Dr. Hubert Motzet, Schönox
Anrühren und Verarbeiten von Bodenspachtelmassen
Bodenspachtelmassen sind eine wesentliche Komponente für einen funktionsfähigen Fußbodenaufbau. Dafür müssen sie ein breites Leistungsspektrum abdecken. Die spätere Leistungsfähigkeit während der Nutzungsphase wird bereits durch den Einbau der Spachtelmassen mit bestimmt. Die ausreichende und intensive Scherung beim Anmischen sorgt für einen vollständigen Aufschluss der Rohstoffe. Dadurch wird nicht nur das Verarbeitungs- und Verlaufsverhalten bestimmt, sondern auch die nachfolgende Festigkeitsentwicklung und eine gleichmäßige Trocknung der Spachtelmasse. Unter Nutzung verschiedener Werkzeuge werden Bodenspachtelmassen in Schichtstärken von 1 mm bis zu mehreren cm eingebaut, um später einen Bodenbelag aufnehmen zu können. Die Praxistauglichkeit einer Spachtelmasse wird durch ihre chemischen, physikalischen und strukturellen Eigenschaften bestimmt.
Diese können durch eine Vielzahl an Labormethoden gemessen und dann auch zielgerichtet eingestellt werden. Normprüfungen wie Schwundmessung, Bestimmung der Biegezug- und Druckfestigkeiten am Prisma oder das Abbindeverhalten nach Vicat beschreiben nur unzulänglich die Phänomene, die in der Praxis eine Rolle spielen. Viel geeigneter zum Beschreiben des Verarbeitungsverhaltens und des Leistungsspektrums von Bodenspachtelmassen sind in-situ Methoden, die Messungen von Produktcharakteristika in dem Zustand ermöglichen, in dem eine Bodenspachtelmasse verarbeitet und eingebaut wird. Dies heißt im Klartext, eine physikalische und chemische Charakterisierung von Bodenspachtelmassen liefert nur dann einen Bezug zur Praxistauglichkeit, wenn man die Messung im flüssigen, pastösen Zustand und in dünnen Schichten, anstelle an erhärteten Prüfkörpern in massigen Dimensionierungen durchführt. Für solche in-situ Messungen stehen eine Reihe von Methoden zur Verfügung:
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Rheologische Messungen: Diese beschreiben das Verarbeitung- und Fließverhalten von Bodenspachtelmassen und geben Auskunft über Andickverhalten, Stabilität, Sedimentationsverhalten oder Verarbeitungszeit.
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Ultraschall-Messungen: Über die Messung der Laufzeit eines Ultraschallsignals durch den Probekörper kann man kontinuierlich und zerstörungsfrei die Verdichtung des Gefüges von der flüssigen, pastösen Phase über das Erstarren bis hin zum Erhärten der Masse verfolgen.
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Dünnschichtschwund: Diese Methode erlaubt die Messung der Längenänderung einer Bodenspachtelmasse vom frischen, pastösen Zustand bis hin zur Erhärtung und Trocknung der Masse. Da die Masse in einer dünnen Schicht ausgegossen wird, liegen die Abmessungen der zu untersuchenden Probe sehr nahe an der Realität.
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Wärmeflusskalorimetrie: Die Hydratation der Bindemittel einer Spachtelmasse führt zum Erstarren und Erhärten der Masse. Diese Reaktion setzt Wärme frei, die über ein hochauflösendes Wärmeflusskalorimeter gemessen werden kann. Darüber können Verarbeitungszeiten und ggfs. Fehlreaktionen, wie falsches Erstarren, identifiziert werden.
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Röntgendiffraktometrie: Die Röntgendiffraktometrie gibt Aufschlüsse über den Phasenbestand einer Probe. Geeignete in-situ Messungen erlauben die kontinuierliche Bestimmung der neu entstehenden Hydratphasen und geben somit Aufschluss über die Geschwindigkeit der Abbindereaktion und die Festigkeitsentwicklung.
Moderne Analysenmethoden erlauben es den Herstellern von Bodenspachtelmassen chemische und physikalische Reaktionen vom Zeitpunkt des Anmischens über das Verarbeitungsprofil bis hin zum Erhärten und Trocknen zu bestimmen und gezielt zu steuern. Damit lassen sich Produkte entwickeln, die robuster und sicherer in der Anwendung sind.
aus
FussbodenTechnik 03/14
(Handwerk)