Leserbrief

"Gründung des Fachverbandes Nord eine sehr kluge Entscheidung"

Zum Bericht über die Fusion der Innungen Parkett und Fußbodentechnik im Norden sowie das ergänzende Interview mit Hamburgs Obermeister Frank Pielot "Alles auf Anfang", Ausgabe 01/2014 schreibt Tischlermeister und Parkettleger Stephan Ankert (Mühlen, LK Vechta):

"Nach einem holprigen Start bin ich seit nunmehr ca. drei Jahren Mitglied in der Parkettinnung Nordwest/Bremen und habe mich über den oben genannten Bericht insgesamt sehr gefreut. Wir sind mit unserem Betrieb auch Mitglied in der Tischlerinnung Vechta. Diese ist seit Jahren dem Tischlerverband Nord angeschlossen. Einige Innungen sperren sich hier allerdings vehement, dem Verband beizutreten. Warum eigentlich? Liegt es möglicherweise an den Kosten? Denn andere Gründe kann ich mir bei sinkenden Mitgliederzahlen beim besten Willen nicht vorstellen. Führt man tatsächlich dieses Argument an, so stellt sich auch die Frage, welche Kosten den Innungen bei einem Eintritt in den Fachverband letztlich entstehen.

Die Vorteile eines Verbandsbeitritts liegen klar auf der Hand. So finden im Tischlerverband z.B. jährlich Seminare oder Fachtagungen zu speziellen Themenschwerpunkten statt. Diese sind meist schnell ausgebucht, kann man hier doch gerade auch als Neuling wichtige neue Kontakte knüpfen. Beim Besuch dieser Veranstaltungen stellt man jedoch erstaunt fest, dass man auf Dauer fast immer die gleichen Kollegen trifft. Unwillkürlich drängt sich einem der Eindruck auf, dass die anderen schon alles wissen. Dabei ist ein in regelmäßigen Abständen stattfindender Austausch der Betriebe zu Themen wie Recht/VOB, Technik, EDV, Unternehmensführung, Internetpräsenz/Werbung und Ausbildung doch äußerst wichtig. Für mich ist klar: Es ist deutlich günstiger, Seminargebühren zu zahlen, als Lehrgeld auf Baustellen in Kauf zu nehmen.

Ich halte die Gründung eines Fachverbandes Nord (Parkett und Fußbodentechnik) mit Erhalt der jeweiligen Innungen samt Vorstand für eine sehr kluge Entscheidung. So braucht niemand innerhalb der Innungen um seinen Posten als Obermeister, Fachbereichsleiter usw. zu fürchten. Auch die Anfahrtswege zur Innungsversammlung werden sich dadurch nicht erhöhen.

Neue Mitglieder könnten gewonnen werden, wenn man nicht nur die Betriebe der Handwerksrolle anspricht, sondern auch Groß- und Einzelhandelsunternehmen des Branchenbereichs Fußboden mit einbezieht. Hier existieren zahlreiche Betriebe, die handwerkliche Dienste gleichwertig oder mitunter sogar besser als Innungsmitglieder verrichten und die zudem im Handwerk oder aber dem Handwerk nahestehenden Berufen ausbilden. Für solche Fälle wären ggf. die Innungssatzungen anzupassen.

Was mich beim Lesen des Beitrags ein wenig gewundert hat, ist die Tatsache, dass man solch positive Fortschritte mit Erhalt der jetzigen Innungen über die Fachpresse erfahren muss. Eigentlich macht es doch viel eher Sinn, davon zuerst bei einer Innungsversammlung zu erfahren. Hier wäre ein stärkeres Miteinander wünschenswert. Es würde mich freuen, wenn der Fortschritt auch ein besseres Wir-Gefühl einschließen würde."
aus Parkett Magazin 03/14 (Handwerk)