Tapetenkeller Hamburg: Hier geben sich Filmemacher die Klinke in die Hand

Mekka für Kreative

Die Tapete avancierte zum Modeprodukt. Davon profitiert Cumali Ilkin. In seinem Fachgeschäft "Der Tapetenkeller" in Hamburg bietet er ein umfassendes Sortiment an aktuellen Kollektionen. Herzstück des im Souterrain befindlichen Ladens, dessen Inneneinrichtung aus der Zeit gefallen zu sein scheint, sind aber Oldies aus den 1950er bis 1990er Jahren. Auf sie stürzen sich Filmemacher, Theaterregisseure und Fotografen. Sogar im "Tatort" waren Ilkins Tapeten schon zu bewundern.

Herrlich altmodisch und charmant wie Tante Emma präsentiert sich "Der Tapetenkeller" in der Budapester Straße in Hamburg. Wer die Stufen zum Verkaufsraum hinuntergeht, fühlt sich, als sei die Zeit vor 50 Jahren stehen geblieben. Jede Wand ist zugeklebt mit kleinen Tapetenmustern, die Regale quellen über von Rollen, die mit Musterbüchern belegten Tische biegen sich unter der Last. Wer hier sucht, wird fündig - ob für das Schlafzimmer, den Wohnraum, das Kinderreich oder die Küche. Doch vor allem Filmschaffende zieht es in den urigen Laden, der so schrill erscheint wie die Umgebung mit der nahen Reeperbahn. Hier können sie original Tapeten aus den 1950er bis 1990er Jahren aufstöbern, die für so manche Verfilmung das letzte I-Tüpfelchen der Innenausstattung bilden.

"Mein Vorgänger hat diese Tapeten vor 15 Jahren aus alten Beständen aufgekauft. Ich habe 2.000 alte Tapetenmuster auf Lager", erläutert Cumali Ilkin, der seit 18 Jahren im Dienste des Tapetenkellers steht, seit drei Jahren als Inhaber. Im Sortiment sind bekannte Künstler- und Designertapeten von Marburg und Rasch, aus oxidiertem Leinöl hergestellte Lincrusta-Wandbeläge und eine Micky-Maus-Tapete aus Kanada. Kein Wunder, dass sich Fotografen, Filmemacher, Theraterregisseure und Innenarchitekten im Tapetenkeller die Klinke in die Hand geben.

Kunden bis nach China

Zu sehen waren Ilkins Wandbeläge in zahlreichen Serien wie dem "Tatort" und Filmen wie "Soulkitchen". Den größten Auftrag aber bekam er aus China. Für eine riesige Halle wurden eine Barocktapete und dazu passender Teppichboden bestellt. Das brachte einen Umsatz in Höhe von rund 30.000 EUR.

Aber auch andere aufregende Aufträge trudeln im Tapetenkeller ein. So wollte eine Kundin den Text eines Buches als Muster an der Wand haben. Für Ilkin kein Problem, er bestellte das Geforderte über Berlin-Tapete. "Mit unseren Sonderanfertigungen erfüllen wir auch ausgefallenste Wünsche", betont er.

Werbung hat der Inhaber des gediegenen Fachgeschäfts mit Kultcharakter, das ganz im Retro-Trend liegt, nicht nötig. "Die Leute kommen über Mund-zu-Mund-Propaganda und mindestens zehn Kunden pro Monat vom Showroom des Deutschen Tapeten-Instituts", weiß er. Auch das Internet kommt dem Tapetenkeller zugute. Wie Ilkin sagt, informieren sich viele potenzielle Käufer auf der Webseite und fordern teilweise Muster an, manchmal per E-Mail auch die gewünschten Rollen. Einen Webshop gibt es noch nicht, er ist aber in Planung.

Erfreut zeigt sich der Geschäftsmann darüber, dass die Laufkundschaft stark zunimmt, insbesondere die Zahl junger Interessenten. "Die Menschen wollen die Tapete im Original sehen und sie anfassen", erläutert Ilkin. Das sei im Internet nicht möglich. Inzwischen hat er mehr als 700 Stammkunden. "Und es werden immer mehr." Die Tapete werde als Interior-Produkt zunehmend beliebter.

Mehrheitlich gewerbliche Kunden

Bei Ilkin kaufen aber vor allem gewerbliche Kunden, ihr Anteil beträgt rund 70 %. Darunter sind nicht nur die Filmschaffenden und Kreativen, die wegen der Oldies in die Budapester Straße kommen. Auch Betriebe von der Reeperbahn kaufen im Tapetenkeller ein - vor allem Wandbeläge im Barockstil wie die von Versace. Sogar eine afghanische Shisha-Bar gehört zu den Abnehmern.

Anders als die gewerblichen Kunden interessieren sich die Privatleute, die vorwiegend im mittleren Einkommensbereich liegen, eher für die modernen Kollektionen und preisreduzierte Lagerbestände. Zu den Rennern der neuen Kollektionen zählen die Glööckler-Tapeten von Marburg und Versace von A.S. Création.

Insgesamt verkauft Ilkin rund 9.500 Rollen pro Jahr sowie diverse Fototapeten, dazu Malerzubehör wie Farben, Pinsel, Kleber und Zierprofile. Noch bietet er auch Bodenbeläge an, doch die Kunden kommen hauptsächlich wegen der ausgefallenen Tapeten. Deshalb will sich der Inhaber vom zunehmend weniger lukrativen Bodengeschäft trennen. Dafür ist der Ankauf weiterer Altbestände geplant und eventuell kommen auch alte Wandfliesen mit ins Sortiment. "Das ist aber mit einem dicken Fragezeichen versehen", betont Ilkin.

Gegründet wurde der Tapetenkeller 1985. Als Ilkin das Geschäft Anfang 2011 übernahm, war ihm klar, dass Service der Schlüssel zum Erfolg ist. Deshalb berät er die Kunden professionell, sucht ihren Angaben entsprechend nach der passenden Tapete. "Ich berate gerne", sagt er und fügt hinzu: "Dadurch kommen die Kunden auch wieder." Das nötige Wissen über den Wandbelag hat er sich quasi als Autodidakt angeeignet.
(cornelia.kuesel@snfachpresse.de)

Der Tapetenkeller - Daten und Fakten


Der Tapetenkeller
Budapester Straße 51
20359 Hamburg
info@tapetenkeller.de
www.tapetenkeller.de

Inhaber: Cumali Ilkin
Gründungsjahr: 1985
Verkaufsfläche: 180 m2
Lagerfläche: 100 m2
Produkte: Tapeten, Farben und Zubehör, Bodenbeläge
aus BTH Heimtex 09/14 (Handel)