Interview mit Volker Geyer, Inhaber von Aperto – Handwerk & Wohnen
"Online-Marketing ist Chefsache"
Kleine Handwerksunternehmen setzen sich zunehmend mit dem Internet und Social-Media-Aktivitäten auseinander und überlegen, welche Kommunikationsformen sie nutzen sollen. Einer der Pioniere in diesem Bereich ist Volker Geyer, Inhaber des Handwerksbetriebs für die Innenraumgestaltung "Aperto - Handwerk und Wohnen" in Wiesbaden. Der Malermeister und Betriebswirt berichtete im Rahmen der Webchance Academy auf der Heimtextil 2014, wie sein Unternehmen mit Online-Marketing und Präsenz in den sozialen Netzwerken Kunden gewonnen, Aufträge erhalten und Wachstum generiert hat. Im Interview gibt er konkrete Handlungsempfehlungen.
BTH Heimtex: Herr Geyer, Sie führen einen Handwerksbetrieb, der sich der kompletten Innenraumgestaltung verschrieben hat. In der Kommunikation mit Ihren - potenziellen - Kunden nutzen sie sowohl Online-Marketing als auch Social Media. Warum?Volker Geyer: Gerade der Einzelhandel kann sich dem Online-Einstieg nicht länger verwehren, weil das Internet immer lokaler und regionaler wird und man so mit den Kunden ins Gespräch kommt. Man kommuniziert mit den Leuten nicht mehr nur über die Theke, sondern auch über das Netz. Wer mit seinem stationären Geschäft erfolgreich sein will, muss also in irgendeiner Form auch online präsent sein.
BTH Heimtex: Dient eine Webseite, ein Blog oder ein Facebook-Eintrag nur der Auffindbarkeit im Netz und dem Image oder wirken sich ihre Online-Aktivitäten auch finanziell aus?Geyer: Ich dokumentiere in meiner Datenbank, über welchen Kanal Kunden auf mich aufmerksam wurden. 72 % meiner Umsätze erziele ich mittlerweile durch das Internet. Einige Kunden erteilen mir Aufträge, nachdem sie meinen Newsletter abonniert haben, ein Teil, weil sie mich über Google finden. Potenzielle Kunden sind durch meinen Blog malerische-wohnideen.de, über mein Xing-Profil oder unsere Facebook-Seiten auf unser Unternehmen aufmerksam geworden und haben Kontakt aufgenommen. Diese Kommunikationsplattformen sind der am stärksten wachsende Verkaufskanal.
BTH Heimtex: Was empfehlen Sie Einzelhändlern, die noch keine Erfahrungen mit den zahlreichen Kommunikationsmöglichkeiten des Internets haben?Geyer: Interessierten Einzelhändlern empfehle ich zunächst einmal, ihre unternehmerischen Hausaufgaben zu machen. Ich muss wissen: wer ist meine Zielgruppe, welche Stärken habe ich, aber auch welche Schwächen.
Wer einen Bauchladen an Produkten hat, sollte sich sowohl über das Offline- als auch das Online-Geschäft Gedanken machen. Er sollte sich auf die Stärken besinnen, also die erfolgreichen Produkte, oder den Service hervorheben.
Und wenn ich meine Stärken oder sogar mein Alleinstellungsmerkmal kenne, muss ich mich schlau machen, welche sozialen Netzwerke und Online-Plattformen für diese Produkte und die jeweilige Zielgruppe geeignet sind. Denn alles zu bespielen wäre fatal. Man würde sich verzetteln und nach außen ein schwammiges Bild abgeben.
BTH Heimtex: Ist es sinnvoll, die Online-Kommunikation Praktikanten oder Lehrlingen zu überlassen?Geyer: Kleinen und mittleren Einzelhändlern kann ich nur den Tipp geben: Machen Sie das Thema zur Chefsache. Social Media, Online-Marketing und die damit verbundene Kommunikation bilden die Seele des Unternehmens und sollten vom Inhaber betreut werden. Damit lässt sich sicherstellen, dass Unternehmenswerte und -kultur korrekt präsentiert werden. Nur so ist der Online-Auftritt authentisch und damit erfolgreich.
aus
BTH Heimtex 04/14
(Handel)