Andreas Specht (33) Parkettlegermeister aus Vilseck

Selbständig machen - nur mit Meisterbrief


Andreas Specht ist seit dem 7. April 2010 Parkettlegermeister. Der Schreiner mit der Baseballmütze und dem Specht als Markenzeichen am Meisterstück musste lange auf die Gelegenheit zur Weiterbildung warten. Für ihn war immer klar: Wenn er sich selbständig macht, dann nur mit Meisterbrief.

Als selbständiger Parkettlegermeister mit einem Lehrling habe er einerseits viel mehr zu tun, sei aber wesentlich ausgeglichener als vorher. Er begründet es unter anderem mit der Tatsache, dass er von Anfang an die Kundengespräche führt und damit Aufträge mit ihm klar abgesprochen sind. Gut gelaunt und mit einem Lächeln im Gesicht begegnet er seinem Gegenüber, ob im eigenen Ladengeschäft oder auf der Baustelle. Natürlich hatte er Bammel, sich gleich nach der Meisterprüfung selbständig zu machen, gibt er heute zu. Doch bereits ein Jahr danach hatte er so viele Aufträge, dass er sie allein nicht mehr bewältigen konnte und als Folge einen Lehrling in Ausbildung nahm.

Ausbildung als Schreiner - Gesellenbrief und keine Übernahme
Als Andreas Specht nach der Schreinerlehre von seinem Betrieb nicht übernommen wurde, wechselte er die Branche und arbeitete für einen Raumausstatterbetrieb am Ort. Dort wurde ein Holzfachmann zum Schleifen und Aufarbeiten von Parkettböden gesucht. Als Quereinsteiger arbeitete er sich rasch in das Metier ein. Nach 11 Jahren im Unternehmen hatte er soviel Erfahrung mit Holzböden, dass er sich selbstständig machen wollte. Doch der Meisterbrief gehörte für ihn einfach dazu. Drei Jahre musste er warten, bis in Bamberg wieder ein Meisterkurs für Parkettleger zusammen kam, dann konnte ihn nichts mehr bremsen.

Der Weg zum Meister war endlich frei
Der Zeitpunkt für die Meisterausbildung war im Grunde denkbar ungünstig: Ein Hausumbau mit viel Eigenleistung, ein Kleinkind zu Hause und seine Frau mit dem zweiten Baby schwanger. Da Stefanie Specht als Mechatronikerin bei Siemens morgens schon früh startete, brachte er die gemeinsame Tochter zum Kindergarten, bevor er auf die Baustelle fuhr. Abends nach der Arbeit ging es auf der eigenen Baustelle weiter. Doch noch länger warten, kam für Andreas Specht nicht mehr in Frage. Daher startete er sofort mit den theoretischen Modulen III und IV als Vollzeitkurs in Regensburg. Vier Monate später begannen die praktischen Teile I und II in Bamberg in Teilzeit. Jedes zweite Wochenende von Donnerstag bis Sonntag war damit ausgebucht. Im Nachhinein würde er sich mehr Zeit lassen, doch es war die Strapaze wert.

Der fachpraktische Unterricht
Der praktische Teil der Ausbildung war für ihn der interessantere. In der Klasse kam er mit Handwerkern mehrerer Nationalitäten aus dem gesamten Bundesgebiet zusammen. Alle saßen in einem Boot mit dem gleichen Ziel. Es herrschte ein reger Austausch. Obwohl Heinz Brehm hohe Anforderungen an die Handwerksarbeit stellte, war er im Umgang locker. Die Diskussionen mit dem erfahrenen Handwerksmeister über Lösungsansätze und Ausführungen waren wertvolle Unterrichtsbeiträge, lobt der Parkettlegermeister, ebenso sein fachliches Grundwissen, das heute kaum jemand so abrufen kann. Das exakte Arbeiten ohne Meterstab zum Beispiel bringt auf der Baustelle einen echten Zeitgewinn. Nun selbst Ausbilder, gibt er dieses Wissen gern an seinen Lehrling weiter.

Mit Meisterbrief kein höheres Gehalt
Zum zweiten Mal in seinem Leben musste Andreas Specht erfahren, dass Betriebe wohl qualifizierte Mitarbeiter wollen, aber nicht bereit sind, die Leistung zu honorieren. Als sein Chef ein Mehrgehalt verweigerte, nahm der frisch gebackene Meister zwei Monate Elternzeit, um seinen langgehegten Wunsch nach Selbstständigkeit nun sofort umzusetzen. Er akquirierte Baustellen, schrieb Architekten und Bauträger an. Doch so leicht war der Start nicht. Sein Chef meinte beim Abschied, ihn in einem Jahr wieder reumütig übernehmen zu können. Doch für den jungen Meister war die Zeit reif. Die Konjunktur ist gut, überall wird gebaut. Zudem werden qualifizierte Handwerker in Zukunft noch mehr gefragt sein, denn solche gibt es immer weniger.

Der Schritt in die Selbstständigkeit
Zunächst ohne richtigen Auftrag ließ bei dem jungen Betriebsinhaber ein etwas mulmiges Gefühl aufkommen. Doch er hatte Glück. Sein Wohnort in Vilseck direkt am Truppenübungsplatz Grafenwöhr ist auch Standort der amerikanischen Streitkräfte. Ständig sind dort Bauten zu renovieren. Für eine Ausschreibung fehlte noch ein drittes Angebot und das sollte er abgeben. Obwohl er nicht der Billigste war, erhielt er den Auftrag. Als Spezialbetrieb für Bodenbeläge ist er der einzige im Umkreis von 30 Kilometern. Die Arbeitsqualität, die er ablieferte, brachte Folgeaufträge, auch von privater Seite. Sogar in Berlin war er jetzt im Privatbau unterwegs. Es spricht sich herum, dass der junge Unternehmer mit der Baseballmütze und der Musterplatte mit Specht als Beschriftung des Firmenfahrzeugs gute Arbeit zu fairen Preisen abliefert.

Qualität macht sich bezahlt
Mundpropaganda sorgt für ein florierendes Unternehmen. Damit haben sich die Lehrgangskosten schnell amortisiert. Die Qualität und eine Rechnung, die oftmals günstiger als das Angebot ausfiel, sprachen sich schnell herum. Nach der Investition in Maschinen und ein Firmenfahrzeug konnte nun auch in einen Ausstellungsraum investiert werden. Die Gelegenheit, die sich bot, war günstig. Vis a vis vom Einkaufszentrum in einem ansprechenden Gebäude wurde ein Ladenlokal frei. Am 8. Dezember 2013 war Eröffnung. Der Großhandel Jordan unterstützte ihn als Partner bei der Einrichtung. Inzwischen erzielt Andreas Specht zwei Drittel des Umsatzes mit dem Handel von Parkett und Bodenbelägen, auch an DIY-Kunden, die auf gute Produkte und Beratung wert legen.

Jetzt schon Ausbildungsbetrieb
Innerhalb des ersten Jahres hatte er so viele Aufträge, dass er Unterstützung brauchte. Da meldete sich der Freund seines Bruders, der mit seiner Lehre als Spengler unzufrieden war. Nach einem kleinen Praktikum war alles klar. Kubilay Kuscuoglu sah, wo er zugreifen musste und arbeitete handwerklich präzise. Die Baustelle verließ er sauber. Damit hatte er seinen Lehrvertrag. Nun war noch eine Hürde zu knacken. Der junge Mann brauchte einen Führerschein und ein Auto. Als Vorschussdarlehen erhielt er beides von seinem Ausbilder und ist nun hoch motiviert, seinen Vorschuss wieder abzuarbeiten. Nach der Lehre wird er übernommen und ein weiterer Lehrling hat dann die Chance zu einer Ausbildung im Betrieb. Der Auszubildende wird voll mit eingesetzt und erhält Verantwortung nach dem Prinzip fördern durch fordern. Fehler sind erlaubt, doch es muss dabei ein Lerneffekt entstehen. Auch wenn der Betriebsinhaber mit der Lehrmethode eventuell Reklamationen und Kosten hat, will er es besser machen, als er es in seiner Lehrzeit erlebt hat.

Zukunftspläne
Der Jungunternehmer plant, langsam zu wachsen. Der Betrieb muss für ihn überschaubar bleiben. Objekte bis 500 Quadratmeter sind derzeit die Grenze. Er möchte auch noch Zeit für seine Familie haben. Sein Versuch, einen externen Mitarbeiter noch zu rekrutieren, scheiterte. Daher soll der Betrieb aus sich heraus mit selbst ausgebildeten Leuten wachsen. Mittelfristig möchte er den Verkauf weiter ausbauen und nur noch bei der Parkettverlegung oder Spezialaufträgen auf der Baustelle sein. Momentan machen Designbeläge mit bis zu 75 Prozent den Hauptteil der Verlegearbeiten aus.

Specht Parkett und Bodenbeläge GmbH


Amberger Str. 1
92249 Vilseck
Tel: 09662 23 64 20
Mobil: 0171-4935410

Geschäftsführer: Andreas Specht
Mitarbeiter: 1 Lehrling im 2. Lehrjahr
Geschäftsfelder: Parkett und Bodenbeläge, Verkauf und Verlegung
aus Parkett Magazin 06/14 (Handwerk)