Kinderzimmer, Kita+Schule

Ob Sonnenschutz, Heimtextilien, Farben, Tapeten oder Bodenbeläge - die Produkte unserer Branche müssen in Kinderzimmer, Kita und Schule häufig nicht weniger leisten als die Quadratur des Kreises. Denn von ihnen wird gleichzeitig farbenfrohe Schönheit und höchste Funktionalität sowie Robustheit verlangt. Die Entwicklungsabteilungen haben diese große Herausforderung gemeistert, wie unser Spezial beweist.

Die überwiegende Zeit des Tages halten sich Kinder und Jugendliche in Kinderzimmer, Kita und Schule auf. Hier machen sie alles, was ihnen Spaß macht: Sie spielen, toben, lesen, lernen, sind kreativ, ruhen sich aus und schlafen. Die Räume müssen dementsprechend für diese unterschiedlichen Aktivitäten den passenden Rahmen bieten. Ihre Gestaltung ist von erheblicher Bedeutung für das Wohlbefinden, die Entwicklung und die Gesundheit der Heranwachsenden.

Sonnenschutz, Heimtextilien, Farben, Tapeten und Bodenbeläge müssen hier nicht nur sicher, strapazierfähig, rutschhemmend, geräuschabsorbierend, leicht zu reinigen und zu pflegen sein. Man erwartet von ihnen auch kindergerechte Farben und Designs; und dass sie frei von Schadstoffen sind, die sich entweder bei Berührung lösen oder in die Raumluft übergehen könnten. Und weil sowohl Eltern als auch die Planer und Betreiber von Kita und Schulen auf ihr Budget achten, sollten die Produkte mit einem annehmbaren Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugen.

Beide Zielgruppen legen immer größeren Wert darauf, wohngesunde und nachhaltige Produkte anzuschaffen. Für Ann-Kathrin Rönisch aus dem Marketing der Tapetenfabrik Rasch ist es deshalb wichtig, bei der Kollektionsentwicklung auf Papierprodukte zu setzen. Diese würden bevorzugt im Kinderzimmer eingesetzt, weil sie keine Weichmacher enthalten. Kinderkollektionen haben für die Bramscher eine hohe Bedeutung. Aktuell umfasst das Programm vier Serien.

Auch aus Sicht von Annika Windmöller, Leiterin Unternehmenskommunikation bei Windmöller, haben Wohngesundheit und Nachhaltigkeit hohe Relevanz für Planer und Eltern gleichermaßen. Zertifizierte Sicherheit beeinflusse die Produktauswahl erheblich. Und das Bundesumweltamt rät explizit zur Anschaffung von Einrichtungsgegenständen und -produkten mit dem Blauen Engel in der Broschüre "Leitfaden für die Innenraumhygiene in Schulgebäuden" sowie auf dem Flyer "Schulen - Besser lernen in gesunder Luft".

Um in Kinderzimmer, Kita und Schule verwendet zu werden, sollten Wand- und Deckenfarben emissionsarm, lösemittel- sowie weichmacherfrei sein, weiß André Protze, Leiter Produktmanagement/Produkttechnik bei Diessner. Als weitere große Fläche sind Bodenbeläge maßgeblich für die Qualität der Innenraumluft. Deswegen bieten sich beispielsweise Linoleum, Kautschukbeläge und der Polyurethanboden Purline von Windmöller aus Rizinusöl geradezu an. Alle drei sind als emissionsarm mit dem Blauen Engel gekennzeichnet. Linoleum erfüllt zudem die Kriterien der europäischen Spielzeugnorm EN 71, betont Armstrong DLW. Der Kautschukboden von Nora System darf den Blauen Engel bereits seit 2006 als erster elastischer Bodenbelag weltweit führen. Die Kollektion Noraplan kommt zudem als einziges Produkt unter den elastischen Bodenbelägen ohne Beschichtung aus.

Auf die Oberfläche der Bodenbeläge kommt es gerade an. Sie muss sehr robust sein, um Toben, Rennen und Spielen schadlos wegstecken zu können. Gleichzeitig müssen die Bodenbeläge rutschhemmend sein. Das ist in der Unfallverhütungsvorschrift der Deutschen Unfallversicherung vorgeschrieben. In Kita und Schulen wird mindestens die Rutschhemmung R9 empfohlen, in Nass- und Sanitärräumen R10.

Beim Thema Sicherheit spielt auch die Verletzungsgefahr bei Stürzen eine Rolle, unterstreicht Doris Lierz aus dem Marketing von Nora Systems. Elastische Beläge seien hier aufgrund ihrer nachgebenden Eigenschaft im Vorteil und reduzieren die Verletzungsgefahr beim Hinfallen besser als andere. Sie entlasten zudem beim Stehen Rücken und Gelenke - gerade Lehrkräfte und Erzieher ermüden nicht so schnell. Außerdem schlucken sie den Trittschall und tragen mit zu einer ruhigeren Atmosphäre bei. Das gilt mindestens genauso für textile Beläge wie die Teppichfliesen von Tretford. Vertriebsleiter Udo Miroslawski gibt an, dass das Thema Lärmreduzierung bei der Planung von Bildungseinrichtungen insgesamt einen immer höheren Stellenwert bekommt.

Angesichts klammer öffentlicher Kassen kommt man auch am Thema Kosteneffizienz nicht vorbei. Die wirtschaftlichen Kriterien hätten Planer und Architekten bei der Auswahl von Bodenbelägen für Kita und Schulen im Fokus, berichtet Annika Windmöller. Markus Baum aus der Anwendungstechnik von Armstrong DLW erinnert aber daran, dass sich Wirtschaftlichkeit nicht am Verkaufspreis ablesen lässt. Viel relevanter seien die langfristigen Unterhaltskosten, die bei einer durchschnittlichen Nutzungsdauer von etwa zehn Jahren bis zu 80 % der Gesamtkosten ausmachen könnten. Elastische Beläge ließen sich seiner Meinung nach besser sauber halten als textile Böden. Zudem machten Oberflächenvergütungen, etwa aus Polyurethan, die Produkte noch pflegeleichter.


Die Kindergärtnerin

"Der Boden muss Flächendesinfektion standhalten"


Corinna Jentz ist stellvertretende Leiterin des Montessori Kinderhauses (Krippe und Kita) in Buchholz in der Nordheide. Sie erklärt, worauf es ihr beim Bodenbelag ankommt und die Auswahl des geeigneten Produktes für einen zweiten Standort, der im September eröffnet.

BTH Heimtex: Frau Jentz, für welchen Bodenbelag haben Sie sich in ihrer Dependance entschieden?

Corinna Jentz: Für Linoleum.

BTH Heimtex: Warum?

Jentz: Am wichtigsten war uns, dass die Kinder auf einem Naturprodukt ihre Zeit bei uns verbringen. Außerdem bietet Linoleum tolle Farben und strahlt eine warme Atmosphäre aus. Wenn die Kinder einmal hinfallen, federt der elastische Belag das auch besser ab.

Bei Krippen- und Kita-Kindern gehört es außerdem dazu, dass sie einnässen und sich auch mal übergeben. Das muss der Bodenbelag dann aushalten können. Er muss in solchen Fällen leicht zu reinigen sein und einer Flächendesinfektion standhalten. Das ist übrigens eine zwingende Voraussetzung für die Erteilung der Betriebserlaubnis.

BTH Heimtex: Woher wissen Sie, dass Linoleum diese Eigenschaften hat? Auch andere elastische Beläge halten diese Beanspruchungen aus.

Jentz: Seit vielen Jahren liegt Linoleum in unserem Haupthaus. Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht und sind zufrieden.

BTH Heimtex: Hat Sie ein Hersteller von Bodenbelägen aktuell kontaktiert und Ihnen für die Ausstattung des zweiten Standortes Produkte präsentiert?

Jentz: Der Bodenbelag war eine der ersten Entscheidungen, die wir getroffen haben, als klar war, dass wir die zusätzlichen Räumlichkeiten beziehen. Aufgrund der guten Erfahrungen mit Linoleum haben wir dann den Architekten des Gebäudes gebeten, uns eine Auswahl von Produkten zu zeigen, die in unser Budget passten.


André Protze

Leiter Produktmanagement / Produkttechnik Diessner:


Wie wichtig es ist, auf einem Bodenbelag zu arbeiten, der leicht zu reinigen und zu desinfizieren ist, berichtet Corinna Jentz (siehe oben). Die Erzieherin lobt die Reinigungseigenschaften von Linoleum, wenn die Kinder und Kleinkinder wieder einmal eingenässt oder sich übergeben haben.

Doch wie wichtig all diese Anforderungen den Erwachsenen auch sein mögen - Kindern und Jugendlichen bedeuten sie herzlich wenig. Was ihnen wichtig ist, sind Farben und Designs für eine phantasievolle und anregende Umgebung für alle ihre Aktivitäten. Hersteller mit einer breiten Farbpalette können hier punkten, sagt André Protze von Diessner, da Kinder je nach Alter und Geschlecht ihren Wunschfarbton alle drei bis vier Jahre ändern.

Farben, egal ob an Wand, Decke oder Boden, sollen in erster Linie den Kindern Spaß machen. Ein hervorragendes Beispiel hierfür ist die Vanloese Grundschule in Kopenhagen. Sie vermittelt über Bodenbeläge und Intarsien aus Linoleum von Armstrong sogar wichtige Formeln und historische Ereignisse.

Die Industrie bietet Bodenbeläge für Kinderzimmer, Kita und Schulen heute in der gesamten Farbskala an - von knallbunt bis gedeckt. Dabei lassen Planer und Architekten von Schulen und Kitas immer häufiger Erkenntnisse über farbpsychologische Wirkungen von Wand- und Bodengestaltungen in die Objektplanung mit einfließen, weiß Annika Windmöller aus den Berichten ihrer Vertriebsmannschaft.

Hier spielt auch ein flexibler Intarsienservice auf Seiten der Hersteller eine wichtige Rolle. Kitas und Schulen sind heute viel kleinteiliger gestaltet. Flexible Raumkonzepte, Kommunikationsinseln, Wegeführung oder Spielfelder sind gefragt, so die Erfahrung von Nora Systems. Für das Unternehmen zählt der Bildungsbereich zu den wichtigsten Vertriebssegmenten. Bei der Entwicklung der Farbpalette entsprechender Kautschukböden arbeitet man eng mit Planern und Nutzern zusammen. In Workshops definieren die Kunden ihre Anforderungen und äußern Gestaltungswünsche, die Nora Systems dann umsetzt. Mit speziellen Schnittmustern bietet Armstrong DLW Intarsien in Tierform an, beispielsweise Maus, Schmetterling oder Hase als Markierung für den entsprechenden Gruppenraum. Auch Muster für Bewegungsspiele seien möglich.
aus BTH Heimtex 07/14 (Handel)