Parkett in der Küche
Grundsätzlich kein Problem . wenn alles richtig gemacht wird
Gefahren für Holz lauern in der Küche von vielen Seiten: Wasserdampf, Spritzwasser, nasses Wischen, Fettspritzer, Essenreste, Öle, Kaffee, Rotwein, Essig, aggressive Fruchtsäfte oder Haushaltschemikalien. Reagieren diese Stoffe mit Holz, kann es zu partiellen Anfeuerungen oder Vergrauungen, Verfärbungen oder zur Fleckenbildung kommen. Herab fallendes Geschirr oder Töpfe, aber auch mechanischer Abrieb durch Salz- und Zuckergranulate oder harte Brotkrümel können zu Schäden führen.
Die meisten Parketthersteller geben grundsätzlich alle Holzarten für die Verlegung in der Küche frei - mit Einschränkungen. Besonders vorsichtig sollte mit der Holzart Buche umgegangen werden. Sie reagiere aufgrund ihrer schnellen Feuchtewechselzeiten und eines stärkeren Quell- und Schwindverhaltens viel empfindlicher als alle anderen Hölzer. Empfohlen werden uneingeschränkt Eiche und Teak. Eiche aufgrund der Härte und ihres trägen hygroskopischen Verhaltens und Teak, weil bei diesem Holz allein schon die Inhaltsstoffe Wasser abweisend wirken.
Von den Parkettarten sind sowohl Massiv- als auch Mehrschichtparkett für den Einsatz in Küchen geeignet. Strukturierte rustikale Oberflächen sehen einige als besonders vorteilhaft, weil sich dort kleine Schäden und Macken weniger abzeichnen. Andererseits ließen sich glatte Oberflächen leichter pflegen und reinigen. Das treffe auch für lackversiegelte Oberflächen zu, die aber den Nachteil hätten, dass bei Beschädigungen Feuchte unter die Versiegelung dringen kann und dann Verfärbungen verursache.
Parkettsiegel und Öle gelten gleichermaßen als geeignet, um einen Holzfußboden in der Küche dauerhaft zu schützen. Einige Produzenten raten, in der Küche hochwertige 2K-Lacke zu verwenden, da sie chemikalienbeständiger und wasserabweisender seien als Öl. Andere empfehlen gerade Öl, da geölte Flächen sich im Gegensatz zu versiegelten Flächen partiell reparieren lassen. Bei werksseitig geölten Böden ist zu beachten, dass sie nach der Verlegung sorgfältig mit Pflegeöl eingelassen werden.
Nach Fertigstellung sollten dem Nutzer neben der obligatorischen Pfleganweisung weitere Gebrauchshinweise gegeben werden:
1. Da in der Küche häufiger gewischt werde als im üblichen Wohnbereich, ist besonders bei geölten Böden auf regelmäßige Pflege zu achten.
2. Größere Fettspritzer, umgekippte Flüssigkeiten oder Essensreste müssen von einem Holzfußboden sofort entfernt werden.
3. "Wasserpfützen" sind zu vermeiden. Bei länger anhaltender Nässe kann es - wie auch bei vielen anderen Bodenbelägen - zu Verfärbungen oder Verwerfungen kommen.
4. Dauerhaft hohe Luftfeuchtigkeit ist ebenso schädlich wie direkte Nässe.
Thomsit-Technik-Experte Wolfram Schreiner
"Keine Angst vor Parkett-Verlegung in der Küche"
"Im Neubau gibt es keinen Unterschied: Ist der Untergrund durchgängig gleich - beispielsweise ein Zementestrich - spielt es für den Systemaufbau keine Rolle, ob Parkett im Küchen- oder im Wohnbereich eingebaut wird", erläutert Thomsit Technik-Experte Wolfram Schreiner. Anders ist es, wenn es sich um Böden im Bestand handelt. Oft liegen dann in den Wohnräumen Textilbeläge und in der Küche höhengleich keramische Fliesen. Während Teppichböden vergleichsweise einfach zu entfernen sind, ergeben sich in Verbindung mit alten keramische Fliesen durchaus größere Anforderungen.
Im Idealfall werden alle alten Oberbeläge ausgebaut, so dass ein einheitliches Höhenniveau erreicht wird. Lässt sich der alte Fliesenbelag jedoch nicht problemlos entfernen, muss ein Plan B her: Entweder werden die ehemaligen Teppichbereiche zunächst auf das Höhenniveau der Fliesenoberfläche ausgeglichen oder es werden unterschiedlich dicke Varianten derselben Holzart und -qualität eingesetzt. Auf dem Fliesenboden kann eine Glattspachtelung sinnvoll sein.
Fliesenuntergründe vorbereitenDie Fliesenoberfläche muss zunächst vollständig von trennenden Schichten wie Pflegefilmen (vom Wischen des Bodens), Fettspitzern und Öltropfen (vom Kochen und Braten) befreit werden. Schreiner: "Anders als vielfach vermutet ist es nicht sinnvoll, den Untergrund zur Reinigung anzuschleifen. Denn allein durch den Schliff beseitigt man die Pflegefilme wegen der meist groben Körnung der Schleifscheiben selten vollständig." Pflegefilme bestehen zumeist aus wachsähnlichen Substanzen, die durch die beim Schleifen entstehende Wärme flüssig werden und sich so großflächig und tief verteilen. Faustregel des Thomsit-Experten: Erst die chemische Reinigung, dann - falls gewünscht - die mechanische. Erfolg biete die Kombination eines so genannten Grundreinigers (längere Einwirkzeit einhalten, so dass sich alle Reste lösen können) mit einer schwarzen Padscheibe.
Mindestens ebenso wichtig: Nach der Grundreinigung sollte unbedingt mehrfach mit klarem Wasser nachgespült werden. Andernfalls lagern sich störende Reste des Grundreinigers auf der Oberfläche der Fliesen ab. Auch dann könnten Untergrund und neuer Systemaufbau zumindest in Teilbereichen der Küche keine zuverlässig feste Verbindung eingehen. Sind die Fliesen vollständig gesäubert, kann der Holzboden direkt auf die Fliesen geklebt werden. Vorausgesetzt, die Fliesenfläche ist hinreichend eben und glatt.
Mit einem weit verbreiteten Irrglauben räumt Schreiner zudem auf: "Obwohl wir es auf vielen Baustellen immer wieder sehen, ist es zumindest aus technischer Sicht nicht notwendig, den Altuntergrund mit Hilfe von Unterlegbahnen zu entkoppeln", so der Boden-Experte. "Das gilt allerdings nur dann, wenn der Boden tragfähig und der eingesetzte Klebstoff elastisch ist."
Spachteln und Kleben auf FliesenErfüllt der Untergrund diese Ansprüche nicht und ist beispielsweise stark uneben, lässt sich das Nivellieren mit einer Spachtelmasse nicht umgehen. Zu unterschiedlich wäre sonst der Klebstoffauftrag. Zudem wären Hohllieger die Folge. Gerade auf keramischen Untergründen haben sich Füllgrundierungen bewährt. Mit Hilfe dieser Faser-/Zement-/Dispersions-Gemische lassen sich stark unebene Flächen besonders effektiv ausgleichen. Solche mindestens 2 mm dicke Ausgleichsschichten werden unverzichtbar, je länger die Parkettelemente sind. Speziell lange Dielen erfordern einen besonders ebenen Unterboden, um Hohlstellen zu vermeiden.
Da in Küchen feuchte Substanzen auf den Boden tropfen können, kommt es besonders dort darauf an, Fugen so klein wie möglich zu halten. Schreiner: "Nut- und Federelemente empfehlen sich hier besonders, während Parkett ohne Horizontalverbindung anfälliger gegenüber eindringender Flüssigkeit ist." In solchen Situationen sind Spezialklebstoffe gefragt.
Soll die Bewegungsmöglichkeit des Holzes von vornherein massiv eingeschränkt werden, sind harte Reaktionsharzklebstoffe wie 2K-PUR-Produkte erste Wahl. "Ihre besonders feste Klebung verringert das Risiko von Fugenbildungen enorm", so Schreiner. Mit Reaktionsklebstoffen sei es im Prinzip möglich, auch Mosaik- oder Hochkantlamellenparkett im Küchenbereich einzusetzen. Die Konsequenz: Der Untergrund selbst muss stabil sein, da die Schub- und Schwindkräfte des Holzes in vollem Umfang auf ihn einwirken.
Wurde der Untergrund gespachtelt, ist der Aufbau systembedingt gegenüber der Einwirkung von Feuchtigkeit störanfälliger. "Vor allem Öle oder ähnlich migrationsfähige Stoffe sollten auf keinen Fall durch Fugen an die Verlegewerkstoffe und somit in den Untergrund gelangen", mahnt Schreiner.
Werden diese Zusammenhänge beherzigt und wird das Parkett fach- und sachgerecht verlegt, sind Risiken für Parkett in Wohnbereichen mit integrierten Küchen oder in offenen Küchenbereichen laut Thomsit ebenso zu vernachlässigen wie bei Verlegungen in Wohn- oder Schlafzimmern.
aus
Parkett Magazin 03/14
(Bodenbeläge)