Marktsituation Laminatboden im Mai 2004 von Günther Kelm
Preisanhebungen nicht durchsetzbar
Weltmarkt Laminatboden 1. Quartal 2004
Weltweit wurden im ersten Quartal 2004 etwa 154 Mio. qm Laminatboden abgesetzt. Größter Einzelmarkt blieben die USA mit 26,2 Mio. qm vor Deutschland mit 21,3 Mio. qm. Auf Platz 3 folgt schon China/Hongkong mit 19,9 Mio. qm.
Die Daten basieren auf offiziellen Statistiken, die partiell durch Hochrechnungen und Schätzungen ergänzt worden sind. Sie haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit. Mit Skepsis sind vor allem die Zahlen des deutschen Marktes zu betrachten, da sie nicht mit der Entwicklung im Handel korrelieren.
Da vom EPLF (Verband der Europäischen Laminatfussbodenhersteller) ab 2004 auch der Absatz in der Türkei unter Europa erfasst wird, ist die Türkei erstmalig entsprechend berücksichtigt.
Die Laminatindustrie
Die deutsche Laminatbodenindustrie war im ersten Quartal 2004 gut beschäftigt. Fast alle großen Hersteller konnten den Absatz zweistellig steigern, die Umsatz- und Ertragsentwicklung wird allerdings differenzierter beurteilt.
Bei Betrachtung der gesamten mitteleuropäischen Produzenten sind jedoch seit Ende März und verstärkt im April und Mai sehr unterschiedliche Kapazitätsauslastungen festzustellen: Die großen Unternehmen berichten von einer relativ hohen Auslastung, die anderen waren weniger zufrieden.
Unverändert stark ist der Preisdruck. Während in der Vergangenheit die Niedrigpreislagen, vorrangig bei größeren Mengen, unter Preisdruck standen, sind inzwischen Preisrücknahmen seitens des Fachhandels auch bei höherwertigen Produkten gefordert. Generelle Preisanhebungen - die eigentlich dringend erforderlich wären - sind weiterhin nicht durchsetzbar.
Auch im - weiter zunehmenden - Nordamerika-Geschäft macht sich durch die ungünstigen Währungsparitäten ein Druck auf die Erträge bemerkbar.
Egger hat die Zahl seiner Leithändler von 145 auf 105 reduziert. Der Umsatz des österreichischen Holzwerkstoffherstellers ist 2003 um 7% gestiegen. Im ersten Quartal hat sich der Zuwachs beschleunigt: Per 31. März wird ein Plus von 20% gemeldet.
Laminatbodenhersteller Epi und Alsafinance, Mutter des Laminatboden- und Möbelteilherstellers Alsapan, planen eine Fusion: Danach soll Alsapan in Epi eingebracht werden und im Gegenzug Epi-Aktien erhalten. Eine entsprechende Vereinbarung wurde bereits unterzeichnet, bis Ende September soll der Zusammenschluss vollzogen sein. Danach sollen die Alsapan-Produkte unter der Bezeichnung Alsafloor vorranig im Fachhandel und das Epi-Sortiment im DIY-Bereich vermarktet werden.
Pfleiderer hat im ersten Quartal seinen Umsatz von 211,4 auf 242,6 Mio. EUR erhöht. Zugleich verbesserte der in den Bereichen Holzwerkstoffe und Infrastrukturtechnik tätige Konzern sein operatives Ergebnis von 0,5 auf 5,6 Mio. EUR. Noch nicht berücksichtigt sind die positiven Effekte aus dem Verkauf des amerikanischen Beton- und Stahlmasten-Geschäftes; da der Verkauf erst Mitte April stattfand, werden sie sich erst in den Zahlen des zweiten Quartales auswirken. Die Nettoverschuldung von Pfleiderer lag per 31. März noch bei 200 Mio. EUR.
Laminat im Großhandel
Der Großhandel konnte im Mai nicht den Vorjahres-Umsatz halten, unter anderem bedingt durch einen Arbeitstag weniger. Bei Laminatboden beliefen sich die Umsatzeinbußen im Schnitt auf -8%, allerdings bei zum Teil erfreulich verbesserten Deckungsbeiträgen. Das gilt besonders für die Grossisten, die sich dem Preisdruck weitestmöglich entziehen und auf exklusive Produkte setzen.
Laminat im Handwerk
Im Handwerk ist die Situation mit der des Großhandels zu vergleichen. Auch wenn die Auftragslage weiter unbefriedigend ist, so hat sich die Ertragslage im Mai bei mehreren befragten Betrieben durch werthaltigere Aufträge verbessert.
Laminat in den Fachmärkten, Holzmärkten und im DIY
Auch die Fachmärkte, Holzfachmärkt und der DIY-Bereich blieben mit ihren Mai-Umsätzen hinter dem Vorjahr zurück. Ein Lichtblick ist, dass die Preisunterbietungen im Aktionsbereich weitgehend eingestellt wurden.
Auffällig: Die Produkte mit Trittschalldämmung sind teilweise nicht dem Anspruch für eine Trittschalldämmung angepasst.
Stiftung Warentest hat die Beratungsqualität in den Baumärkten untersucht und dazu 63 versteckte Testkäufe bei 9 Baumarktbetreibern in 7 Städten durchgeführt - mit keinem guten Ergebnis für die Baumärkte. Danach waren die Beratungsgespräche waren zu kurz und zu oberflächlich, den Verkäufern fehlte das Wissen für kompetente Beratung, viele Antworten waren falsch. Einziger Lichtblick: Die Verkäufer waren "redlich bemüht", freundlich und kundenorientiert.
Bestes Ergebnis erzielte Obi; der Marktführer kam nach dem Schulnoten-System auf eine Bewertung von 3,2. Danach folgten Globus und Hagebau auf den Plätzen 2 und 3, im Mittelfeld lagen Toom, Bauhaus, Max Bahr, und gerade noch Marktkauf, das Schlusslicht bildeten Hornbach und Praktiker.
Die Ava-Baumärkte haben das erste Quartal mit einem Umsatzminus von 2% auf 222,8 Mio. EUR abgeschlossen, flächenbereinigt fielen die Einbußen sogar noch höher aus (-4,9%). Dafür konnte der Quartalsverlust von 14,3 auf 12,9 Mio. EUR gesenkt werden.
Anläßlich seines125. Jubiläums hat Max Bahr eine groß angelegte Kampagne gestartet, die von einem 16seitigen Jubiläumsprospekt begleitet wird. Darin ist ein Gewinnspiel ausgeschrieben, bei dem es seit Mite Mai 125 Tage lang täglich einen motorisierten City-Roller zu gewinnen gibt.
Während des Jubiläums sind mehrere Aktionen geplant; unter anderem ist in Zusammenarbeit mit der Deutschen Heimwerker-Akademie (DHA) ein bundesweiter Heimwerkerwettbewerb gestartet, mit dem man das geschickteste und kreativste Heimwerkerteam Deutschlands sucht. Nach regionalen Vorentscheidungen wird im Finale im Oktober in Hamburg das Siegerteam ermittelt. Außerdem betreibt das Familienunternehmen eine Spendenaktion zu Gunsten der Deutschen Kinderhilfe.
Die Rabattitis in der Baumarktbranche hat einen neuen Höhepunkt erreicht: Hellweg sattelte auf die 20% -Vorlage von Praktiker noch einen drauf und gab bis zum 9. Juni 20,01% Rabatt, wenn ein Kunde ein bei Hellweg gekauftes identisches Produkt zeitgleich bei Praktiker günstiger fand. Diese Aktion braucht keine Nachahmer.
Praktiker nutzt nach Schließung seines Online-Shops den freien Homepage-Platz für Preisvergleiche. Erstes Opfer war Toom. In 4 Toom-Märkten hat Praktiker die eigenen Preise von 8 Produkten mit den Preisen von Toom verglichen. Ein Sprecher von Praktiker bestätigte, dass man mit dieser Maßnahme signalisieren will, dass das Preisthema bei Praktiker weiterhin focusiert wird. Weitere Vergleiche werden folgen.
Und noch mal Praktiker: Alle Kunden mit einem Mindesteinkaufswert von 250 EUR erhielten im Mai in allen deutschen Praktiker-Märkten die Möglichkeit einer kostenlosen Finanzierung eines - nicht begrenzten - Kredits.
Die Rückzahlung der kreditierten Summe konnte in 12 Monaten erfolgen. Mit dieser Aktion wollte Praktiker den Kauf von höherwertigen Produkten forcieren.
Der Gesamtverband Holzhandel berichtet nach einem "sehr schwachen Start" noch von einem guten Quartalsabschluss.
Per Ende März nahm der Umsatz im Holzhandel um 5,7% zu, zu den Gewinnern gehörte dabei vor allem Laminatboden mit +12%. Auch für die nächsten Monate wird von einer positiven Umsatztendenz ausgegangen.
Hagebau hat zahlreiche Aktionen zum 25. Geburtstag gestartet. In den ersten vier Monaten erhöhte sich der Umsatz um 3%. Dabei profitierte der Holzhandels-Bereich von der Eigenmarke Pico.
aus
BTH Heimtex 07/04
(Bodenbeläge)