Afghanmade Carpets

Jahrhunderte altes Wissen nutzen


Die vom US-Verteidigungsministerium gestartete Initiative Afghanmade Carpets will ausländischen Marktteilnehmern einheimisches Know-how nutzbar machen und gleichzeitig Jobs in Afghanistan schaffen. Mitgliedsunternehmen sollen von einer Infrastruktur profitieren, die Trainingsmaßnahmen, Qualitätskontrollen und Waschanlagen umfasst.

Lisa Sanchez hat in ihrer Zeit als US-Militärangehörige im Irak und in Afghanistan alle Schreckensseiten des Krieges kennengelernt. Als ihre Einsatzzeit schließlich vorüber war und sie hätte nach Hause zurückkehren können, sagte sie sich: "Ich will diese Länder nicht in einer solchen Erinnerung behalten, sondern aktiv zu einem zivilen Wandel beitragen." Und deshalb ist sie heute Projektmanagerin von Afghanmade Carpets, einer 2012 gegründeten Initiative der Task Force for Business and Stability Operations des US-Militärs. Diese hat sich zum Ziel gesetzt, die Jahrhunderte alten Traditionen des Teppichknüpfens in Afghanistan für die Teppichbranche in aller Welt nutzbar zu machen. Dafür wurden Teppichexperten ins Land geschickt, um die lokalen Knüpfer bei der Materialauswahl, Spinntechniken und einer zeitgemäßen Farb- und Musterwahl zu schulen.

Um insgesamt 160 neue Farben und sechs neue Knüpftechniken wurde das vorhandene Angebotsspektrum dabei erweitert. Zwei Pilotprojekte in Marsar-e Sharif und Herat mit eigenen Waschanlagen und Finishing-Werkstätten wurden gegründet. Ziel ist es, möglichst viel Wertschöpfung im Land zu halten. Denn noch heute ist es üblich, die Teppiche direkt vom afghanischen Knüpfstuhl aus nach Pakistan zu transportieren, wo sie gewaschen werden und schließlich auch in der dortigen Exportstatistik landen.

Afghanmade Carpets hat ausländische Unternehmen mit lokalen Herstellern zusammengeführt. Dabei handelt es sich überwiegend um US-Unternehmen, aber auch um die österreichische Oritop oder das chilenische Unternehmen Ignacio Larrain. Insgesamt 6.000 afghanischen Knüpferinnen hat die Initiative bisher ein festes Einkommen verschafft.

Außerdem wirbt Afghanmade Carpets um neue Mitgliedsunternehmen. Diese sollen ihre Produktionsmittel im Land beziehen und profitieren dann von den Trainingsmaßnahmen, der Qualitätskontrolle und den Waschanlagen der Initiative. Dabei haben die Mitgliedsunternehmen in einem Umfeld weltweit schrumpfender Knüpfkapazitäten letztlich auch einen sicheren Zugriff auf ein professionelles Produktionsumfeld. "Durch uns können sie mit erfahrenen lokalen Herstellern zusammenarbeiten und müssen nicht mühsam selbst eine qualifizierte Produktion aufbauen", resümiert Sanchez. "Und bereits im Land tätige Unternehmen können durch Afghanmade Carpets vor Ort bleiben, wo sie ansonsten aus Sicherheitsgründen vielleicht hätten abziehen müssen."
aus Carpet Magazin 03/14 (Teppiche)