Internet-User, 120 Mio. Leser, 14 Mio. Radiohörer, 4 Mio. Fernsehzuschauer, 470.000 Kontakte über Kooperationen. Eine solche Bilanz beeindruckt die Auftraggeber. Aber was bringen über 5.000 Facebook-Fans wirklich? Welche Wirkung haben 2.200 Youtube-Klicks? Und wer von den 230 Twitter-Followern hat sich tatsächlich einen Korkboden gekauft?

"Wir müssen jetzt stärker in die Tiefe gehen", sagt Marlies Peine von Hering Schuppener, " und ökologisches Bewusstsein der Verbraucher deutlicher mit dem Produkt verknüpfen." Der direkte Kontakt und Dialog mit den Menschen über verschiedene Kanäle der sozialen Netzwerke soll dabei zu dem gewünschten Ziel führen.

Das hört sich nicht wirklich nach einer neuen Idee an. Seit Jahren betonen die Korkbodenhersteller ihre "grünen" Vorteile. Und soziale Netzwerke bedeuten noch keinen Käufer im Geschäft. Ob es mit einem vergleichsweise geringen Budget von 500.000 EUR gelingt, den unbekannten deutschen Fußbodenkäufer mit noch mehr Umweltbewusstsein zu impfen, ist fraglich. Zu wünschen wäre es dem Korkboden allemal. "Kork selbst ist der beste Botschafter in eigener Sache. Dieses Material verblüfft mit seinen Fähigkeiten, ebenso wie die große Vielfalt von Korkböden", glaubt Tomas Cordes, Vorstandssprecher des DKV.
aus Parkett Magazin 02/14 (Bodenbeläge)