Drei Fachvorträge auf der Gemeinschaftstagung

Wissenswertes über Estrich, verfärbtes Parkett und Social Media

Dr. Rolf Diemer, Stefan Brake und Sanjay Sauldie hießen die drei Referenten, die gewerkeübergreife Informationen für alle Teilnehmer der Gemeinschaftstagung im Gepäck hatten. Das Spektrum reichte von Fakten zur Estrichtrocknung, zwei spannenden Parkettschadensfällen bis hin Kundengewinnung durch Internet und Social Media.

Der erste Fachvortrag der Gemeinschaftstagung Estrich - Parkett - Belag widmete sich der - laut Norm - lastverteilenden Schicht, die zur Aufnahme eines Bodenbelags dient. Dr. Rolf Diemer, bei Estrich- und Industriebodenanbieter Chemotechnik für Produktservice zuständig, informierte über die Trocknung von Estrichen. Er machte zunächst darauf aufmerksam, dass sich das Bauen von heute im Vergleich zu den 1960er-Jahren grundlegend geändert hat: "Modernes Bauen heißt heute, dass hochdämmende Baustoffe zum Einsatz kommen und in 22 Wochen ein Einfamilienhaus hochgezogen wird, das in eine relativ dichte und dicke Hülle verpackt wird." Natürlich sei man heute in der Lage, relativ schnell zu bauen und noch nicht trockene Estriche mit Epoxidharz abzusperren. Da die Feuchtigkeit aber irgendwann rauskomme, steige die Gefahr von Schimmelbildung.

Der Estrichleger trägt mit seinem Gewerk grundsätzlich dazu bei, weil er relativ viel Wasser ins Gebäude bringt. Aus einem 20 m2 großer Raum, der 2,50 m hoch ist und ein Volumen von 50 Kubikmetern hat, müssen ungefähr 50 bis 60 Liter Wasser verdunsten. Bei einem großen Einfamilienhaus können es durchaus 1.000 Liter Wasser sein. Wenn man bei dem 20 m2-Raum von einem Klima von
20° C und 90 % relativer Luftfeuchte ausgeht, dann kann die Luft gerade einmal 750 ml Wasser - zum Vergleich eine Flasche Sprudelwasser - aufnehmen. "Weitere Mengen schafft sie nicht", erklärte Dr. Diemer.

Um die Feuchtigkeit aus dem Gebäude zu bekommen, hilft nur Stoßlüften. Bei den genannten 20m2 140- bis 150-Mal. Voraussetzung sind immer die klimatischen Bedingungen. Ist das Klima draußen auch feucht, bringt der Luftaustausch gar nichts. Aus diesem Grund ist eine Vorhersage, wann der Estrich belegreif ist, nicht möglich.

Da viele Bauherren nicht abwarten können oder wollen, gibt es drei Möglichkeiten, die Estrichtrocknung zu beschleunigen: erstens einen Trocknungsbeschleuniger einzusetzen. Durch die Reduzierung des Wasser/Zement-Wertes kann man Anmachwasser einsparen. Motto: Wo weniger Wasser drin ist, muss weniger raus. Die zweite Möglichkeit ist die Verwendung eines Schnellzements als Vollbindemittel. Als dritte Variante bleibt der Einsatz eines Kondensattrockners für die Zwangstrocknung des Estrichs. Der Nachteil ist, dass die Estriche stark aufschüsseln, sprich sich verformen.

Es tauchen in der Bodenbranche immer wieder Bestrebungen auf, den Estrichleger Aussagen zur Belegreife machen lassen zu wollen. Dr. Diemer widersprach entschieden: "Jeder Boden- oder Parkettleger muss selbst verantworten, wenn er einen Belag auf einem Estrich verlegt." Dr. Diemer stellte die Frage nach der Haftung: "Selbst wenn der Estrichleger heute messen würde und der Bodenleger eine Woche später käme, wer übernimmt dann die Verantwortung?" Bei der viel diskutierten Frage nach der richtigen Art der Feuchtigkeitsmessung legte sich der Referent auf die CM-Messung fest. Es sei die einzige baustellengerechte Messmethode.

Padouk-Parkett verfärbt sich weiß

Die Versiegelung von Exotenhölzern bleibt eine Herausforderung. Stefan Brake kann ein Lied davon singen. Der Parkettlegermeister aus Dülmen sollte in einem exklusiven Bau 240 m2 Zweischichtparkett in der Deckschicht Padouk verlegen. "Das Tropenholz war mir bis kurz vor der Ausführung nicht bekannt", gab er bei seinem Vortrag auf der Gemeinschaftstagung über Schadensfälle aus der Praxis unumwunden zu. Aber: Er informierte sich, klärte den Architekten über eine spätere Farbveränderung ins Olive bis Bräunliche auf - und bekam den Auftrag. Nach einiger Zeit verfärbten einige Stäbe - die betroffene Fläche war insgesamt 40 m2 groß - jedoch anders als erwartet: Sie wurden weiß. Zahlreiche Tests liegen mittlerweile hinter Brake und seinen Mitarbeitern. Die Ursache bleibt rätselhaft. Selbst UV-beständigere Lacke konnten das Verblassen des Exoten nicht wirklich verhindern. "Wir suchen weiter nach einer Lösung", so Brake.

Dabei bringt das neue ZVPF-Vorstandsmitglied genügend Erfahrung mit. Brake ist seit 1991 selbstständiger Parkettlegermeister. Vor bösen Überraschungen ist er dennoch nicht gefeit. In einem weiteren Schadensfall ging es um einen Veranstaltungssaal in Düsseldorf, in dem massives Stabparkett verlegt werden sollte. Lange Zeit passierte jedoch erst einmal nichts. Die Restfeuchte des 9,5 bis 11 cm dicken Estrichs war zu hoch. Der Architekt stand unter enormem Zeitdruck. Nun sollte abgesperrt werden. Mit der Aufbauempfehlung eines Klebstoffherstellers machten sich Brake und sein Team ans Werk: Der Estrich wurde geschliffen und abgesaugt, zwei Schichten dispergierendes Epoxydharz und Haftgrund aufgetragen, gipsbasiert gespachtelt und mit Silankleber das Parkett geklebt. Ein Jahr später waren zwei Drittel der Fläche hohllagig. Die Abdichtung auf dem Estrich hielt die versprochenen Eigenschaften nicht. Brake entfernte das Parkett auf eigene Kosten, hatte jedoch reichlich Mühe, ihn vom Klebstoffbett zu befreien. An einer fehlerhaften Klebung lag es demzufolge eher nicht. Im Nachhinein kam ans Licht, dass eine Horizontalsperre im Gebäude fehlte. Und das bei einer darunterliegenden beheizten Tiefgarage. Brake könnte sich vorstellen, dass Wasserdampf nach oben ausgetreten ist. "Eine fehlende Sperre ist ein Planungsfehler", sagte denn auch Kollege Manfred Weber in der anschließenden Diskussion.

Wie der Verleger Kunden durchs Internet gewinnt

Mit indischer Fröhlichkeit und deutscher Gründlichkeit zeigte Sanjay Sauldie die derzeit stattfindende mediale Evolution auf. Der Experte aus Mannheim schilderte eindrucksvoll wie unterhaltsam die unterschiedlichen Ebenen und Möglichkeiten des Online-Marketings für das bodenlegende Handwerk sind. Sauldie stellte dabei klar heraus, dass Social Media, Suchmaschinenoptimierung oder Layer Ads keine leeren Worthülsen sind, sondern im Internet stattfinden - "ob es der Einzelne wünscht oder nicht". Gerade die firmeneigene Webseite sei die wertvollste Vertriebsmitarbeiterin, die rund um die Uhr und ohne Urlaub im Einsatz ist.

Mit detaillierten Hinweisen informierte der Direktor des Europäischen Internet-Marketing-Instituts und der Akademie unter anderem über kostenlose Kurzanalysen aus dem Web zum eigenen Online-Auftritt, Informationsplattformen zur Bewertungen der Homepage sowie Fallen im digitalen Markt.

Sauldies treffender Vergleich: "Wenn man das Radio ausschaltet, hören die Sender nicht auf zu senden."
aus FussbodenTechnik 04/14 (Handwerk)