Wasserabsperrende Systeme Spezial

Feuchtestopp nach unten

Ist der Estrich nach dem Einbau noch zu feucht, gibt es für bodenverlegende Handwerker nur zwei Möglichkeiten: Warten oder Feuchtigkeit absperren. Dabei kommen vorwiegend Abdichtungsstoffe wie Epoxidharz, Polyurethan oder Dispersionen zum Einsatz. Die Verlegewerkstoffindustrie hat auf die erhöhte Nachfrage reagiert und stellt zahlreiche "Wasserabsperrende Systeme" zu Verfügung, die wir in unserem Spezial ausführlich vorstellen.

Wasser bzw. Feuchtigkeit ist eine der größten Herausforderungen für fast alle Gewerke im Bauwesen, ob als Regenwasser, Grundwasser, Sickerwasser, Leitungs- oder Brauchwasser, Kondensfeuchte, Haushalts- oder Restfeuchte in verschiedenen Bauteilen. Bei der Verlegung von Bodenbelägen und Parkett sorgen die kapillar aufsteigende Feuchtigkeit in das Erdreich berührenden Konstruktionen oder die erhöhte Restfeuchte in Beton und Zementestrichen für Probleme. Im Zweifelsfall bietet sich hier der Einsatz einer Absperrung an.

Wasserabsperrende Systeme gibt es als 2-Komponenten Epoxidharz, 1-Komponenten Polyurethan und PVDC-Dispersion. Alle drei haben individuelle Vor- und Nachteile.

2-Komponenten Epoxidharze haben sich seit Jahrzehnten als Absperrung bewährt. In der Regel sind zwei Aufträge erforderlich. Der erste Auftrag fungiert als Sperre, der zweite Auftrag wird abgesandet, um einen festen Verbund zur nachfolgenden Spachtelung zu erhalten. Verschiedene Produkte können auch mit Dispersionsgrundierungen als Haftbrücke zur Spachtelmasse kombiniert werden.

Nachteile dieser Produkte sind der vergleichsweise hohe Preis, die arbeits- und zeitaufwändige Verarbeitung - je nach System werden ein bis zwei Tage benötigt - sowie das gesundheitliche Gefährdungspotential für die Verarbeiter. Die Einzelkomponenten sind ätzend bzw. reizend und allergieauslösend auf der Haut. Aus diesem Grund rät die Bau-Berufsgenossenschaft von der Verwendung dieser Produkte ab, da bereits leistungspflichtige Fälle von berufsbedingten Hauterkrankungen vorliegen.

Nach Aushärtung sind die Epoxidharze allerdings unbedenklich. Wenn keine flüchtigen Stoffe wie Benzylalkohol eingesetzt werden, sind auch sehr emissionsarme Formulierungen möglich.

1-Komponenten Polyurethan härtet in Verbindung mit Feuchtigkeit aus. Darum darf das Produkt nur in dünnen Schichten aufgebracht werden, die sehr schnell aushärten. In der Regel sind zur Absperrung drei Schichten notwendig, die an einem Tag aufgebracht werden können.

Die letzte Schicht wird eingesandet oder mit einer Dispersion grundiert, um den Verbund zur nachfolgenden Spachtelmasse zu gewährleisten. Elastische SMP-Parkettklebstoffe können in der Regel direkt aufgebracht werden.

Vorteile gegenüber Epoxidharz sind die einfachere Handhabung, kürzere Aushärtungszeiten und ein geringerer Materialpreis. Nachteile sind die allergieauslösende Wirkung und die Kennzeichnung mit R 40 "Verdacht auf krebserzeugende Wirkung" aufgrund der enthaltenen Basiskomponente Isocyanat. Aus diesem Grund dürfen diese Produkte nicht frei verkauft werden.

Polyvinylidenchlorid, kurz PVDC, zeichnet sich durch besondere Dichtigkeit aus, weshalb PVDC-Folien seit langem in der Lebensmittelverpackung eingesetzt werden. Als Absperr-Grundierung wird in der Regel der erste Auftrag mit Wasser verdünnt und ein- oder zweimal pur aufgetragen. Die Trocknung erfolgt sehr schnell, so dass üblicherweise am selben Tag grundiert und gespachtelt werden kann.

Vorteile sind die einfache und schnelle Verarbeitung, Wirtschaftlichkeit und keinerlei gesundheitliche Belastung von Verarbeitern und Nutzern. Nachteil ist die geringere Festigkeit im Vergleich zu Reaktionsprodukten, weshalb die Grenzen der geeigneten maximalen Feuchtigkeitswerte deutlich niedriger liegen als bei Reaktionsprodukten.

Der Autor


Dipl.-Ing. (FH) Jörg Kummetz
ist Leiter der Technik bei Verlegewerkstoff-Hersteller Wulff in Lotte.
aus BTH Heimtex 04/14 (Bodenbeläge)