Lose liegende Designbeläge

Einfach los(e)legen – aber Achtung!

Auf den Branchenmessen Anfang 2014 rückte die Industrie lose liegende LVT in den Fokus. Auf den ersten Blick scheinen die Produkte Eigenschaften zu besitzen, die im Handumdrehen viel Zeit und Kosten einsparen können. Deshalb werfen wir einen zweiten, genaueren Blick auf die Looselay-Produkte und lassen Handel, Handwerk und Hersteller zu Wort kommen. Das Ergebnis: Im Markt herrscht noch viel Skepsis. Die "neuen" LVT funktionieren nur, wenn man ihre technischen Grenzen berücksichtigt und die Einsatzbereiche dementsprechend punktuell auswählt. Aber dann sind sie, wie LVT-Spezialist Project Floors betont, echte Problemlöser.

Stolz berichtete Objectflor auf der Euroshop, dass ein und dieselben lose liegenden Designplanken aus der Kollektion Simplay mittlerweile den dritten Messeauftritt der Kölner seit Jahresbeginn erfolgreich hinter sich gebracht hätten. Die Botschaft war klar: Lose liegende Designbeläge können nicht nur einfach und schnell verlegt werden. Sie sind auch robust. Ist ihr temporärer Einsatz beendet, können sie problemlos wieder aufgenommen - der Unterboden oder Altbelag darunter wird nicht beschädigt - unter den Arm geklemmt und an anderer Stelle, beispielsweise auf dem nächsten Messestand, ruck zuck wieder verlegt werden.

So gut, so einfach? Nicht ganz! Denn der Blick auf die Verlegeempfehlungen mahnt zur Achtsamkeit.

Die Vorteile der lose liegenden LVT, die es bereits seit vielen Jahren gibt, aber erst seit 2013 von den Herstellern intensiv beworben werden, liegen zwar auf der Hand: Überall dort, wo kurze Wechselzyklen für Bodenbeläge gewünscht sind - im Laden- und Messebau, auf Aktions- bzw. Teilflächen in Handel, Hotel und Büro oder in Mietwohnungen - spielen Looselay-Designbeläge ihre Stärken aus. Sie können auf vorhandene Untergründe und Beläge installiert werden ohne die Verwendung von herkömmlichen Klebstoffen. Spezielle Belagsrückseiten, Eigengewicht und die Verlegung Stoß an Stoß geben den lose liegenden Planken und Fliesen Halt für den Einsatz vom Wohnbereich bis zu leicht industriell genutzten Flächen, auch ohne Verbindung miteinander sowie zum Untergrund.

Letzteres unterscheidet Losselay-Produkte von schwimmend zu verlegenden Designbelägen. Die sind zwar auch nicht mit dem Untergrund, aber über Klick-Verbindungen untereinander verbunden. Dadurch entsteht nach der Verlegung eine zusammenhängende, schwimmende Bodenfläche.

Nur wenige kommen ganz ohne Fixierung aus

Von den von uns befragten Anbietern sagt aber nur Objectflor, dass seine lose liegenden LVT absolut ohne den Einsatz von Klebstoffen, Haft- oder sonstigen Hilfsmitteln auf allen Untergründen verlegt werden könnten, die eben, trocken, tragfähig und sauber sind. Man ist sich seiner Sache so sicher, dass die Simplay-Kollektion nicht nur ausdrücklich auch für die dauerhafte Verlegung empfohlen wird, sondern gewährt sogar eine kostenlose, 24-monatige "Verlege-Versicherung", um auf diese Weise die vorhandene Skepsis gegenüber der noch unbekannten Produktart abzubauen. Die Versicherung gilt uneingeschränkt, aber nur unter der Voraussetzung, dass die Verlegeempfehlungen eingehalten und die passenden Einsatzbereiche beachtet werden.

Auch Project Floors gibt an, dass keine durchgehende Fixierung notwendig sei. Für den optimalen Halt wird bei den Looselay-Produkten aus Hürth im gesamten Randbereich der zu verlegenden Fläche ein spezielles Klebeband als Randbefestigung angebracht.

Alle anderen Anbieter sagen aber mehr oder weniger deutlich, dass eine vollflächige Fixierung mit Haftgrund, so genannte Tackifier, empfohlen wird bzw. erforderlich ist. Oder sie statten die Rückseite der Planken mit nicht aushärtender Harzimprägnierung aus, die eine feste, aber nicht permanente Verbindung zum Unterboden gewährleisten soll.

Der Untergrund ist das Problem

Alle Looselay-Produkte auf dem Markt haben eine Achillesferse: den Unterboden bzw. den vorhandenen Altbelag. Dieser muss zwingend eben, sauber, trocken und rissfrei sein und stellt in seiner handwerklichen Vorbereitung ebenso hohe Ansprüche als würde der Designbelag fest verklebt. Deshalb kritisiert Friedbert Hitscherich, Vertriebsleiter bei Großhändler Lotter+Liebherr, dass unter diesen Bedingungen der Vorteil der einfachen und schnellen Verlegung verloren gehe. Mehrere Anbieter empfehlen jedenfalls, im Zweifel vor der Verlegung immer den Anwendungstechniker zur Eignung der Fläche zu befragen.

Bei Project Floors hat man festgestellt, dass Verleger häufig zu lose liegender Ware greifen, weil sie Zeit und Geld sparen wollen. Die LVT-Spezialisten sind deswegen davon überzeugt, dass der zukünftige Erfolg der lose verlegten LVT auch stark davon abhängt, wie Handel, Verarbeiter und Industrie die Vorteile und eben auch die Nachteile im Markt kommunizieren.

Die Hürther sehen in der eigenen Loose-Lay Collection eine Erweiterung der Einsatzmöglichkeiten von Designbelägen in Bereichen, die aufgrund von zeitlichen oder untergrundbedingten Einschränkungen eine vollflächig verklebte Verlegung bisher nicht zugelassen haben. "Hierbei ist aber deutlich hervorzuheben, dass es sich dabei insbesondere beim Einsatz im Objektbereich nicht um eine gleichwertige Alternative zum festverklebten Belag handelt. Insbesondere die Punkte der Fugenbildung und des gleichmäßigen Flächenbildes sprechen für die verklebten LVT, da weder ein lose noch ein schwimmend verlegter Belag hier die gleichen Ergebnisse erzielen kann", sagt Project Floors-Geschäftsführer Markus Dünkelmann. "Sind Abtrocknungszeiten des Klebstoffes in der Bauphase berücksichtigt sowie eine jederzeitige Wiederaufnehmbarkeit des Bodens nicht erforderlich, so sind und bleiben die verklebten LVT das Optimum und unsere Empfehlung."

Die Anbieter und Branchenbeobachter attestieren der Produktkategorie dennoch gute Chancen, in zwei bis drei Jahren einen Anteil am Gesamtmarkt für Designbeläge (2014: ca. 17-18 Mio. m2) zwischen 5 und 10 % zu erreichen. Das sind optimistische Schätzungen, wird doch davon ausgegangen, dass momentan lediglich 1 % der hierzulande verarbeiteten Designbeläge lose liegen.

Bis das Stück vom LVT-Kuchen für Looselay so groß geworden ist, müssen noch einige Hürden genommen und viel Aufklärungsarbeit geleistet werden, wie die Stimmen aus Handel und Handwerk zeigen, die wir gesammelt haben. Momentan sind Großhändler, ihre Handwerkskunden sowie Objekteure skeptisch gegenüber den Produkten. Sie sind sehr zufrieden mit den schwimmend zu verlegenden Klick-Designbelägen und trauen sich an lose liegende Produkte (noch) nicht so recht heran. Grundsätzlich sehen aber auch Handel und Handwerk die enormen Vorteile von Looselay-Produkten für spezielle Anwendungsbereiche.

(jochen.lange@snfachpresse.de)

Lose liegende LVT - Vorteile und Grenzen


Vorteile
+sehr schnelle und einfache Verlegung
+Wiederaufnahme
+Wiederverwendung
+rückstandsloser Rückbau
+Einsatzgebiete mit kurzen Belagswechselzyklen: Laden- und Messebau, Sonder- und Aktionsflächen im Handel, private Mietobjekte, Teilflächen in Hotel und Büro
+Installation bei laufendem Betrieb
+Kostenersparnis, kein Permanent-Klebstoff erforderlich
+direkt begehbar nach Installation
+eignet sich für Hohlraum- und Zwischenböden

Grenzen
-besonders sorgfältige Untergrundvorbereitung nötig (eben, sauber, trocken und rissfrei), wie bei fest zu verklebender Ware
-die meisten Produkte benötigen doch Klebstoffe, Haftgründe, Harzimprägnierungen oder sonstige Hilfsmittel
-schlechtere Verlegeergebnisse in Bezug auf Fugenbildung und gleichmäßiges Flächenbild im Vergleich zu fest
verklebten LVT
aus BTH Heimtex 09/14 (Bodenbeläge)