Manfred Krapp, Bodenleger und Sachverständiger + Demenz-Experte Prof. Dr. Hans Georg Nehen

Fußbodengestaltung – Was hilft Demenzerkrankten?


Der Bodenleger und Sachverständige Manfred Krapp konnte in diesem Jahr seinen Vortrag "Fußbodengestaltung - Was hilft Demenzkrankten?" nachholen, den er im letzten Jahr aus gesundheitlichen Gründen absagen musste. Unterstützt wurde er von dem Demenz-Experten Prof. Dr. Hans Georg Nehen, Klinikdirektor des Geriatriezentrums Haus-Berge.

Prof. Nehen stellte die Erkrankung vor: "Demenz ist die alltagsrelevante Abnahme von Gedächtnis- und anderen kognitiven Funktionen." Alltagsrelevant heißt, es muss im täglichen Leben eine Bedeutung haben. Ein Beispiel ist das logische Denken, nicht hingegen in Vergessenheit geratenes Schulwissen. Demenz ist der Oberbegriff der Erkrankung, die häufigste Form ist die Alzheimer-Demenz.

Der Bodenleger und Sachverständige Manfred Krapp befasste sich intensiv mit der Fußbodengestaltung bei Demenzkranken, da Familienmitglieder erkrankten und er darüber hinaus in Alten- und Pflegeheimen Bodenbelagsarbeiten ausführte. Seine Erfahrung aus Gesprächen mit Krankenschwestern und Pflegern zeigt, dass bei diesem Thema Medizin, Architektur und Bodenhandwerk zusammenarbeiten müssen. Es ist wichtig, die Sichtweise des Bodenlegers zu erweitern, damit Bodenbeläge das Wohlbefinden von Demenzkranken positiv beeinflussen können.

Krapp erinnert sich an einen Auftrag: Er verlegte dunkle Schwellen aus PVC in Patientenzimmern und Fluren in einem Altersheim in Essen. Die Folge war erschreckend: Viele Patienten verließen ihre Zimmer nicht mehr. Sie zeigten große Unruhe, wanderten in ihrem Zimmer umher, stöhnten und jammerten. Die Patienten haben sich nicht mehr getraut, die dunklen Belägestreifen zu überqueren, weil sie sie für tiefe Abgründe und unüberwindbare Löcher hielten. Selbst kleine sichtbare Unebenheiten, glänzende Oberflächen, dunkle Einleger oder sichtbare Nähte werden von Demenz-Patienten als Gefahr eingeschätzt.

Da das Umherwandern ein typisches Grundbedürfnis von Demenzerkrankten ist, kann ein Bodenbelag zum unüberwindbaren Hindernis werden. Planer sollten darum ruhige Farben wählen, leicht meliert, erd- oder sonnenfarben. Bahnenware ist der Vorzug vor Fliesen zu geben, Holzmuster, Laminate oder Parkette vermeiden; wenn möglich auf Hohlkehlleisten, Stellsockel, Einleger, Intarsien und Friese verzichten.

Bodenleger können mit einer sorgfältige Verlegung einen Beitrag leisten: kKellenschläge und Fremdkörpereinschlüsse sind zu vermeiden. Bei einer bestmöglichen Verschweißung und Verfugung ist auf farbgleiche Materialien, höhengleiche Anschlüsse sowie Fußleisten und Stellsockel in Wandfarben zu achten. Insgesamt ist eine harmonische und handwerklich sehr gute Ausführung gefordert. Die Anforderung an Ebenheit ist deutlich erhöht.

Krapps Fazit lautet: In Zukunft ist eine Zunahme Demenzkranker zu erwarten, die für eine wachsende Herausforderung für Gesellschaft, Familien und Gesundheitssystem darstellen. Die bauliche und handwerkliche Gestaltung ist von großer Bedeutung für das Wohlbefinden und die Betreuung Erkrankter. Das Bodenhandwerk kann dazu einen entscheidenden Beitrag leisten.
aus FussbodenTechnik 03/14 (Handwerk)