Farben, Lacke und Lasuren auf Wasserbasis

Die Zukunft gehört umweltfreundlichen Anstrichen

Während Maler noch vor ein paar Jahren Abstand nahmen von wasserbasierten Anstrichen und bevorzugt die gewohnten
lösemittelhaltigen Produkte verwendeten, ist der Umgang mit den innovativen Farben, Lacken und Lasuren inzwischen
Routine für den Profi. Der Trend hin zu den gesunden, umweltfreundlichen Anstrichen lässt sich zumindest im Innenbereich nicht mehr aufhalten, sind Experten sicher.

Mit der europäischen Decopaint-Richtlinie, die Grenzwerte für den Anteil von Lösemitteln (VOC) in Farben und Lacken festlegt, wurde eine Entwicklung in Gang gesetzt, die nicht zuletzt durch das gestiegene Umwelt- und Gesundheitsbewusstseins weiteren Schub erhielt: Der Marktanteil wasserbasierter Anstriche legt in Deutschland stetig zu. Das belegen Zahlen des Herstellerverbands VdL: Während die Produktion der lösemittelhaltigen Lacke 2013 gegenüber dem Vorjahr um 2,2 % sank, nahm die Herstellung von Dispersionen, Putzen und wässrigen Anstrichen um 4 % zu.

"Der Trend wird immer stärker. Der Endverbraucher will keinen Lack mehr, der riecht", meint Jürgen Brunschede, Produktmanager Farben und Einkaufsleiter beim Farben-Großhändler Sonnen-Herzog. Das hätten auch die Maler erkannt, für die die Verarbeitung der neuen Produkte inzwischen Routine sei.

Laut Buschwede liegt der Anteil im Privatbereich verarbeiteter wässriger Lacke bereits bei 75 %. Dies beziehe sich aber nur auf Innenanwendungen. Außen seien die konventionellen Produkte weiterhin dominant. Sie punkteten aufgrund ihrer Witterungsbeständigkeit und besonderen Schutzfunktion nach wie vor gegenüber den wässrigen Alternativen. Das bestätigt Harald Kranz, Marketingleiter bei Zero-Lack: "Im Außenbereich bleiben lösemittelhaltige Lacke weiterhin aktuell."

Innen bereits Standard

In den eigenen vier Wänden wollten Auftraggeber aber keine Kopfschmerzen mehr riskieren und verlangten von ihrem Maler geruchlose, gesunde und umweltfreundliche Anstriche. "Und in wenigen Jahren werden neue EU-Richtlinien die Verwendung lösemittelhaltiger Lackprodukte weiter einschränken", prophezeit Kranz.

Nach Auskunft von Dr. Klaus Müller, Produktmanager bei Südwest, müssen die Lacke und Lasuren als Schutzschicht auf verschiedensten Untergründen eine Reihe von Qualitätsmerkmalen aufweisen: gleichmäßiger Verlauf, hohe Farbtonstabilität, schnelle Trocknung und einfache Verarbeitbarkeit. Diese Anforderungen erfüllten heute auch die wässrigen Produkte, die den lösemittelhaltigen in nichts nachstünden.

Das ergab auch eine Analyse des Instituts für Lacke und Farben (ILF) im Auftrag des Umweltbundesamtes (Texte 4/2006). Untersucht wurde die Gebrauchseigenschaften konventioneller, lösemittelhaltiger Lacke im Vergleich zu schadstoffarmen, wasserbasierten und den lösemittelreduzierten, so genannten High Solids. 63 Produkte wurden auf ihre mechanischen und optischen Eigenschaften, ihre Schutzwirkung und ihre Verarbeitung hin untersucht.

Das Ergebnis: Die wasserbasierten Lacke und Lasuren sowie die lösemittelreduzierten Produkte sind den lösemittelhaltigen in ihrer Leistungsfähigkeit ebenbürtig, übertreffen sie teilweise sogar. Das Bundesumweltamt rät daher, im Interesse von Gesundheit und Umwelt zu wasserbasierten Produkten zu greifen.

"Der Trend hin zu den wasserbasierten Formulierungen ist nicht mehr aufzuhalten", versichert Müller. Dies liege unter anderem daran, dass die Werkzeuge für die Verarbeitung von Wasserlacken parallel zur Qualität der wässrigen Anstriche vorangeschritten sei. Vor allem moderne Spritzverfahren brächten gute Ergebnisse.

Dieter Löhrer, Leiter technischer Service bei Dinova, betont jedoch: "Maler müssen sich bei der Verarbeitung von wasserbasierten Lacken umstellen. Generell muss feiner geschliffen werden, passendes Werkzeug ist für Wasserlacke anders als für lösemittelhaltige." Alle namhaften Hersteller machten detaillierte Angaben zur materialgerechten Verarbeitungstechnik und zum passenden Werkzeug.

(cornelia.kuesel@snfachpresse.de)
aus BTH Heimtex 09/14 (Farben, Lacke)