Gut inszenierter Betrug ausländischer Scheinfirmen


Der Handel mit Firmen aus aller Welt gehört für Stephan von Schreitter zum Geschäftsalltag. Seit 30 Jahren ist er Gesellschafter der F. W. Barth & Co. GmbH in Korschenbroich, die Parkett, Holzpflege und Gartenprodukte, wie beispielsweise Terrassendielen, vertreibt. Außerdem tritt das Unternehmen als Generalagent des schwedischen Parkettherstellers Berg & Berg auf. Doch seit März 2014 reagiert von Schreitter skeptisch, wenn es um Aufträge aus dem Ausland geht, denn fast wäre er Opfer chinesischer Betrüger geworden.

Anfrage per E-Mail und günstige Konditionen

Alles begann mit einer kurzen E-Mail. "Angefragt wurden 60.000 Quadratmeter Fertigparkett. Die E-Mail war kurz und viele Angaben fehlten, aber ich war trotzdem interessiert", so der Geschäftsführer. Der Auftrag nahm schnell konkrete Formen an: Berg & Berg sollte Eichenparkett im Wert von 1,5 Mio. Dollar nach China liefern. Von Schreitter schöpfte anfangs keinen Verdacht:

Es gab eine Unternehmenswebsite und er sprach sogar via Skype mit seiner Kontaktperson. "Ich hätte nicht gedacht, dass man mir so ins Gesicht lügt. Unser Preis wurde ohne Widerspruch akzeptiert, die Konditionen waren günstig und wir bekamen den Vertrag schnell per E-Mail. Obwohl alles fast zu glatt lief, kamen mir keine Zweifel", berichtet von Schreitter. Zur Vertragsunterzeichnung sollte er zusammen mit dem CEO von Berg & Berg, Jan Söderberg, nach China reisen. "Die Flüge waren schon gebucht, doch plötzlich hatte ich ein ungutes Gefühl. Ich begann zu recherchieren und mir wurde klar, dass es sich um einen gut inszenierten Betrug handelt", so der Holzexperte.

Teure Geschenke statt eines lukrativen Geschäfts

Alles entsprach genau dem typischen Vorgehen chinesischer Scheinfirmen: Die unkonkrete Anfrage per E-Mail, das Zusenden eines günstigen Vertrages und die Aufforderung, nach China zu reisen, wo auf die deutschen Firmen meist Kosten für Gastgeschenke und Restauranteinladungen warten. Kurzerhand sagte von Schreitter die Reise ab und lud die chinesischen Partner stattdessen nach Schweden in die Produktion ein. Alternativ bot er die Warenlieferung gegen Vorkasse an. Daraufhin ließ das Unternehmen nichts mehr von sich hören. Ein Kontakt von Schreitters forschte vor Ort nach: "Bei der angeblichen Firmenadresse befand sich ein Hochhaus, von der Firma war keine Spur. Lediglich Post konnte am Empfang abgegeben werden", erzählt der Geschäftsmann.

Sein Resümee: "Ich empfehle allen, sich genau zu informieren, mit wem sie es zu tun haben. Ich hätte mir viel Zeit und Geld gespart. Liefern würde ich nur noch gegen Vorkasse."

Informationen und Tipps


• Einen Überblick über chinesische Scheinfirmen gibt die Wirtschaftskammer Niederösterreich: www.wko.at/Content.Node/service/aussenwirtschaft/cn/Liste_chinesischer_Scheinfirmen.html

• Marktanalysen, Unternehmensprofile und Hilfe bei der Suche nach Geschäftspartnern bietet die DE, eine Servicemarke der Deutschen Außenhandelskammer (AHK) www.deinternational.de

• Die Stadtsparkasse Düsseldorf empfiehlt: Lassen Sie vor der Aufnahme einer neuen Geschäftsbeziehung in China immer eine Firmenanalyse von der AHK China durchführen, um sich vor Betrügern zu schützen, auch wenn diese noch nicht auf einer der schwarzen Listen registriert sind. Die AHK China ist Partner im internationalen Sparkassen-Netzwerk S-CountryDesk. www.china.ahk.de

Quelle: Stadtsparkasse Düsseldorf
aus Parkett Magazin 05/14 (Handel)