Absatzzahlen für Bodenbeläge im Ost-West-Vergleich

Der europäische Markt schrumpft

Beim Vergleich der addierten Absatzzahlen von 17 westeuropäischen mit 15 osteuropäischen Märkten sind die Größenverhältnisse eindeutig: Die Mengen im Westen sind in etwa doppelt so groß wie die im Osten. Noch - denn während der Trend im Westen in nahezu allen Produktgattungen nach unten weist, legt der Osten zu. Leider geschieht das nicht in gleichem Maße, so dass der Absatz von Bodenbelägen in Europa gegenwärtig insgesamt rückläufig ist.

Vor etwa anderthalb Jahren haben wir an dieser Stelle erstmals einen Vergleich der Absatzmengen und des Pro-Kopf-Verbrauchs von Bodenbelägen zwischen West- und Osteuropa publiziert. Karlheinz Müller (b2b.marktforscher@t-online.de), seit Jahrzehnten als Marktforscher in der Branche bestens vernetzt und Mitglied im Autorenteam für die im SN-Verlag erscheinende Studie "Der Bodenbelagsmarkt 1. Deutschland / Österreich / Schweiz, 2. Belgien / Niederlande / Luxemburg", hat seine Zahlen aktualisiert und bis 2013 fortgeschrieben. Dabei zeigt sich, dass die acht wesentlichen Trends von damals auch heute noch anhalten bzw. sich inzwischen sogar noch verstärkt haben.

Erstens - Der Westen verbraucht mehr als der Osten

Die 17 westeuropäischen Märkte haben einen deutlich höheren Verbrauch an Bodenbelägen als die 15 osteuropäischen. Zählt man die Absatzmengen in Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Österreich, Portugal Schweden, Schweiz und Spanien für 2013 zusammen, ergibt sich eine - derzeit noch vorläufige - Gesamtmenge von 1,7 Mrd. m2. Die Märkte in Bulgarien, Estland, Kroatien, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, Russland, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Türkei, Ukraine und Ungarn addieren sich zu 918 Mio. m2.

Zweitens - Der Westen schrumpft, der Osten wächst

Während der Bodenbelagsabsatz im Westen konstant rückläufig ist, werden die Mengen im Osten mit der gleichen Konstanz größer. Westeuropa hat nach Müllers Berechnungen innerhalb von zwei Jahren knapp 100 Mio. m2 oder etwa 7 % an Marktvolumen verloren. In der gleichen Zeit hat Osteuropa gut 60 Mio. m2 hinzugewonnen. Das sind rund 7,5 %.

Zwar fehlen Angaben über den Absatz von Korkparkett für den Osten. Sie würden die Steigerung in der Gesamtmenge zusätzlich vergrößern. Aber auch das dürfte nichts daran ändern, dass der europäische Markt insgesamt rückläufig ist.

Drittens - Annäherung beim Pro-Kopf-Verbrauch

Auch beim Pro-Kopf-Verbrauch nähern sich Ost und West immer weiter an. Hier ist die Veränderung sogar noch etwas ausgeprägter als beim Gesamtabsatz. Im Westen wurden 2013 nur noch 4,20 m2 Bodenbeläge pro Kopf und Jahr verkauft, 0,34 m2 oder 7,5 % weniger als noch 2011. Im Osten hat im gleichen Zeitraum der Pro-Kopf-Verbrauch um 0,23 m2 zugenommen. Das entspricht einem Zuwachs von 8,2 %.

Viertens - Textile Beläge im Osten auf dem Vormarsch

In Westeuropa sind textile Beläge schon seit längerem im Sinkflug. Zwischen 2011 und 2013 gingen nochmals knapp 50 Mio. m2 oder 6,5 % verloren - quer durch alle Produktgattungen. Etwas überraschend, konnte gleichzeitig immerhin der Marktanteil leicht gesteigert werden. In Osteuropa hat das Sorgenkind aus dem Westen 7,4 % bzw. rund 18 Mio. m2 hinzugewonnen. Nur beim Nadelvlies läuft es hier nicht so gut.

Fünftens - Bei elastischen Belägen vergrößert der Osten seinen Vorsprung

Den elastischen Belägen (ohne Linoleum und Gummi) hilft im Westen auch der Boom bei den Designbelägen nichts. Oder provokativ gefragt: Wie viel höher als die momentanen 2,4 % wären die Einbußen, wenn LVT gegenwärtig nicht so erfolgreich wären und als einzige Produktgattung zulegen könnten? Ganz anders Osteuropa. Hier ist der Markt für elastische Beläge schon jetzt viel größer als im Westen. Und der Abstand vergrößert sich angesichts einer Wachstumsrate von über 8 % weiter.

Sechstens - Parkett überall rückläufig

Von einem kurzen Aufbäumen 2012 in Osteuropa abgesehen, sind die verkauften Parkettmengen im Osten wie im Westen rückläufig. Um die 1,5 % haben die Holzböden jeweils verloren.

Siebtens - Laminat im Westen über den Zenit

Zwar sind Laminatböden in den westlichen Märkten mit knapp 240 Mio. verkauften Quadratmetern immer noch ein wichtiger Faktor. Aber sie scheinen ihre Hochzeit hinter sich zu haben und verzeichneten Einbußen von 7,1 %. In den 15 osteuropäischen Märkten geht es mit 7,4 % in gleicher Größenordnung unvermindert bergauf. Diese Produktgattung ist die einzige, bei der sich gegenüber unserer letzten Übersicht eine Veränderung des Trends ergeben hat: In der Betrachtung Ende 2012 hatte Laminat in beiden Regionen im Wesentlichen konstante Absatzmengen verbucht.

Achtens - Keramische Bodenfliesen wachsen im Osten

Ähnlich wie bei den Laminatböden ist die gegenläufige Entwicklung bei den keramischen Bodenfliesen. Allerdings fallen hier die Rückgänge im Westen mit 10,1 % deutlich höher aus als die Zugewinne von 4,5 % im Osten.
aus BTH Heimtex 04/14 (Bodenbeläge)