Der Parkettrenovator PRM neutralisiert Kratzer, entfernt bestehende Pigmente und reinigt Poren rückstandslos.

Der Gesellenbrief durch "Quali-Adapt" für Parkettleger bisher nur in Bayern


Quali-Adapt ist ein Projekt der bayerischen Handwerkskammern zur Nachqualifizierung von berufserfahrenen Handwerkern ohne Gesellenbrief im ausgeübten Beruf. Auch Parkett- und Bodenleger können mit der halbjährigen Fortbildung ihre Gesellenprüfung im Ausnahmeverfahren mit voller staatlicher Anerkennung ablegen. Die ersten sieben Parkettleger stellten sich in Neustadt/Aisch der Gesellenprüfung.

Normalerweise ist eine zwei bis dreijährige "Duale Ausbildung" Voraussetzung für die Zulassung zur Gesellenprüfung. Mit "Quali-Adapt", einer anerkannten Nachqualifizierung, haben Parkett- und Bodenleger ohne Ausbildungsvertrag die Chance, sich ihre Qualifizierung durch die Berufserfahrung in Form eines Gesellenbriefes dokumentieren zu lassen. Bisher allerdings nur in Bayern. Heinz Brehm - Lehrgangsleiter dieser Maßnahme zur Nachqualifizierung von Quereinsteigern oder Ausgebildete ohne erfolgreichen Abschluss - initiierte dieses Modell, das beispielhaft aus der Erwachsenenbildung "Geprüfter Bodenleger" stammt, nun für Parkett- und Bodenleger. Im Crashkurs werden die Teilnehmer auf den Wissensstand eines Lehrlings zur Gesellenprüfung gebracht. Meist fehlt den praktizierenden Handwerkern theoretisches Wissen. Doch auch im gering gehaltenen praktischen Ausbildungsteil mit Maschinenkurs gibt es noch technische Kniffe und Sicherheitsmaßnahmen, die dem autodidaktischen oder angelernten Arbeiter nicht bekannt sind. Die Lehrgangsteilnehmer waren hoch motiviert. In sechs Monaten das Pensum zu lernen, für das Lehrlinge drei Jahre Zeit haben, erfordert Willen und Disziplin, sagen die Absolventen. Die Gesellenprüfung im Ausnahmeverfahren - also ohne Lehrvertrag - ist der regulären Prüfung gleichgestellt und erfordert den gleichen Wissensstand.

Zulassungsvoraussetzungen für den Quali-Adapt

1. Kompetenzprüfung:
Prüft die Eignung des Bewerbers im Hinblick auf seine Erfolgschancen. Dazu gehören
-eine positive Beurteilung durch den Lehrgangsleiter, ob der Lehrstoff in einem halben Jahr erfolgreich erfasst wird
- ein Mindestmaß an handwerklicher Ausrüstung für den praktischen Teil
2. Voraussetzungen:
- 5 Jahre Berufserfahrung oder eine nichtbestandene Gesellenprüfung nach regulärer Lehrzeit
- Gute deutsche Sprachkenntnisse, sodass dem Unterricht problemlos gefolgt werden kann und die deutschen Prüfungsfragen zu beantworten sind. Bei Angestellten muss für den Unterricht eine Freistellung vom Betrieb genehmigt sein
- Betrieb oder Teilnehmer müssen mit Sitz in Bayern gemeldet sein.

Es soll verhindert werden, dass Bewerber mit falscher Selbsteinschätzung sich unnötig in Strapazen und Kosten stürzen. Von dreizehn Bewerbern blieben nach dieser Prüfung für das Pilotprojekt noch sieben Parkettleger als Kandidaten für den Quali-Adapt übrig.

Förderungsmöglichkeiten

Die Lehrgangskosten von etwa 4.500 Euro werden mit etwa 50 Prozent von den bayerischen Handwerkskammern durch staatliche und europäische Unterstützung bezuschusst. Auch Zuschüsse von der Agentur für Arbeit sind möglich. Das Kursangebot gibt es bislang nur in Bayern.

Ablauf des Lehrgangs

Der Lehrgang mit theoretischem und praktischem Unterricht fand an jedem zweiten Wochenende von Donnerstag bis Samstag im Berufsbildungs- und Technologiezentrum, BTZ, in Bamberg statt. Die Lehrpläne im Bereich der Parkett- und Bodenleger glichen Heinz Brehm, langjähriger Bundeslehrlingswart, und Germann Kirschbaum, Fachoberlehrer Parkett und Fußbodentechnik an der staatlichen Berufsschule Neustadt/Aisch, mit dem Niveau der Gesellenprüfung ab.

Lehrinhalte und Prüfung

Die Theorie umfasst Inhalte wie Holz, Bauphysik, Bodenbeläge und ihre Besonderheiten, Grundkenntnisse in Holzarten, Untergründe prüfen und herstellen einschließlich Oberflächenbehandlungen.In der Praxis folgen ein Maschinenkurs mit Hinweisen zu Sicherheitsvorschriften und Schnitttechniken. Ein wichtiger Part für die Erstellung des Gesellenstücks ist die Musterverlegung mit Massivholz, dazu werden Einschnitte geübt und Arbeitsabläufe geplant. Für das Gesellenstück, eine selbst entworfene Musterplatte, müssen in der Prüfung z.B. innerhalb von acht Stunden Leisten geschnitten und geklebt werden, die Oberfläche plan geschliffen und gekittet sein, anschließend wird nochmals geschliffen und mit Lack oder Öl versiegelt.

Die Praxis vermittelt auch Kenntnisse in der Verlegungs-, Schmelz- und Schweißtechnik von elastischen Bodenbelägen. In der Gesellenprüfung muss die Prüfungsaufgabe 2, eine Bodenbelagsarbeit in Linoleum, exakt nach Vorgabe in 180 Minuten erstellt und nach dem Trocknen in weiteren 45 Minuten verschweißt werden. Dabei sind Schraffur- und Musterrichtung der jeweiligen Farben zu beachten.

Vorteil der Gesellenprüfung

Finanziell: Ein Arbeitnehmer mit Gesellenprüfung ist kein Hilfsarbeiter mehr, sondern nachweislich qualifiziert und hat Anspruch auf einen Gesellenlohn.

Bildung: Mit der Gesellenprüfung ist das Ausbildungsniveau eines mittleren Bildungsabschlusses erreicht. Damit ist der Weg frei zur Meisterausbildung oder zum Fachabitur. Der Meister im Handwerk testiert die allgemeine Hochschulreife und qualifiziert zum Studium an allen Hochschulen. Gleichzeitig ist der Handwerksmeister im Bildungsstatus dem akademisch erworbenen Grad des Bachelor gleichgestellt.

Zukunft: Arbeitskräfte mit Qualifikation sind am Arbeitsmarkt immer gefragt, zudem haben sie im Betrieb bessere Aufstiegschancen.

Nächster Termin

Sobald neun bis zwölf geeignete Teilnehmer aus dem Bereich Parkett oder Bodenbelag zusammen sind, startet ein neuer Lehrgang. Anfragen werden von der Innung Parkettlegerhandwerk und Fußbodentechnik für Mittel- und Oberfranken (Tel.: 09543/443880, E-Mail: gf@parkett-fussboden-franken.de) oder von der Handwerkskammer für Oberfranken (Ansprechpartner Barbara Brem, Tel.: 0921/910-251) entgegengenommen.

Wer macht so was?

Im Pilotprojekt waren Teilnehmer, die sich bereits erfolgreich als Unternehmer am Markt etabliert hatten oder designierte Betriebsnachfolger. Für sie war die nachträgliche Qualifikation der erste Schritt zum Meisterkurs. Quereinsteiger aus branchenfremden Berufen oder ohne konkrete Ausbildung, die zufällig im Parkett- oder Bodenleger-Betrieb gelandet waren, sahen ebenso die Chance, ihr Können unter Beweis zu stellen und sich offiziell zu qualifizieren. Aber auch für "Unglücksraben" bei der Gesellenprüfung zum Parkettleger mit Ausbildungsvertrag ist der Quali-Adapt die vierte Chance auf den Gesellenbrief. Durch das nochmalige Ablegen der gesamten Gesellenprüfung ergibt sich wieder die Möglichkeit des zweimaligen Wiederholens. Selbst wenn es mit den Prüfungen schief ginge, hätten sie soviel für ihren Beruf gelernt, dass es die Strapazen wert war, sagten die Prüflinge. Mit einem Alter von 23 bis 44 stehen alle bereits im Berufsleben und müssen die Prüfungsvorbereitung und den Lehrgang neben ihrem Beruf und der Familie leisten.

Beispiel: Andre Gensmantel aus Fichtenau

Er war ursprünglich als Dachdecker am Bau tätig und kam über die Familie seiner Freundin in den Beruf. Seit rund fünf Jahren arbeitet er schon in dem Fachbetrieb für Parkett- und Fußbodentechnik, vorzugsweise in der Parkettverlegung. Als sich die Chance bot, über Quali-Adapt parallel zum Beruf die Gesellenprüfung nachzuholen, unterstützte ihn sein Chef und künftiger Schwiegervater sofort. Er genehmigte die Freistellung und motivierte den jungen Mann, der langfristig den Meistertitel anstrebt. Da er im Betrieb vorzugsweise Fertigparkett verlegt, war für ihn die Verlegung von Stabparkett im Kurs eine willkommene Herausforderung. Die Schneidetechniken aus dem Parkettleger-Maschinenkurs trainierte er bis zur Perfektion. Dass er auch Spaß an der Arbeit hatte, zeigt sein Gesellenstück, ein gewagtes Muster mit höherem Schwierigkeitsgrad: Flechtmuster. Fast dreidimensional erscheinen die geflochtenen Bänder in Ahorn und Eiche mit Nussbaum dazwischen.
aus Parkett Magazin 05/14 (Handwerk)