Henrik Stoldt: Ein Plädoyer für mehr Mut beim Kork-Marketing
Neuer Name für digital bedruckten Korkboden?
Für traditionellen Korkboden hält der Handel nicht mehr viel Ausstellungsflächen bereit. Und die muss der Lieferant sogar noch subventionieren. Das ist die traurige Bilanz eines Produktes, das mehr verdient hat. Der alte Korkboden hat ausgedient - und das schon seit Jahren. Korkfliesen klebten in den 70er Jahren im Partykeller an der Wand oder unter der Decke. Dieses Image abzuschütteln, ist gemeinsames Ziel aller Hersteller. Die Produkte dazu sind vorhanden. Korkboden ist unglaublich vielfältig. Egal ob man Kork als Material noch erkennt oder ob es unter digitalen Dekordrucken verschwindet, die Muster und Kreationen sind modern und folgen allgemeinen Trends.
Sicher wird der Handel aufmerksamer, je mehr digital bedruckte Korkoberflächen verfügbar werden. Auch ein Egger Cork+ Boden hilft dem Bekanntheitsgrad, selbst dann, wenn er nicht in die heiligen Normen des Korkverbandes fällt. Trotzdem gewinnt Kork als Fußbodenbelag keine neuen Marktanteile. Bestenfalls bleiben die Absätze gleich und verschieben sich innerhalb der eigenen Angebote. Das sollte den Machern zu denken geben. Doch in der Vermarktung bleiben sie bei altbekannten Stereotypen: Unser Korkboden ist warm, leise und ökologisch nachhaltig. Immer wird die Umwelt bemüht und immer wird der Begriff Kork erwähnt. "Digital bedruckter Korkboden" - klingt das sexy?
Kork - könnte es sein, dass es genau dieses Wort ist, von dem das angestaubte Image des Produktes ausgeht? Und die Umwelt? Die interessiert nur jene Fußbodenkäufer, die sich ohnehin schon für Kork begeistern. Alle anderen stehen im Fachgeschäft vor einer Palette gleich aussehender Dekore und können nicht erkennen, welche Materialien darunter verborgen sind. Den Preis allerdings, den sehen sie sofort. Welches Produkt wird der Fachverkäufer einem solchen Verbraucher empfehlen? Wird es der digital bedruckte Korkboden sein, das günstige Holzfertigparkett, der nicht weniger echt aussehende Laminatboden, das warme und schallschluckende Vinyl? Das ist die Preisfrage.
Jeder Hersteller möchte, dass der Fachverkäufer sein Produkt nach vorn rückt. Die Konkurrenz ist groß und einen Fußboden kauft der Verbraucher nicht jeden Tag. Worauf also könnten beide - Fachverkäufer und Verbraucher - anspringen? Auf ein neues Produkt. Ein Produkt, das einen brandheißen Namen hat und kein altes Image überwinden muss. Ein Produkt, dessen Umweltfreundlichkeit man nicht hervorheben muss, weil es ohnehin alle Umweltzeichen auf der Verpackung hat. Ein Produkt, das alle die Eigenschaften von Kork besitzt - aber nicht Kork heißt.
Andere Hersteller haben es mit neuen Produkten vorgemacht. Terhürne hat mit Avatara einen Fußboden lanciert, der alles sein will, nur kein Laminatboden. Ein noch besseres Beispiel ist LVT. Als der Vinyl-Designboden noch PVC hieß, wollte ihn kein Mensch. Jetzt hat er einen neuen Namen und die Käufer reißen sich darum.
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Parkett Magazin 02/14
(Bodenbeläge)