WDVS

Wärmedämmung rentiert sich für alle

Der Markt für Wärmedämm-Verbundsysteme bietet Herstellern, Handel und Handwerkern ein gigantisches Potenzial. Wie eine Studie der Unternehmensberatung Roland Berger prophezeit, werden die Ausgaben für die Dämmung von Wohngebäuden bis 2020 auf mehr als 32 Mrd. EUR steigen.

Die energetische Sanierung von Wohngebäuden ist unabdingbar, um die Ziele der Energiewende zu erreichen. Laut Deutscher Energie-Agentur (Dena) entfallen allein 35 % des Energieverbrauchs in Deutschland auf das Heizen von Gebäuden und die Warmwasser-Bereitung. Die meiste Energie benötigen vor der ersten Wärmeschutzverordnung von 1979 errichteten Wohngebäude, immerhin zwei Drittel der insgesamt 18 Mio. Entsprechend groß ist der Handlungsbedarf. Herstellern von Dämmsystemen, Groß- und Fachhändlern sowie Malern eröffnen sich hier gewaltige Potenziale.

Nach Berechnungen der Dena verbrauchen Wohngebäude in Deutschland im Schnitt 177 kWh/m2 jährlich, was rund 17,7 l Heizöl entspricht. Die Hälfte der Häuser liegt darüber, während Neubauten mit lediglich 50 kWh auskommen.

Um sich diesem Wert zu nähern, empfiehlt sich eine Fassadendämmung. Die Dena errechnete dafür am Beispiel eines vor 1979 gebauten Einfamilienhauses mit 144 m2 Wohnfläche Kosten in Höhe von rund 20.000 EUR. Die daraus resultierende Energieeinsparung liegt bei 30 % bzw. 500 EUR Heizkosten pro Jahr.

Marktvolumen von bis zu 32 Mrd. EUR

Die ersten Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS) wurden bereit in den 1950er Jahren installiert, allein von 1957 bis 2009 waren es etwa 840 Mio. m2, so der Fachverband Wärmedämm-Verbundsysteme. Dies entspricht einer Einsparung von 276 Mrd. l Heizöl und 740 Mio. t weniger Kohlendioxid-Ausstoß. Derzeit werden laut Fachverband etwa 40 Mio. m2 WDVS jährlich hergestellt. Für die Isolierung ihrer Wohngebäude gaben die Deutschen allein 2010 rund 16,2 Mrd. EUR aus, bis 2020 soll sich dieser Wert nach einer Studie der Unternehmensberatung Roland Berger auf mehr als 32 Mrd. EUR pro Jahr erhöhen.

Am häufigsten werden EPS-Dämmplatten eingesetzt, die aus Polystyrol bestehen. Als Grund gibt der Fachverband das gute Preis-Leistungs-Verhältnis an.

Ein komplettes WDV-System besteht aus Kleber, Dämmplatte, Armierungsgewebe, Armierungsmasse und einer Schlussbeschichtung. Die Hersteller bieten inzwischen zahlreiche Varianten für verschiedene Anforderungen an. Dena-Experten raten dringend dazu, diese vom Fachmann anbringen zu lassen.

Immer in einem System dämmen

"Brandschutz ist Bestandteil fachgerecht ausgeführter Dämmsysteme aus Polystyrol", sagt Harald Kranz, Marketingleiter bei Zero-Lack. Er widerspricht damit der Kritik, dass Polystyrol-Materialien leicht brennen, und verweist darauf, dass die Ausführung durch Systemzulassungen geregelt werde. Allerdings warnt Kranz davor, Bestandteile eines Systems durch Komponenten eines anderen zu ersetzen. Dadurch entfalle die bauaufsichtliche Zulassung. "Der Einsatz gemischter Dämmsysteme birgt also keinen wirtschaftlichen Vorteil, sondern das Risiko einer Abnahmeverweigerung mit horrenden Kosten und Auflagen", meint der Marketingchef.

Mit einem hartnäckigen Vorurteil hinsichtlich der Optik räumt Kranz ebenfalls auf. Fassadendämmung und Ästhetik widersprächen sich keinesfalls, WDVS-Fassaden müssten nicht langweilig sein. "Denn optische Gleichförmigkeit wird durch zwei Faktoren hervorgerufen: durch extreme Kostenorientierung und einen Mangel an Fantasie", kritisiert Kranz. Er plädiert unter anderem für mutige Farbakzente wie Faschen und Bänder. "Bei nur wenig Mehrkosten besteht die Chance, die Fassade individuell zu gestalten." Beispiele gebe es reichlich. Selbst WDVS mit sehr dunklen Oberflächen seien inzwischen möglich.

Auch die Bundesregierung unterstützt die Bemühungen der Branche, die Vorteile der Dämmung deutlich zu machen. Bauministerin Barbara Hendricks startete kürzlich die Kampagne "Die Hauswende" , eine bundesweite und branchenübergreifende Informationsoffensive zur energetischen Gebäudesanierung. Damit will ein breites Bündnis aus Politik und Wirtschaft die Energiewende im Gebäudebereich vorantreiben. Mit der Kampagne erhalten Hausbesitzer Informationen zur energiesparenden Sanierung und Unterstützung bei der Suche nach qualifizierten Energieexperten vor Ort. Gesteuert wird sie von der Dena.
aus BTH Heimtex 05/14 (Bau)