3 Fragen an Susanne Wagner

"Farbe und Licht spielen eine große Rolle"


BTH Heimtex: Welche Anforderungen stellen Sie an die Einrichtung im Pflegebereich?

Susanne Wagner: Für mich als Innenarchitektin ist eine sehr wohnliche Qualität ganz wichtig. Dabei gehe ich davon aus, dass alle Materialien gewisse Voraussetzungen ohnehin erfüllen - hinsichtlich Hygiene und Brandschutz, guter Waschbarkeit, der Aufnahme von Bakterien oder der Bindung von Gerüchen.

BTH Heimtex: Warum ist Ihnen die Wohnlichkeit dabei so wichtig?

Wagner: Fast 90 % des Tages verbringen Demenzerkrankte in Innenräumen. Eine harmonische, sichere und natürliche Gestaltung ihres Wohnbereichs ist deshalb von immenser Bedeutung. Vertraute Gegenstände sind dabei ebenso unerlässlich wie die passende Licht- und Farbgestaltung, um ihrem Bedürfnis nach Geborgenheit gerecht zu werden. Ich würde auf wohnliche Farben und nicht zu grelles Licht achten. Blendfreiheit sollte gewährleistet sein, etwa durch halbtransparente Stoffe oder durch Dimmbarkeit von elektrischem Licht.

Ich versuche, Natur im übertragenen Sinn ins Haus zu holen. Nicht durch Grünpflanzen, sondern durch Produkte, die sich natürlich anfühlen, die naturige Musterungen und Kolorierungen haben. Ein Stoff muss sich naturig anfühlen, eine gute Haptik haben, darf beim Anfassen nicht künstlich wirken.

BTH Heimtex: Brauchen demente Menschen leuchtende Farben oder eher abgemilderte Kolorits?

Wagner: Starke Farbkontraste empfinden Demente oft als Barrieren, sie erzeugen Unsicherheit und Aggressionen. Große unruhige Muster können zu Verwirrungen führen. Zu viele Farbtöne überfordern sie. Ich würde eine Farbwelt schaffen, die zwar Kontraste bietet, aber nicht zu viele. Die großen Flächen im Raum würde ich sehr sanft und pastellig gestalten, außer vielleicht den Boden. Da brauche ich Halt, da muss ich spüren, worauf ich gehe. Kleinere Flächen können dann auch mal kräftiger sein, so dass die Orientierung auch leichter fällt.
aus BTH Heimtex 05/14 (Handwerk)